Insel Nr. 14: Uschischir.

Vor einem Monat kannte ich einen der erstaunlichsten, bezauberndsten und fotogensten Orte unseres Planeten noch gar nicht. Jetzt kenn ich ihn. Ich spreche über Uschischir.

„Uschischir?“ werden Sie nun fragen. Was ist das? Ein entfernter Verwandet von Yorkshire? Ein Cousin von Shir in Tolkiens Mittelerde?

Nein, natürlich nicht. Uschischir ist ein alter Vulkan mit einer Caldera, die bis auf Meereshöhe eingestürzt ist. Eine Vulkanbucht.

Der beste Platz hier für visuelle Meditation ist ganz oben an der Kante der Caldera. Die Bucht selbst ist eine Augenweide. Und dann kommen an den Außenseiten noch Wellen vom Pazifik und vom Ochotskischen Meer hinzu. Hier kann man einfach sitzen und stundenlang die Umgebung anstarren. Und je höher man die Kraterseiten hochwandert, desto besser – die Aussicht ist den Aufstieg allemal wert.

1Da braucht man keine Photoshop-Verbesserungen. Naja, vielleicht ein kleines bisschen

Uschischir ist die schönste Insel der Kurilen, vielleicht sogar die schönste der WeltTweet

Uschischir ist eigentlich gar keine Insel, sondern ein Archipel aus zwei kleinen und vielen winzigen Inseln und Felsformationen, fast in der Mitte der Inselkette der Kurilen. Die zwei größten Inseln heißen Yankicha und Ryponkicha. Das klingt auf jeden Fall ein bisschen slawisch; allerdings sind das russische Versionen alter Ainu-Namen: der erste bedeutet so etwas wie „praktisch zum an Land gehen“ (wie uns unser Touristenführer Igor sagte).

2Quelle

Das an Land gehen auf Yankicha war allerdings begleitet von einer kalten Morgendusche auf unserem Motorboot, da die Wellen an der Küste der Insel recht heftig waren – ein erfrischender und belebender Landgang. Unsere Expedition an Land war dann weniger überraschend, aber genauso stimulierend…

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Die Insel ist ein alter Meeresvulkan, dessen übrig gebliebene Caldera auf 300 Meter über dem Meeresspiegel ansteigt. Im Inneren findet sich eine kleine Bucht mit drei kleinen Hügeln – drei relativ junge Baby-Vulkane.

Wir blieben nicht lange auf Meereshöhe, nachdem wir vor dieser überirdischen Schönheit standen. Ehe wir es uns versahen, liefen wir die Caldera hoch zu ihrer Kante. Das war kein Spaziergang, sondern ein harter Aufstieg, da wir durch hohes, dichtes Gras mussten. „Wie durch einen riesigen Heuhaufen“, wie Ivan anmerkte.

7Such den Pool

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Der obere Rand der Caldera kann in zwei oder drei oder vier Stunden umrundet werden – je nach Leistungsfähigkeit der Reisegruppe. Und je weiter man gegen den Uhrzeigersinn geht, desto höher kommt man und desto grandioser sind die Ausblicke.

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Ich wusste nicht, wann der Uschischir zum letzten Mal ausgebrochen ist, also befragte ich natürlich die Wikipedia. Und die sagte mir, dass das im Jahr 1884 passierte – vor 130 Jahren. Nichtsdestotrotz ist das hier ein wirklich „echter“ Vulkan. Abgesehen von dem typischen vulkanischen Aussehen der Caldera und der drei Hügel darin, gibt es auch ein bisschen Vulkanismus: Eine kleine Fumarol-Lichtung und heiße Quellen.

Lifehack: So baut man einen Pool aus einem Zelt. Von @e_kasperskyTweet

Mit der typisch russischen Wir-arbeiten-mit-dem-was-wir-haben-Einstellung haben wir es geschafft, aus einem unserer Zelte einen provisorischen Pool zu basteln! Wer hätte gedacht, dass wir an diesem einsamen Ort so touristisch werden? Es war schön, in warmem Wasser liegen zu können, nachdem wir einige Zeit vorher die kalte Dusche hatten. Karma :).

15Kondensmilch für den Tee, muss schon sein

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Doch die aktiveren und ruheloseren unter uns haben beschlossen, die Gemütlichkeit des Pools hinter sich zu lassen und die Insel weiter zu erkunden. Und sie wurden dafür belohnt: Sie entdeckten einen Tunnel, der unter der Caldera vom Meer zur inneren Bucht durchgeht. Bingo!

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Sie haben auch viele exotische Vögel gesehen, die sich ganz schön gefährlich auf den Klippen niedergelassen hatten…

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Vielleicht fragen Sie sich nun, wo der Titel dieses Artikels – „Insel Nr. 14“ – herkommt.

Nun, auf alten Karten sind die Kurilen von Nord nach Süd durchnummeriert, so dass jede eine Nummer und einen Namen hatte. Die erste Insel (Nr. 1) ist Schumschu – sie liegt Kamtschatka am nächsten; die zweite ist Paramuschir; die dritte ist die Anziferow-Insel; gefolgt von Makanruschi, Onekotan, Charimkotan, und so weiter und so fort:

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Eine Warnung gleich noch! Es gibt hier unzählige Polarfüchse – und die sind neugierig!

Sie graben sich kleine Bauten in die Klippen (auffälligerweise hat keiner der exotischen Vögel sein Heim in der gleichen Nachbarschaft 🙂 ), und haben ein recht gutes Leben – sie vermehren sich ganz gut. Vor Menschen haben sie überhaupt keine Angst (auch nicht vor Hunden, wie wir herausgefunden haben) und kommen nah heran, schnüffeln und schnauben mit ihren vorlauten kleinen Schnauzen (und sie haben unheimliche, gelbe Augen)…

Warum aber die Warnung? Lassen Sie keine Kleidung oder andere Habseligkeiten herumliegen, denn sie markieren ihr Revier nur zu gerne – und alles, was darauf herumliegt!

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Das war der achte Tag unserer Segelexpedition zu den Kurilen, und auch der unvergesslichste. Uschischir – ein außergewöhnlicher Ort. Einzigartig. Absolut zu empfehlen.

Die Kurilen: Außergewöhnlich. Einzigartig. Absolut zu empfehlenTweet

Fortsetzung folgt!…

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Alle Fotos finden Sie hier.

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