5 Nov 2013
Silicon Island.
Von Zeit zu Zeit teile ich meine geopolitischen Beobachtungen, die ich auf meinen Reisen mache. Jetzt ist es wieder einmal soweit…
Es gibt da diese Insel im Atlantik – eine Insel namens Irland. Man kann aus ihrem Boden nicht wahnsinnig viele praktische Dinge holen, das Klima ist nicht der Rede wert und ihre Lage ist etwas abseits – man könnte sagen… an der Peripherie Europas. Und hin und wieder leidet die Insel unter einer ausländischen Finanzkrise.
Was macht ein Land also, wenn es nicht die beste Figur im Fitnessstudio hat? Denken – das macht es!
Und das wurde gemacht…
Sie haben darüber nachgedacht, und es auch durchgezogen, das Land so attraktiv wie möglich für ausländische Investoren und Firmen zu machen, indem sie die möglichst komfortabelste Wirtschaftsumgebung geschaffen haben. Es wurde eine spezielle Behörde extra dafür eingerichtet: IDA Ireland. Dort arbeitet eine Armee einsatzfreudiger Angestellter und Beamter, deren einzige Aufgabe es ist, Werbung für ihr Land zu machen. Und das haben sie bisher ganz gut gemacht: Etwa tausend ausländische Firmen sind hier ansässig, auch viele IT-Unternehmen. Google ist hier, Microsoft, IBM, Apple und viele andere. Im Grunde ist jeder hier! Jetzt auch Facebook, die von Bono angelockt wurden (aber erwähnen Sie nicht „Philanthropie“ und „Steuerwohnsitz im Ausland“ im gleichen Satz 🙂 ).
Die total begeisterte Irland-Werbeagentur erinnert mich an eine ähnliche Institution in Singapur, die in dessen Industrialisierungs- und Modernisierungs-Strategie, sowie der Entwicklung des Landes eine wichtige Rolle gespielt hat. BTW: Irlands Ryanair ist die zweitgrößte Fluglinie Europas (nach der Lufthansa) – ein weiteres Beispiel für den Status als unauffälliges Machtzentrum. Irland hat mehr zu bieten als langsam gezaptftes Guinnessman auf den ersten Blick sieht.
Aber was habe ich in Irland gemacht? Ich war bei einem Treffen der lokalen IT-Truppe – diesmal im Rahmen einer Ausstellung und Konferenz namens Web Summit: über 600 (!) Startups jedes Kalibers und jeder Nationalität in einem kleinen und vollgepackten Messezentrum. Die Startups konnten sich präsentieren und sich mit Nachbarn sowie Investoren bekannt machen, während große Firmen einen Blick auf all die frischen Innovationen werfen konnten. Alles gut, aufregend, interessant, lohnenswert und einwandfrei!