Monatliches Archiv: Januar 2013

Große Klappe, nichts dahinter.

„Alle Tiere sind gleich, doch manche sind gleicher als die anderen.“ Das sagte Napoleon, das Chef-Schwein in Orwells dystopischem Klassiker. Das Geniale an dieser Aussage ist ihre Allgemeingültigkeit – ein kleiner Zusatz bringt die Wahrheit ans Licht. Aber dieses witzige Paradox [sic] passt nicht nur in Farm-Revolutionsgeschichten, sondern auch bei einem (anscheinend ganz anderem) Thema wie – halten Sie sich fest – Antivirus-Tests! „Alle veröffentlichten AV-Testergebnisse sind gleich, doch manche sind gleicher als die anderen.“ In der Tat können die von manchen AV-Herstellern veröffentlichten Testergebnisse unabhängiger Vergleichstests nicht mehr als gleichwertig bezeichnet werden, nachdem erfinderische Marketingleute ihre Magie angewandt und die Ergebnisse „verarbeitet“ haben: Sie sind so verzerrt, dass man daraus keinen wahren Gehalt ziehen kann.

Nehmen wir eine fiktive Antivirus-Firma – eine, die sich kaum mit hervorragender Technologie oder Schutzqualität von den anderen unterscheidet, aber riesige Ambitionen hegt und einen Super-Duper-Umsatzplan hat. Was kann die Firma also tun, um der Weltherrschaft etwas näher zu kommen? Die Antivirus-Engine verbessern, die Antiviren-Datenbank erweitern und/oder Qualität und Performance des Scans zu erhöhen? Nein, nein, nein. Das dauert viiiieeeeel zu lange. Und kostet viiiieeeeeel zu viel Geld. Das gilt aber nur, wenn man bereits ganz oben in der Liga der Antivirus-Produzenten mitspielt (die erste Liga zu erreichen ist nicht so schwer). Doch je näher man der Spitze der Champions Leage der Schutzprogramme kommt, umso mehr Geld muss man für jedes weitere Hundertstel eines echten Prozents Schutz investieren.  Und umso mehr Experten benötigt man.

Es ist billiger und schneller, einen anderen Weg zu gehen – nicht den Weg der Technologie, sondern den Weg des Marketings. Deshalb werden mangelhafte technologische Fähigkeiten und Qualität der Viren-Entdeckung oft durch gerissene Informations-Strategien ausgeglichen.

Aber wie?

Indirekt; so wird das gemacht…

Was also ist die beste Art, die Qualität eines Antivirus-Produkts zu beurteilen? Natürlich über die unabhängige, objektive Meinung von Dritten. Analysten, Kunden und Partner geben gute Hinweise, doch ihre Unparteilichkeit kann nicht garantiert werden. Vergleichstests von unabhängigen, spezialisierten Testlabors sind dagegen das einzig Wahre. Doch die Tester sind eigenartige Wesen: Sie konzentrieren sich nur auf ihren kleinen Bereich – das Testen. Das ist eigentlich ganz gut, denn dann sind die Tests gut ausgeführt – also umfassend und akkurat –, und das ist gar nicht so leicht. Doch ihre Ergebnisse wirken manchmal… etwas langweilig, und sie könnten etwas aufpoliert werden. Hier kommt das Test-Marketing von jenen ins Spiel, die die Tests in Auftrag geben: die listige Manipulation der objektiven Testergebnisse – um die mit den schmutzigen Gesichtern wie Engel aussehen zu lassen, und/oder die erstklassigen Produkte wie Verlierer darzustellen. Das erinnert alles an die alte östliche Parabel von den blinden Männern und dem Elefanten. Nur dass in diesem Fall die Marketingleute – die alles genau sehen – die Ergebnisse absichtlich voreingenommen „wahrnehmen“. Die Blinden können nicht anders, als Sinnestäuschungen zu haben.

Es ist natürlich nicht kriminell, Testergebnisse zu manipulieren…

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