11 Sep 2014
Onekotan: Nichts ist besser.
Ich weiß nicht, warum, aber aus irgendeinem Grund sind Vulkane mein liebstes Naturphänomen.
Ich bin schon einige in aller Welt hochgeturnt und habe noch viel mehr von Hubschraubern aus gesehen – und noch mehr von der Seite. Die Aussichten, die sie alle bieten, sind atemberaubend. Santorin, der Fuji, der Gorely (vor dem Ausbruch), der Mutnowski, der Ksudatsch… Ich muss mal alle zusammenrechnen.
Alle Vulkane sind einzigartig und haben jeweils ihre Eigenheiten, und jeder ist auf seine eigene Art wunderschön. Es ist also nicht gerade einfach, sie zu vergleichen und in eine Rangfolge zu bringen.
Allerdings weiß ich jetzt zumindest, welcher Vulkan an der Spitze meiner Liste der besten Vulkane steht.
Ganz einfach: Es ist der Krenizyn auf der kurilischen Insel Onekotan. Das ist ein recht exklusiver Vulkan – für die ansporuchsvollen Vulkan-Connoisseure; er hat noch nicht einmal eine englische Wikipedia-Seite, und die deutsche Seite ist auch recht kurz :).
Aber die Ausblicke, die er bietet, sind absolut magisch.
Die fast perfekt runde Caldera ist riesig – sie hat einen Durchmesser von sieben (7) Kilometern. In der Caldera ist ein entsprechend großer See, aus dem der Kegel eines neuen Vulkans (mit 1.324 Metern Höhe) herausragt. Der Vulkan ist rundum vom Meer umgeben; der See liegt auf einer Höhe von etwa 400 Metern über dem Meeresspiegel und ist etwa 200 Meter tief. Das sind die Eckdaten dieses fantastischen Naturphänomens.
Der laut @e_kaspersky schönste Vulkan der Welt: KrenizynTweet
Der Anblick von oben ist ebenso beeindruckend. Auf Google Maps sieht der Vulkan so aus:
Und auf Yandex Maps sieht er ähnlich aus, nur mit ein bisschen mehr Schnee:
Onekotan hat keine Einwohner, und auch nicht viele Touristen besuchen die Insel. Man kommt nur mit dem Schiff nach Onekotan. Wir sind in der Nähe der Mündung des Flusses Fontanka an Land gegangen und mussten dann etwa 15 Kilometer über alte und kaum begehbare Wege zum Rand der Caldera gehen. Insgesamt haben wir an diesem Tag 30 Kilometer zurückgelegt, während wir aber nur bis zu einer Höhe von etwa 500 Metern gekommen sind.
Es kann sein, dass es kürzere Strecken zur Caldera gibt, aber selbst wenn, waren uns die nicht bekannt, und auf den Satellitenfotos waren keine anderen Wege zu sehen. Wenn aber jemand von Ihnen andere Strecken zur Caldera kennt – bitte Bescheid sagen! Man weiß ja nicht, ob wir vielleicht eines Tages wieder hierherkommen, um den Vulkan bei besserem Wetter zu besuchen :).
Ja, mal wieder das Wetter…
Wie Sie auf den Fotos sehen können, war das ein weiterer Tag mit typischem beiweitem-nicht-tollen kurilischem Wetter. Aber an diesem Punkt unserer Reise gewöhnten wir uns langsam an den Regen, den Nebel und die Düsternis, also haben wir das kaum bemerkt.
Doch als wir schließlich auf den Gipfel der Caldera kamen, war der Nebel dichter als je zuvor. Aber nach einem kleinen bisschen improvisierten Schamanismus (mit Gesängen, Münzen und Whisky…) klarte es auf. Zunächst erschien der Rand des Sees, dann der Fuß des Vulkankegels, dann der ganze See. Nur der Gipfel des Vulkans blieb verdeckt. Also mussten wir unsere Fantasie nutzen, um uns vorzustellen, wie monumental und schön das alles zusammen aussieht, wenn Caldera + See + Kegel zusammenkommen und in die Kamera lächeln.
Bei gutem Wetter soll das Panorama hier ungefähr so wie im folgenden Bild aussehen; aber solch gutes Wetter hat man hier nur alle heilige Zeiten:
Was sonst noch?
Nehmen Sie auf jeden Fall ein Weitwinkelobjektiv mir. Das Panorama ist so groß, dass ein normales Objektiv auf keinen Fall ausreicht. Oder bringen Sie einen Mini-Copter und machen Sie damit Fotos von oben. Man sagte uns, dass einmal eine Gruppe mit einem Motorboot gekommen war und damit auf dem See herumfuhr. Gute Idee; das machen wir beim nächsten Mal. Ich glaube, beim nächsten Mal wären auch Zelte nicht schlecht. Wir könnten ein paar Tage bleiben, schwimmen und an der Caldera-Kante entlangspazieren. Dann bräuchten wir aber auch Macheten – oder besser Kettensägen –, um unseren Weg durch das dichte Gestrüpp freizumachen :).
Die restlichen Fotos gibt’s hier.