28 Okt 2014
Eine deutsche Standseilbahn: Genial
Immer wieder einmal entdecke ich etwas, das wiiiiiiirklich einfach und gleichzeitig wiiiiiiirklich verblüffend und erstaunlich ist. So zum Beispiel die Standseilbahn in Wiesbaden.
Auf den ersten Blick sind da einfach nur zwei Tram-Wägen, die einen kleinen Hügel hinauf- und hinunterfahren: einfach. Wenn man aber genauer hinsieht, bemerkt man, dass diese Wägen nicht, sagen wir mal, Mitte des letzten Jahrhunderts gebaut wurden… Nein – sie wurden im Jahr 1888 in Auftrag gegeben: erstaunlich! Und die Motoren?… Nein – keine Motoren! Die Wägen fahren durch die Schwerkraft den Hügel rauf und runter, plus eine weitere ungewöhnliche Energiequelle, nämlich Wasser: verblüffend!
Die „magische Trambahn von Wiesbaden“ funktioniert so: Oben auf dem Hügel wird ein Kanister, der unter dem oberen Wagen angebracht ist, mit Wasser gefüllt, während gleichzeitig der Kanister des unten stehenden Wagens ausgeleert wird. Dann lösen beide Wägen die Bremsen und nur durch die Schwerkraft zieht der obere Wagen (der jetzt viel schwerer ist) den unteren (der jetzt viel leichter ist) den Hügel hinauf. Dieser Ablauf wird endlos wiederholt. Das ist einfach genial! Ich wusste nicht, das es so eine Bahn gibt!
Deutsche Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts: Für die Ewigkeit gebaut
Die Geschichte der Bergbahnen lief nicht immer so einfach…
Ich habe online gelesen, dass das Auffüllen der Tanks bei einigen Bahnen auf der Welt echt lange dauerte – zu lange. Und weil das Wasser im Winter gefror, waren einige Standseilbahnen nicht einsatzfähig. Bei vielen wurden deshalb die Wassertanks entfernt und die Wägen wurden auf elektrische Riemenantriebe umgestellt. Doch die in Wiesbaden nicht. Sie ist eine der letzten vier Bahnen, die noch mit Wasser betrieben werden. Die anderen sind in Portugal, Großbritannien und der Schweiz. Übrigens gab es solche Bahnen auch in Russland – in Nischni Nowgorod.
Die Bahn ist einer dieser Fälle, bei denen die Reise schöner ist, als die Ankunft. Denn wenn man oben auf dem Hügel ankommt… gibt es nicht recht viel zu tun. Die Aussicht auf die Stadt ist ein bisschen langweilig; und flach – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch die Fahrt in der Seilbahn ist es auf jeden Fall wert, soviel ist sicher.
Aber man muss auch dazusagen, dass meine letzte Aussicht… vom Eiffelturm war! 🙂
Die weiteren Höhepunkte Wiesbadens (viele gibt es nicht): Es gibt ein Casino, in dem Dostojewski im vorletzten Jahrhundert nicht nur sein Geld, sondern auch das Geld seiner Freundin verspielte! Dieser traurige Umstand wurde damals zur Inspiration für seinen nächsten Roman. Können Sie sich vorstellen, welcher das war? Klar – Der Spieler.
Und das ist das Casino, eingehüllt in Nebel:
Und das war’s! Das ist die Zusammenfassung der interessanten Dinge hier. Die Stadt ist ruhig, friedlich, deutsch und ein kleines bisschen langweilig! Vielleicht habe ich etwas übersehen? Deutsche Kollegen und Leser > helft mir in den Kommentaren!
Da wir noch einige Stunden zur Verfügung hatten, haben mein Reisebegleicher A.Sh. und ich ein Auto gemietet und sind nach Luxemburg gefahren. Ein kleines Land – das ist Ihnen sicher bekannt. Was muss man darüber noch wissen? Nix? Eigentlich gibt es hier einiges, das ganz interessant ist…
Luxemburg ist ein ruhiger, gelassener Ort, ohne laute Skandale, die in der Weltpresse zu finden wären. Man könnte also sagen, es ist ein bisschen langweilig, so wie Wiesbaden. Auf der anderen Seite – Lage, Lage, Lage: im Grunde ist ganz Europa hier nur eine Autofahrt entfernt.
Und nochmal auf der anderen Seite – ist es ein kleiner Staat (nur 80 Kilometer von oben nach unten, und 50 Kilometer von links nach rechts), während es andererseits das Land mit dem weltweit höchsten Bruttoinlandsprodukt ist. Ein echtes Land der Kontraste :).
Wenn Sie es also sauber und ordentlich mögen, weich und normal – kommen Sie hierher.
Ich persönlich habe ein weiteres Land auf die Liste der besuchten Länder setzen können. Das ist doch ein schönes Ergebnis!
Auf Wiedersehen Luxemburg, ich hoffe, wir sehen uns mal wieder.
// Das ist in diesem Jahr das dritte neue Land, das ich besucht habe. Kasachstan und Nepal waren die beiden anderen.
Die restlichen Fotos finden Sie hier.