Wie viel pro Minute? Das spanische Parkticket-Rätsel.

Immer noch in Spanien. Nach Barca düsten wir nach Sevilla. Wir suchten einen Parkplatz für unser Auto für ein paar Stunden, also fuhren wir zum Parkplatz am Flughafen. Und da sahen wir es: Aberwitz mit einem großen A. Oder zumindest sah es zunächst so aus…

An der Wand des Parkplatzes hängt diese Preisliste:

Nein Leute, das ist keine Sinnestäuschung. Und nein, das Bild wurde auch nicht mit Photoshop manipuliert. Diese Zahlen, so unwirkich sie auch aussehen, sind echt.

Was? Wie? Warum? Kapiert das jemand?

Zunächst haben wir es nicht kapiert und haben uns schon überlegt, es mit dem Parken für zwei Minuten herauszufinden, einen Euro zu geben und nach dem genauen Wechselgeld zu fragen – auf sechs Dezimalstellen genau :). Aber dann schien es mir zu dämmern – und ich dachte, ich hätte es kapiert. Ich war überzeugt, dass andere ihre Logik – oder das Fehlen von Logik – auch an dem bizarren Preisgefüge testen wollen und schrieb einen Blogbeitrag – in meiner Muttersprache Russki – und veröffentlichte diesen auf meinem russischen Blog, mit der Einladung, meine „Lösung“ zu bestätigen oder als falsch zu überführen.

Dank eines Lesers, der schnell antwortete, erfuhr ich bald, dass solche Preislisten mit solch doofen, kleinen Eurobruchteilen auch auf anderen spanischen Flughäfen zu finden sind, nicht nur in Sevilla. Und das hat meine Theorie, dass dies ein seltsames und einmaliges Ding sei, das von zu viel Sangria kam, zunichte machte…

Lassen Sie mich kurz zurückgehen und von meiner Theorie erzählen, mit der ich versuchte, aus diesen schwindelerregenden Dezimalstellen schlau zu werden…

Mein erster Gedanke war, dass derjenige, der dieses einzigartige Schild bestellt hat, dem Grafiker einfach gesagt hat, er solle einen Minutenpreis basierend auf den Stundenpreisen oder eine Formel oder irgend so etwas erstellen, und das hat er dann auch gemacht. Er hat die Formel einfach in, sagen wir mal, Excel eingegeben, die Ergebnisse für sein Schild verwendet und es in die Schildermacherei gegeben. Die Formel hat die Ergebnisse mit ziemlich langem Schwanz nach dem Komma ausgegeben (in der Mathematik nennt man das eine Rationale Zahl – fünf Siebtel oder so etwas). Und ich gehe davon aus, dass die Nachkommastellen in Excel fest auf sechs eingestellt waren. Der Designer hat es nicht bemerkt – oder es war ihm egal. Die Preisliste war fertig und wurde den Mitarbeitern des Parkplatzes übergeben. Diesen wurde gesagt, das Schild sofort aufzuhängen, und das haben sie gemacht – und die lächerlich langen Dezimalstellen ebenfalls nicht bemerkt (oder es war ihnen egal). Das war also meine Version…

JEDOCH!…

Die Wirklichkeit stellte sich als viel prosaischer und banaler heraus.

Das Rätsel benötigte weder Logik noch Arithmetik, wie ich zuerst angenommen hatte, sondern Wirtschaft und ein Verständnis für das Steuerwesen!

Ich sage Danke an Vicente Diaz von unserem Global Research and Analysis Team, der mir die richtige Erklärung gab (das Wissen der Einheimischen übertrumpft alles 🙂 ):
„Buenos días Eugene!

Der Grund ist, dass die Parkpreise sehr teuer und kompliziert waren, so dass die Regierung beschlossen hat, diese sollten transparenter werden – und damit jeden zwangen, den Preis pro Minute anzugeben, so dass die Menschen vergleichen können.

Die Parkplatzbesitzer haben das Gesetz dann umgesetzt, natürlich zu ihrem eigenen Vorteil. Sie schrieben so viele Dezimalstellen wie möglich, um die Fahrer zu verwirren und das Gesetz praktisch unbrauchbar zu machen.

Alte spanische Tricks, um Gesetze zu umgehen und Konsumenten zu täuschen :).“

Holla, die Waldfee!

Wobei das Spiel „Verfolge die Dezimalstellen“ immer noch funktioniert, glaube ich; man muss es nur anders formulieren. Hier also die aktualisierte Version des spanischen Parkticket-Rätsels:

Parkpreise an spanischen Flughäfen werden mit sechs Dezimalstellen nach dem Komma angegeben – um den Gewinn zu erhöhen, die Autofahrer hinters Licht zu führen und Steuergesetze zu umgehen. Doch egal, was der Grund dafür ist, wie lautet die Formel, die für die Berechnung der Minutenpreise verwendet wurde? Und wie lauten die kompletten, genauen Preise – mit allen Dezimalstellen, die wirklich enthalten sind?

Also los, Einsteins, Denkkappen aufgesetzt!…