KAMTSCHATKA 2015: SCHNEEBEDECKTE BERGE, HEISSE QUELLEN.

Das zweite, das man im Süden von Paratunka gesehen haben muss, sind die heißen Quellen in der Nähe des Khodutka-Vulkans. Und das sind nicht nur heiße Quellen, sie bilden sogar einen ganzen heißen See. Und nicht einfach einen heißen See; es ist mehr ein verbrühend heißer See: Die Wassertemperatur liegt immer so um die 43°C. Wenn man also ein Athletenherz hat, kann man da mal hineinspringen, aber an ein schnelles Kraulen oder so etwas ist nicht zu denken – viell zu brennend. Schade. Einfach nur im See zu sitzen ist aber eine durch und durch befriedigend Möglichkeit, um die Landschaft zu betrachten.

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Die Khodutkan-Quellen funktionieren so: Auf einer Seite des Sees gibt es mehrere heiße Quellen, die pro Sekunde etwa 80 bis 100 Liter Wasser abgeben (verschiedene Webseiten sprechen hier von unterschiedlichen Mengen). Und auf der anderen Seite wird der See allmählich zu einem Fluss, über den das Wasser abläuft. Hier auf dem Foto sieht man zwei Quellen ganz deutlich:

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Und hier läuft das Wasser ab:

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Bei seiner Reise von der Quelle zum Fluss kühlt das Wasser ein bisschen ab. Näher am Fluss ist die Wassertemperatur also nicht ganz so verbrennend. Daher wurden Umkleiden sowie eine kleine Brücke und Stufen gebaut, um vom Ufer zur Wassermitte zu kommen. Aber wenn einem das immer noch zu heiß ist, kann man auch weiter entlang des Ufers in Richtung des Flusses gehen und dort ins Wasser steigen, wo es noch kühler ist. Seife ist da auch ganz praktisch, wenn man das macht, denn das Flussufer ist ein bisschen matschig.

BTW, heiße Quellen sind allgemein sehr interessant. Hier ein paar Informationen, die ich im Internet und den hinteren Ecken meiner eigenen Erinnerungen gefunden habe:

Der größte heiße See der Welt ist der Hévíz in Ungarn; allerdings ist dessen Wasser gar nicht heiß: 34°C im Sommer und armselige 26-30°C im Winter. Vielleicht sollte ich also schreiben, der Hévíz ist der größte lauwarme See der Welt?

In Italien gibt es die Terme di Saturnia. Die Wassertemperatur liegt bei etwa 37,5°C und auch unter der Haube ist das Ganze ein richtiger Lamborghini: 800 Liter pro Sekunde, plus wundervolle Wasserfälle. Wie groß die Wasseoberfläche ist, konnte ich nicht herausfinden, aber wenn man die Fotos ansieht, ist der See nicht so groß.

In Island gibt es die Blaue Lagune (ich war kürzlich dort). Wenn man Wikipedia glauben schenkt, liegt die Wassertemperatur hier bei 37-40°C, wobei ich keine 40 Grad bemerkt habe – obwohl ich danach gesucht habe. Der See ist auch relativ klein und von Menschen gemacht: Er nimmt verarbeitetes Wasser vom benachbarten geothermalen Kraftwerk auf!

Ebenfalls in Island gibt es die heißen Quellen von Deildartunguhver (oh, diese isländischen Zungenbrecher!), aber die Wassertemperatur dort ist nicht gerade fürs Schwimmen geeignet: 97°C mit einer Geschwindigkeit von 180 Litern pro Sekunde!!

In der Dominikanischen Republik gibt es den Boiling Lake, aber auch der ist zu heiß: 80-90°C.

Im neuseeländischen Waimangu Valley gibt es den Frying Pan Lake, der eine menschenfreundlichere Temperatur von 55°C hat. Laut Wiki (wobei ich glaube, dass das falsch ist) ist das die „größte heiße Quelle der Welt“.

Und auf den Kurilen gibt es auf der Insel Iturup einen heißen Fluss + Wasserfälle + Swimming-Pools, mit einer Wassertemperatur von 42 Grad: perfekt! Schauen Sie es sich an.

Also, zusammenfassend:

See Fläche in m² Wasserverbrauch pro Sekunde Wassertemperatur im Sommer
Hévíz 47.500 450 +33°C
Frying Pan Lake 38.000 110 +55°C
Khodutka 18.000 115 +42-45°C
Boiling Lake k.A. k.A. +80-90°C
Blaue Lagune klein kontrolliert +37-40°C
Iturup Fluss k.A. +42°C
Saturnia klein 800 (sic!) +37,5°C

 

Also, was über 50°C liegt, zählt nicht – dort ist der Tod, langsam oder schnell, garantiert. Nein, danke. Weniger als 40°C zählt ebenfalls nicht, da das einfach nicht „heiß“ ist. Was bleibt uns also noch?

Ja, die Khodutka-Quellen sind die „besten“ der Welt (mit dem heißen Fluss auf Iturup gleich dahinter an zweiter Stelle) – laut den Professor Wiki und Professor Kaspersky! Ich muss sagen: Das hätte ich nicht erwartet :-).

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Die heißen Quellen des Khodutka haben noch einen Bonus: den atemberaubenden Khodutka-Vulkan direkt daneben (mit seinem „Pflegekind“ – so nennen sie seine „Blase“ an der Seite). Mehr als einmal wollte ich aus den Quellen steigen und zu seinem Gipfel hochklettern. Aber es gab immer sintflutartigen Regen und Nebel, oder der Charm der Quellen erlaubte es einfach nicht. Irgendwann muss ich das aber machen. Beim nächsten Mal muss ich unser Camp einfach weiter von den Quellen entfernt aufstellen, so dass ich nicht verführt werde :-).

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Der einzige Nachteil hier: Die einst sehr schönen Gästehäuser, Umkleiden und Pfade sind alle vernachlässigt und werden immer mehr zu Ruinen. Traurig. Zum Vergleich: Am Kurilensee ist es das genaue Gegenteil – mit jeder neuen Saison wird es zivilisierter und komfortabler. Aber mehr dazu später…

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Was sonst noch?

Eines: Man sollte nicht versuchen, den Khodutka zu Fuß zu erreichen. Das war früher einmal möglich – so gerade noch. Heute ist das Ganze eher ein Dschungel und macht keinen Spaß. Nehmen Sie ein Geländefahrzeug. Besser noch: einen Helikopter.

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BTW – hier die Berichte von meinen Besuchen in den Jahren 2010 und 2012.

Das war’s für heute, aber ich bin bald zurück mit weiteren Geschichten unseres Jä-Kam

Alle Fotos gibt’s hier.

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