23 Jun 2016
Auf der Spitze Athens auf dem Griechenlandtrip
Als nächstes auf meiner Griechenlandreise – Athen. Ich hatte zwischen meinen Geschäftsmeetings einen Tag frei, um einen Blick auf die Stadt zu werfen.
Obwohl ich in diesem Jahr praktisch ganz Europa gesehen habe, war ich aus einem seltsamen Grund bisher noch nicht in der Altstadt Athens. Das ist besonders komisch, weil ich verrückt nach historischen Altertümlichkeiten bin. Und wie wir alle wissen, hat Athen solche in Überfluss…
Für mich ist es faszinierend, dass diese Tempel, Häuser (eigentlich ihre Ruinen), Steinbrücken und die großen „Steinbrocken“, aus denen sie gebaut sind… alles davon vor tausenden von Jahren von Leuten wie uns erbaut wurde. Ok, ohne Smartphones und Reality-TV, aber mit unvergänglichen menschlichen Eigenschaften, wie Probleme zu haben, und Freude, Traurigkeit, und Geburt und Tod zu erfahren. Hier liefen sie, hier liebten sie, hier hassten sie, hier beneideten sie, hier regten sie sich auf, hier bauten sie, hier zerstörten sie. Vor tausenden von Jahren. Hier in Athen, an Orten wie der Akropolis und dem Parthenon.
Leider Gottes ist die Vorderseite des Parthenon momentan von einem hässlichen Baugerüst verdeckt, aber wenn man hinten herum geht, hat man eine bessere Sicht auf das Bauwerk, ohne das Baugerüst.
Antike Antike. Ein riesiges Gebäude von vor mehr als 2.500 Jahren – in nur zehn Jahren! Ein wahres architektonisches Meisterwerk seiner Zeit. Hinsichtlich seiner Größe und Pracht ist es wahrscheinlich dem Petersdom in Rom ebenbürtig– und ähnlich verziert mit Statuen, Skulpturen und Fresken.
Diese Steine! Es ist ein bisschen wie mit den Pyramiden; Sie fragen sich, wie sie es schafften, sie alle auf ihren Platz zu bringen, ohne moderne Kräne! Diese Steine – sie haben so viel gesehen. Und nun werden sie neu positioniert – mithilfe moderner Kräne.
Und während die Steine dort so stoisch stehen, was macht der moderne Mensch um sie herum? Er macht Fotos und Selfies und überschwemmt das Netz mit ihnen, während die Einheimischen – Nachfahren der antiken Griechen selbst – Tickets verkaufen und überprüfen, dass die ungezogenen Touristen keine kleinen Steine als Souvenir mitgehen lassen. Und das ist Fortschritt?
Noch immer beim Stein-Thema… Meine Reisebegleitung, A.Sh., meinte:
Ich habe gehört, aber ich bin mir nicht sicher, dass die Einheimischen jede Nacht eine Tonne Bauschutt für die Touristen herbringen – so können sie denken, dass sie ein Stück Geschichte mit sich nehmen, ohne dass sie wirklichen historischen Objekten schaden!
Hmmm, ich meine, wenn ich der Chefingenieur der Akropolis wäre, würde ich auch eine Tonne Bauschutt hierher bringen. Aber nicht so viel, wie zur Verstärkung/Betonieren des Gebäudes, damit die Touristen es stibitzen können. Ok, die Touristen können ihre paar Steine mitnehmen; es ist ja nicht so, als wenn sie eine Tonne pro Tag mitnehmen würden, nicht wahr?
Hier ist die Sicht auf die Akropolis von ganz unten…
Die Areopag. Wissen Sie was es ist (bevor Sie auf diesen Link klicken?). Es ist der felsige Aufschluss auf dem folgenden Foto, nicht weit von der Akropolis entfernt. Nicht viele Leute wissen das, da bin ich mir sicher – mich bis jetzt mit eingeschlossen.
Am Fuß der Felsen und Wände der Akropolis lebt die heutige griechische Hauptstadt ihr Leben in ihrem gegenwärtigen Glanz. Wie mit bloßem Auge zu sehen ist, wenn man durch Athen spaziert, wirkt der Lebensstandard für europäische Verhältnisse irgendwie spartanisch, aber vollkommen gemütlich. Und einige Häuser haben den Megabonus, antike athenische Ruinen zu sehen, wenn sie aus ihrem Küchenfenster schauen. Stellen Sie sich das doch mal vor!
Antike athenische Felsen auf einem Hügel…
Ich frage mich, ob diese Ruinen irgendwann wieder zusammengesetzt werden? Wahrscheinlich nicht. Wer weiß, wie die Felsen einst errichtet waren – besonders, da das Parthenon mehrmals über seine Geschichte hinweg zerstört wurde. Auf Wikipedia gibt es viele interessante Dinge über die verschiedenen Zerstörungen zu lesen. Diese Tafel zeigt auch eine gute Zusammenfassung hierzu:
Ey. Einen Moment. Die zivilisierten Engländer haben was getan? Sie haben unschätzbare, antike griechische Nationalschätze pauschal gestohlen? Oder war es so, dass sie sie vor weiterer Zerstörung retten wollten? Ich weiß es nicht… Die Tafel da spricht (zweimal) davon, dass die Engländer sie entfernten.
Um die Akropolis sind verschiedene andere Altertümlichkeiten verteilt. Zum Beispiel das Odeon des Herodes Atticus. Heute werden hier Konzerte und Shows gezeigt (genau, die antiken Griechen hatten das mit der Akustik drauf). Natürlich wurde die heutige Version wieder aufgebaut und restauriert, aber das mindert nicht die Bedeutung dessen, dass hier seit über 1850 Jahren Konzerte gegeben werden! Eintausendachthundertundfünfzig Jahre! Ich frage mich, wie viele Milliarden von Zuschauern hier unten gesessen und zugesehen haben…
Ein anderes antikes Juwel: das Dionysostheater. Vor ungefähr 2.500 Jahren erbaut und es steht noch immer! Ich hoffe, es bekommt bald ein Facelifting. Aha! Ich höre, dass die griechische Regierung das plant. Jedoch war das 2009; seitdem ist viel im Land passiert, was Dinge hinauszögern könnte.
VIP-Plätze!
Sehr urheberrechtlich. In die Sitze gravierte Namen!
Etwas antiker… der Tempel des olympischen Zeus. Es dauerte 650 Jahre, ihn zu bauen. Das heißt, ZEHN Generationen! Er wurde von Barbaren im dritten Jahrhundert n. Chr. zerstört. Danach nahmen Einheimische die Steine und verwendeten sie für andere Bauprojekte in der Stadt! Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht barbarischer ist als die Barbaren!
Einige der Antiquitäten hier wurden bis jetzt noch nicht ausgegraben, Spuren von einigen von ihnen befinden sich genau neben modernen athenischen Wohngebäuden. Ich frage mich, ob die Ausgrabungen noch zu unserer Zeit stattfinden werden?…
Die antike Agora des klassichen Athens. Was ist eine Agora? Eine Agora war im Wesentlichen ein zentraler Bereich/Platz in Stadtstaaten des antiken Griechenlands – ein Zentrum für politische, kulturelle, Handels- und Sportveranstaltungen. Oh, und diese besondere Agora war die, auf der es vor ein bisschen mehr als zweitausend Jahren besondere Diskussionen gab, die dazu führten, mit einem innovativen sozio-politischen Ansatz zur staatlichen Regulierung zu experimentieren. Sie nannten es Demokratie.
Nun, ich bin kein Historiker, aber es scheint recht gut belegt, dass es genau hier in Athen war, wo das politische System, auf dem das politische System der (fast) ganzen Welt basiert, erfunden wurde. Natürlich hat es sich seitdem von Zeit zu Zeit sprungweise entwickelt und manchmal hat es auch Rückschritte gegeben; aber nichtsdestotrotz wurde es zum vorherrschenden System auf der ganzen Welt.
Das Römische Imperium kopierte sehr viel vom Antiken Griechenland. Dann fuhr Rom damit fort, Europa nach dessen Richtlinien aufzubauen. Dann exportierte Europa das Konzept nach Amerika, Asien, Afrika und Australien. Und das bedeutet, kurz und knapp, dass die Gesellschaft der ganzen Welt ein direkter oder indirekter Nachfahre des Antiken Griechenlands ist – das heißt, Athen, das heißt, es ist Agora!
Es gibt so viele griechische Wörter in europäischen Sprachen! Zum Beispiel Δημοκρατία (Demokratie), τύραννος (Tyrann), πολυκλινική (Poliklinik), βιβλιοθήκη (Bibliothek), άλφα (Alpha), αστήρ (Astro). Wauuu. Selbst mein Name – Eugene – ist griechisch! Aber ich schweife ab. Nun zurück zu Agora… Vor zweitausend Jahren war dies das Zentrum des Stadtlebens. Die Ältesten versammelten sich hier, Staatsbürokraten präsentierten ihre Vorschriften hier und da, dann gingen sie in die Bars und Arenen, um sich nach einem langen Arbeitstag zu entspannen, Händler handelten, das einfache Volk plauschte, Restaurants verpflegten, Diebe stahlen, fleischliche Dienste wurden für wenig Geld angeboten (und angenommen), Pförtner überwachten, Hirten hüteten. Kein Internet!
Zu dieser Zeit sah die Agora so aus:
Das ist der renovierte Teil. Der nicht restaurierte Teil steht noch immer in Ruinen…
Hier hatte ich einen anderen Anfall eines inneren Konflikts: Wenn antike Ruinen unter dem Boden gefunden werden, sollten sie als das gelassen werden, was sie sind – Ruinen – oder sollten sie mithilfe von Metallstangen, Beton und anderen Füllstoffen reanimiert werden, um das originale Erscheinungsbild wiederherzustellen? Ich bin mir einfach nicht sicher. Es ist wie ein Brexit – niemand ist sich sicher, auf welcher Seite er bei diesem Problem stehen sollte :).
Nachdem ich lange und intensiv darüber nachgedacht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich für die Restauration bin. Ich denke, dass es das ist, was der Architekt gewollt hätte.
P.S. Athen/Antikes Griechenland – es war so ein fortschrittlicher Staat/politisches System, das in kürzester Zeit alle anderen Systeme, die von Menschen entwickelt wurden, ersetzte. Athen sprang vor und zurück. Dann wurde es übersättigt und starb schließlich. Es ist ein komplexes Thema, aber eins, über das gründlich nachgedacht werden sollte: wir müssen mehr aus dem Geschichtsunterricht mitnehmen, damit wir nicht die gleichen Fehler wie in der Vergangenheit machen…