Darwins Patentpanoptikum

Regelmäßige Leser werden bemerkt haben, dass ich schon länger nicht mehr über Patent-Trolle gewettert habe. Was? Alles ruhig an der Troll-Front? Haben sie aufgehört, Trolle zu sein und machen stattdessen etwas Nützliches und Ehrenwertes? Sie erraten es: Nein. Leider Gottes können jeden Tag Geschichten zu ihren unverfrorenen und unverschämten Tricks in den Nachrichten gefunden werden, wenn man an der richtigen Stelle nachschaut. Es herrscht normaler Betrieb für die Trolle; sie machen nur keine Schlagzeilen.

Manchmal kommen die Nachrichten auch direkt zu Ihnen – oder zumindest zu uns: erst kürzlich erhielten wir eine Klage von WETRO LAN wegen eines angeblichen Verstoßes eines Patents zur Filtrierung von Datenpaketen oder, um genauer zu sein, einer Firewall. WAS?

Also, was sie sagen wollen, ist, dass man ein weitbekanntes, universell angewandtes Gerät patentieren kann, em, das vor mehr als einem Jahrzehnt erfunden wurde? Nur für den Fall, dass Sie es verpasst haben: die Technologie gab es schon Jahre, BEVOR dieses Patent erschien! Und nun verlangen sie eine Gebühr wegen Verwendung ihrer patentierten Technologie! Moment mal… WAS?!

Ja, genau das machen sie: seit 2015 haben sie Klagen gegen mehr als 60 Unternehmen eingereicht, von denen viele Firewalls entwickelt haben, lange bevor das Patent existierte. Aber die Industrie erträgt die Klagen mit Fassung; das Patent erhielt sogar den Namen Dummes Patent des Monats.

Genauso absurd ist es, dass sie uns verklagen. Wir sind ganz und gar keine „einfache Wahl“ für einen Angriff, da wir uns immer behaupten können und niemals Patent-Trollen klein beigeben. Und wir schließen auch niemals einen außergerichtlichen Vergleich – da es nichts zu regeln gibt, da wir nichts getan haben. Das Einzige, das wir machen, ist gelegentlich zurückzuschießen. Nun, warum nicht? Ihre Patente werden eher früher als später als ungültig erklärt – also schmieden wir jetzt, solange das Eisen noch heiß ist es noch Eisen gibt. Und ganz egal was passiert, wir werden weiterkämpfen – bis zur letzten Kugel – ihrer letzten Kugel.

Aber dieses ganze Gerede vom Kämpfen – ganz egal, wie nötig es ist – trübt dennoch ein wenig sehr die Laune. Um also den Tag zu versüßen und positiv und optimistisch zu bleiben, entschloss ich mich dazu, den Staub von den Archiven zu pusten, um eine Sammlung der merkwürdigsten, verrücktesten, irrwitzigsten und paradoxesten Patente hervorzukramen. Nur für den Fall, dass Sie jemand in Zukunft wegen „grober Verletzung von Patentrechten“ drankriegen möchte :).

Ok, dann lassen Sie uns mal loslegen…

Die überragendsten subjektiven Top-5- [fügen Sie hier ein, was Sie am passendsten finden] Patente aller Zeiten

Nr. 5: Die Guillotine – das beste Mittel gegen Kopfschmerzen.

Warmes, sonniges Sommerwetter hat auch seine Nachteile. Natürlich sollte es im Sommer ausschließlich um Strand, Piña Coladas und Badesachen gehen, aber dafür muss man in guter Form sein. Aber wie kann man nach einem Herbst, Winter und Frühling, in dem man hochkalorisches Essen in sich hineinstopft, in Form sein? Das geht einfach nicht! Nun, es geht schon – mit einer angemessenen Diät und Sport – aber wie unoriginell, volkstümlich und altmodisch ist das? Es braucht eine High-Tech-Lösung; letztendlich steht das 21. Jahrhundert vor der Tür. Daher…

Leute, lassen Sie mich vorstellen: das US-Patent 4344424 – die „Anti-Ess-Gesichtsmaske“. Speisen wie Hannibal Lecter!

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PS. Es macht Sinn, auch Anti-Ess-Handschellen zu „erfinden“ – um Sie an die Heizung festzuketten, damit Sie nicht bis zum Kühlschrank kommen. In nur zwei Wochen werden Sie den Strandbody haben, den Sie sich immer erträumt haben :).

Nr. 4: Fragen Sie in der Bar immer nach etwas mehr.

Nun, das ist nicht nur wertlos, sondern, meiner Meinung nach, extrem wertlos…

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Dieses Gerät soll Ihr Bier vor der Sonne schützen und gleichzeitig für Werbezwecke genutzt werden können.

Einwand Nr. 1: Anstatt dass Sie Ihr Bier solange in der Sonne stehen lassen, bis es warm wird – sollte es schnell getrunken werden. Hallo?

Einwand Nr. 2: Der Beerbrella erwärmt eigentlich das Bier, dadurch, dass er daran befestigt ist und einen dadurch daran hindert, sich das Bier einzuverleiben. Juhuu, jemand zuhause?

Einwand Nr. 3: Ich würde Werbung, die auf dem Beerbrella platziert ist, nicht mal wahrnehmen; ich würde sogar bewusst das boykottieren, für das dort geworben wird.

Also, was denken Sie? Bin ich zu hart? Gibt es „Fans“ da draußen?

PS. Ich frage mich, wenn man einen Meadbrella entwerfen würde, würde man damit gegen das Patent verstoßen?

Nr. 3: „Hol es dir, mein Junge. Ha, du kriegst es nicht? Wie doof!“

Nach dem Bild zu urteilen, kann es Ihnen verziehen werden, wenn Sie denken, dass das Patent 5443036 eine Art Jedi-Methode beschreibt, um Aliens zu jagen; jedoch stellt sich heraus, dass dieses Gerät einen menschlichen Zweck hat – und ein übergeordnetes Ziel.

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Mit diesem Laserpointer sollen Katzen unterhalten werden: die Katze sieht den Laserpunkt und läuft hinter ihm her. Also müssten potentiell alle Hersteller von Laserpointern Gebühren für die Verwendung des Patents an den „Erfinder“ zahlen – da mit jedem Laserpointer eine Katze bespielt werden kann. Das muss man lieben. Diese Logik!

PS. Laserpointer müssen schnell erfunden werden – für Hamster, Hasen und alle anderen Arten von Tieren auf dieser Erde, oder nicht?

Nr. 2: Für den Fall, dass Sie am Strand eindösen.

Hier haben wir es:

Puh! Menschheit gerettet. Die Welt war vor dieser Erfindung ein gefährlicher Ort…

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Patent 6711769 kombiniert ein Kissen und einen Sonnenschirm, um ihr Gesicht vor der Sonne zu schützen, falls Sie am Strand ein Nickerchen machen. Aber es deckt nur das Gesicht ab. Es bleiben also Risiken, falls man einer solch gefährlichen Strandaktivität nachgeht, wie einem Nickerchen; selbst wenn Sie diese Erfindung richtig verwenden.

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Nr. 1: Führen Sie das „Gerät“ hier ein.

Patent 6368268 schlägt wirklich dem Fass den Boden aus…

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Oh ja. Dieses Diagramm stellt eine „Methode und ein Gerät zur virtuellen Kontrolle von sexuellen Hilfsmitteln mithilfe digitaler Computernetzwerke“ dar. Ich nehme Sie nicht auf den Arm; Leute, das gibt es wirklich! Remote… intime Interaktion ist da! User installieren die Verbindung mit speziellen Anwendungen, schließen mehrere… Kontrollgeräte an den Computer an und… verbinden sich mit dem anderen.

Ich kann schon förmlich die Gerichtsverfahren hierzu sehen, mit den Rechtsanwälten, Richtern und Geschworenen, die versuchen, keine Miene zu verziehen. Aber sie werden es versuchen müssen: der Patentinhaber hat bereits sechs Klagen wegen Zuwiderhandlung eingereicht.

PS. – „Eingabegerät“ und „Kontrollgerät“? Mein Verstand überschlägt sich 😀

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Bonustrack: Sich ins eigene Fleisch schneiden – auf einer Yogamatte.

Hier ist ein Beispiel dafür, wie Leute nach Patenten für „Wundertechnik“ streben, und sich nicht bewusst sind, dass sie alles falsch machen – indem sie nicht einmal die einfachsten Überlegungen in Betracht ziehen.

Hier haben wir 8605152 – „Methode und Vorrichtung zur Bildgebung und Streaming von Yogaklassen“.

Die Formel gibt die Positionen des Lehrers, der Schüler und der Videokameras wie folgt an:

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Das Problem ist, dass solch eine Methode zur Videoübertragung von Yogaklassen keine Neuheit zur Zeit des Prioritätsdatums war – was die Tatsache beweist, dass der Patentinhaber selbst Clips seiner Yogaklassen mithilfe seiner „patentierter“ Methode hochlud, und das EIN JAHR vor dem Prioritätsdatum!

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Alle, die verklagt werden, müssen nur auf die YouTube-Videos des Patentinhabers hinweisen. Ups.

Abschließende Gedanken

Also, warum betreiben „Erfinder“ solch einen absurden Aufwand, um ihre „Erfindungen“ zu patentieren? Um es sich in ihren Lebenslauf schreiben zu können? Um ein nächstes Lebensziel abhaken zu können? Um den Wert ihres Unternehmens zu steigern? Für etwas anderes? Unnütze, sich wiedersprechende Patente, die Millionen von Dollar und Arbeitsstunden verschlingen – für nichts, alles nur Müll? Warum? Warum, wenn man schon auf den ersten Blick sieht, dass die Autoren in die Klapsmühle gehören? WARUM?

Auf der anderen Seite ist es möglich, die Patentdatenbank zu öffnen und ihren Inhalt für lustige Treffen an einem Freitagabend mit Freunden und Bier zu nutzen – ohne Beerbrellas. Vielleicht deswegen…

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