Neuseeland 2013. Tage 9-11. Die drei R: Route, Regen und Raritäten

Neusseland 2013. Tag 9. Route

Am neunten Tag in Neuseeland trampten wir einfach den Pfad zurück, den wir schon gegangen waren (siehe Tag 7). Also verbrachten wir den Tag vor allem damit, die Landschaft zu bewundern, die wir bereits gesehen hatten. Auf verschiedenen Webseiten heißt es, dass dieser Touristen-Weg einer der schönsten der Welt ist (unter den nicht so schweren). Dem kann ich nur zustimmen – das ist mal ein Beispiel dafür, dass das Internet nicht lügt. Der Weg ist wirklich „wow“!

New Zealand Routeburn Track

New Zealand Routeburn Track

New Zealand Routeburn Track

New Zealand Routeburn Track

New Zealand Routeburn Track

Da ich Ihnen schon alles über den Weg und seine Umgebung erzählt habe, habe ich mir für heute etwas Anderes überlegt – ein allgemeines Thema, das zu jedem Tag der Reise passt. Also… die Route, die unsere Expedition genommen hat.

Wie jeder weiß, kann man eine Urlaubsreise auf zwei Arten planen: entweder man bucht ein fertiges Paket von einem Reiseveranstalter oder man organisiert alles selbst. Normalerweise würde ich sagen, dass die Buchung bei einem Reiseveranstalter ideal ist – alles ist organisiert, sie bringen einen genau dorthin, wohin man möchte, zeigen einem alles, und man besteigt die Hügel zusammen mit einem erfahrenen Reiseführer, der einen nicht in gefährliche Situationen oder raues Gelände bringt, usw. Tja, man kann noch so viele kursiv geschriebene Worte verwenden, wir haben uns diesmal dazu entschlossen, die Reiseroute selbst zu planen. Naja, nicht alle von uns – eigentlich hat eine Gruppe Freiwilliger alles organisiert. Und was kann ich dazu sagen?: „Hut ab!“, das kann ich sagen. Und auch „Gute Arbeit!“

Unsere selbst gezüchteten Reiseleiter hatten die folgenden schweren Aufgaben:

  1. Zusammenstellen einer Liste mit allen Orten, die man auf jeden Fall besuchen/gesehen haben muss.
  2. Planen der Reiseroute.
  3. Buchen von Autos, Hotels, Fähren; Kaufen der Flugtickets.
  4. Weitere Aufgaben, wie das Kaufen der benötigten Ausrüstung, Beantragen von Visas und vorgeschriebenen internationalen Führerscheinen, usw.

Die einfachste Aufgabe: (iv). Das einzig wirklich Lästige daran: Laufend die faulsten Typen in den sprichwörtlichen Allerwertesten treten zu müssen, damit sie ihre Visas nicht erst am Tag vor dem Flug, sondern zumindest zwei Wochen vorher bekommen, so dass man nicht alle möglichen Punkte von Aufgabe (iii) umwerfen muss.

Was ebenfalls viel Aufmerksamkeit benötigt:

  • Noch einmal: Neuseeland hat das internationale Auto-Abkommen-Ding nicht unterzeichnet. Deshalb gelten ausländische Führerscheine nicht. Fahrern wird empfohlen, einen Internationalen Führerschein zu beantragen.
  • Neuseeland ist (zu Recht) sehr vorsichtig mit seiner Umwelt, Flora und Fauna. Deshalb wird genau darauf aufgepasst, dass die Umwelt nicht mit fremden Samen infiziert wird. Bei der Einreise gibt es sehr strenge sanitäre Kontrollen und Zollinspektionen. Man wird auch nach den Schuhen gefragt, und die Sohlen werden genau inspiziert. Schlafsäcke scheinen kein Problem zu sein, aber gebrauchte Zelte können für mehrere Tage in Quarantäne genommen werden! Deshalb sollten alle mitgenommenen Schuhe sauber geputzt werden und Zelte brandneu sein. Oder man kauft die ganze Ausrüstung nach der Ankunft. Die Preise sind allerdings etwas teurer als in Europa.

Kommen wir zu Aufgabe (iii). Flugtickets, Hotels, Autos, Fähren.

Leider gibt es aus den meisten europäischen Städten keine Direktflüge nach Neuseeland (im traditionellen Sinn des Wortes „direkt“ – ohne Anschlussflüge); das lässt als beste Möglichkeit nur den Flug mit einmaligem Umsteigen. Wenn Sie den Flug buchen, lassen Sie sich nicht von den potenziell irreführenden Begriffen „Non-Stop“ oder „Direkt“ verwirren. Unerfahrene Reisende könnten überrascht sein, dass zum Beispiel der Emirates-Flug „Dubai-Auckland“ in Sydney einen Zwischenstop einlegt. Unsere Flugroute war daher Moskau-Dubai-Sydney-Auckland – und wir sind am Ziel halbtot angekommen; oder dreivierteltot, für jene von uns, die solch laaaaaange Flüge nicht gewohnt sind. Und wenn wir gerade von mangelnder Reiseerfahrung sprechen – Ich habe sogar Geschichten gehört, dass Auckland in Neuseeland mit Oakland in Kalifornien verwechselt wurde! Also aufgepasst, Leute!

Wenn man also möglichst optimal mit einmaligem Umsteigen fliegen möchte, sollte man nach einer Stadt suchen, die man gerne besuchen will, und über die Air New Zealand (oder eine andere Fluglinie) nach Auckland fliegt. Eine Suche bringt hier passende Ergebnisse wie Tokio, Seoul, Shanghai, Hong Kong, Singapur und Kuala Lumpur; das sind einige echt schöne Städte, die ich nur empfehlen kann. Sie können dann einen oder drei Tage in einer der Städte verbringen (Visas werden nicht immer benötigt, oder können einfach bei der Ankunft besorgt werden).

Es gibt noch etwas anderes, an das man denken sollte: Sie müssen vielleicht mit verschiedenen Fluglinien-Partnern fliegen – das bedeutet, dass Sie eventuell Ihr Gepäck am Zwischenstop-Flughafen abholen und neu für den Anschlussflug aufgeben müssen. Das sollte natürlich schon beim Buchen geprüft werden, und am besten vermeidet man solche Anschlussflüge. Wenn zwischen den beiden Flügen zum Beispiel vier Stunden liegen, und das Einchecken für den Anschlussflug erst zwei Stunden vor dem Start beginnt, müssen Sie die Zeit oftmals in weniger komfortabler Umgebung mit Ihrem Gepäck totschlagen – an einen gemütlichen Spaziergang in einer faszinierenden asiatischen Stadt ist dann nicht zu denken.

Das Buchen von Hotels, Autos und Fähren ist heutzutage ein Kinderspiel – aus einem Grund: dem Internet. Doch wie so oft, gibt es auch hier Unterschiede. Zum Beispiel verlangen manche Hotels bei der Buchung eine Art Sicherheitszahlung, bei der vielleicht sofort ein bestimmter Betrag auf der Kreditkarte blockiert wird. In den meisten Fällen ist es möglich, bis zu zwei oder drei Tage vor dem Buchungstermin die Reservierung zu stornieren und das Geld zurückzubekommen. Aber man sollte immer sorgfältig das Kleingedruckte lesen. In unserem Fall mussten wir aufgrund des schlechten Wetters und gesperrter Straßen ein paar Buchungen stornieren. Wir haben das aber immer rechtzeitig geschafft und konnten woanders reservieren, ohne Knete zu verlieren.

Autos – hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Natürlich gibt es die üblichen Hertz und Avis, usw., aber auch einige unabhängige lokale Autovermietungen. Wenn Sie die Fähre zwischen der Nord- und der Südinsel mit dem Auto nehmen möchten, verlangen die allgegenwärtigen Vermieter eine Extra-Gebühr für dieses Privileg (eigentlich eine Frechheit!); die lokalen Autovermieter verlangen keine Gebühr dafür.

All die oben genannten Vorbereitungen und Buchungen müssen  frühzeitig gemacht werden; vor allem, wenn Sie Ihre Reise zur Hauptsaison planen – Dezember und Januar, so wie wir. Wir haben mit den Vorbereitungen erst im September angefangen und gemerkt, dass viele Hotels im Januar bereits ausgebucht waren.

Kommen wir zu den Aufgaben (i) und (ii). Die Liste der Orte zum Wandern und Bergsteigen, und die generelle Reiseroute.

Die Orte wurden von Freunden vorgeschlagen, die schon einmal in Neuseeland waren. Nachdem wir die Liste gesehen hatten, überkam uns etwas Panik, da wir für die ganze Reise von Anfang an nur zwei Wochen geplant hatten, die Liste uns aber entgegenschrie: „DREI WOCHEN BENÖTIGT!“, um die interessantesten Orte zu sehen (inklusive An- und Abfahrt) – mindestens! Aber – Hurra! – die Gier gewann die Oberhand und wir wählten die maximale Möglichkeit (drei Wochen) – gemäß dem „Alles-Sehen“-Prinzip (auch bekannt als Urlaub bis zur Erschöpfung).

Also markierten wir die ganzen für Touristen schmackhaften Orte auf der Karte und überlegten uns eine Route für die Reise von Süden nach Norden (wie empfohlen), änderten sie aber dann von Norden nach Süden (das schien passender für unsere Besichtigungs- und logistischen Anforderungen).

Am Ende hatten wir folgende Route (die gepunktete gelbe Linie zeigt unsere geplante Route, doch die Straße war aufgrund eines Erdrutsches gesperrt):

New Zealand

New Zealand

Als dann der grundlegende Plan einigermaßen erstellt war und keine weiteren Proteste von unserer netten Gruppe provozierte, wurden die täglichen Details ausgearbeitet, inklusive der verschiedenen Pflicht- und optionalen Aktivitäten; und wir haben die Flugtickets, Hotels und Autos gebucht.

Was kann ich noch sagen?

Obwohl uns von den Leuten, die schon einmal in Neuseeland waren und sich auskannten, viel geholfen wurde, mussten wir bei der Planung trotzdem Tonnen von Informationen, Blogs, Fotos und Bewertungen sichten. Doch zum Glück hatten wir gewillte Freiwillige! Wenn Sie also jemals planen, zwei oder drei Wochen nach Neuseeland zu kommen, lesen Sie all das oben Geschriebene noch einmal genau durch und denken Sie darüber noch, ob es nicht vielleicht doch gut wäre, einen erfahrenen Reiseveranstalter zu involvieren? Zumindest werden Sie gute Reiseführer nicht dazu zwingen, eine eigentlich zwei Tage dauernde Wanderung in einem Tag durchzuziehen, mit schweren Rucksäcken. Nur dem Unerfahrenen passiert das. Versehentlich. Nicht, dass ich mich beschweren würde!!

Wie auch immer, zurück ins Heute…

Der Routeburn Track ist ein mega-großartiger Wanderweg, den man einfach gehen muss. Auf unserem Rückweg konnten wir die einzigartigen Routeburn Falls besuchen, die in eine kleine Schlucht fallen – ein Riss in den Klippen, der sich laut unseren Informationen nach einem der hier regelmäßigen Erdbeben formte

New Zealand Routeburn Falls

New Zealand Routeburn Falls

New Zealand Routeburn Falls

New Zealand Routeburn Falls

New Zealand Routeburn Falls

Neuseeland 2013. Tag 10. Regen.

Auf der Südinsel ist es normalerweise so:

Berglandschaften + eigenartige Meeresströmungen + besonderes Klima, inklusive besonderer Winde = VIEL Regen an Orten wie Fiordland – der Berglandschaft im Südwesten, die auch ein UNESCO Welterbe ist. Die örtlich erhältlichen Druckwerke drücken es anders aus: Es regnet hier 200 Tage im Jahr. Ein nasser Westwind  bläst die Hügel hoch und bedingt viel Niederschlag. Das Ergebnis ist – Wasser überall. Es beeinflußt die Landschaft recht massiv: Es lackiert alles und macht alles heller, bildet türkisfarbene Seen sowie magische Wasserälle und Sturzbäche.

Wasser in Form von Regen kann aber auch ein ziemliches Durcheinander bewirken – es überflutet Tunnels und blockiert die Straßen mit Erdrutschen. Aber das Gute ist, dass hier nicht durchgehend Regen fällt – also nicht den ganzen Tag. Es kann sein, dass es am Vormittag schüttet, aber mittags die Sonne heller scheint als ein Meteor, der in der Region Chelyabinsk herunterfällt. Deshalb der Rat: Wenn Sie hier sind und der Regen auf das Dach des Hotels (oder des Zelts) klopft – ändern Sie Ihre Pläne nicht. Bleiben Sie ruhig und machen Sie ganz normal weiter! Ehe Sie es sich versehen, wird das Wetter plötzlich wieder schön, genau so schnell wie es vorher schlecht wurde.

New Zealand

Beim Regen müssen Sie eigentlich nur auf Ankündigungen von Straßensperrungen aufpassen, die durch den Regen verursacht werden können. Diese sollten Sie vor jeder Abfahrt in Erfahrung bringen – beim Abholen des Mietwagens, in den Hotels auf der Reiseroute und/oder über spezielle Webseiten.

In unserem Fall kamen wir nach Te Anau, nur um uns inmitten sintflutartiger Regenfälle zu finden, und zu unserem Erschrecken erfuhren wir, dass die Straße zum Milford Sound für mehrere Tage gesperrt ist! Also mussten wir wieder unsere Route ändern – und 600 weitere Meilen hinzufügen. Buh.

Aber das war nicht so schlimm – denn die Aussichten waren so… grün! Birken (für Russland das, was Kohlen für Newcastle sind) und Pfützen!:

New Zealand

New Zealand

New Zealand

New Zealand

 

Und andere Alpträume auf dem Weg vom Regen in die Sonne:

New Zealand

New Zealand

Neuseeland 2013. Tag 11. So rar, dass es schon einzigartig ist.

Wir haben hier in Neuseeland vier ganz einzigartige Naturwunder gesehen, die man nirgendwo sonst auf dem Planeten findet. Nun, zumindest hat mir noch nie jemand von ähnlichen Wundern erzählt.

Zum Ersten sind da die Höhlen-Glühwürmchen, die auf den Höhlendecken sitzen, so dass sie wie wolkenlose Sternenhimmel aussehen. Ich habe so etwas noch nirgendwo gesehen, und auch nichts, das irgendwie ähnlich wäre.

Zum Zweiten der vulkanische Inferno Lake. Klar, überall in der Welt, wo launische Vulkane tätig sind, findet man genug vielfarbige Seen mit unterschiedlichem Säuregehalt und unterschiedlicher Temperatur. Doch es ist einzigartig, den Wasserstand eines solchen farbigen Sees so schnell in einem Kreislauf wechseln zu sehen (innerhalb eines Monats)!

Zum Dritten gibt es die Moeraki Boulders. Heute, am 11. Tag unserer Expedition, kamen wir zu diesen rätselhaften runden Steinen:

New Zealand - Moeraki Boulders

New Zealand - Moeraki Boulders

New Zealand - Moeraki Boulders

New Zealand - Moeraki Boulders

New Zealand - Moeraki Boulders

New Zealand - Moeraki Boulders

Ein bemerkenswärtes Phänomen. Runde Steinkugeln verschiedener Größe, die über den ganzen Strand verteilt sind – insgesamt 40 Stück (laut der örtlichen Touristen-Information). Einige von ihnen werden vom Strand in den Ozean geschwemmt – unter dem angeblich Hunderte davon liegen könnten. Die Kugeln sind innen nicht gleichmäßig strukturiert – man sieht das an einigen, die aufgebrochen und auseinandergefallen sind. Sie bestehen aus unterschiedlichen Gesteinsarten, die vor Jahrhunderten aneinandergeklebt wurden.

New Zealand - Moeraki Boulders

New Zealand - Moeraki Boulders

New Zealand - Moeraki Boulders

Was sie sind, wie sie entstanden sind und woher sie kommen? Heutige Wissenschaftler können das nicht sicher sagen und meinen nur „sie formten sich selbst im Pliozän aus dem Meeresboden“.

Es ist so ein erstaunlicher und mysteriöser Ort. Das klingt auf diesen Blogseiten zwar schon abgedroschen, aber… das hier muss man einfach gesehen haben :).

Und zu guter Letzt das vierte Einzigartige auf Neuseeland – der Milford Sound. Ein fantastischer Fjord mit wundervollen Wasserfällen – korrekterweise von Rudyard Kipling als achtes Weltwunder bezeichnet. Aber so weit ist es noch nicht. Alles zu seiner Zeit…

Kommentare lesen 0
Hinterlassen Sie eine Nachricht.