4 Sep 2015
KAMTSCHATKA 2015 – AUFWÄRMEN.
Mein Kamtschatka-2015-Urlaub startete in Paratunka. Dort verbringen Touristen meist die erste Nacht auf der Halbinsel, nachdem Sie mit dem Flugzeug von weit her gekommen sind und bevor sie am nächsten Tag zu ihrem ersten richtigen Ziel aufbrechen.
Südlich von Paratunka liegen praktischerweise zwei Vulkane, die beide besucht/bestiegen werden müssen: Der Mutnowski und der Gorely. Also starteten wir in diesem Jahr unser Jä-Kam (jährliches Kamtschatka) logischerweise mit einem Besuch dieser beiden – so zum Aufwärmen.
Die Fahrt zu den Vulkanen ist nur 50 Kilometer lang; allerdings ist die „Straße“ keine saubere Autoahn – eher ein Kiesweg. Google behauptet, es würde 50 Minuten dauern, dorthin zu kommen, aber tatsächlich sind es mit dem Geländewagen eher zwei Stunden – mit Zwischenstopps noch länger. Ich schätze, die 50 Minuten schafft man mit so einem überdimensionalen Geländewagen mit riesigen Rädern – oder vielleicht einem Turbo-Panzer. Aber da hätte man dann wohl Probleme damit, sein Frühstück für sich zu behalten, da man ziemlich durchgeschüttelt wird.
Nach der zweistündigen Fahrt, waren wir dann schließlich am Mutnowski: wunderschönowski.
Auch wenn dieser alte Vulkan noch aktiv ist, so ist es dennoch möglich, an der Kante seines riesigen Kraters entlang zu wandern. Das Ausmaß des Panoramas, die Farben, die Felsen und Klippen, die Gletscher und der Schnee – fantastisch. Und man hört ein konstantes platschen und zischeln – heißes Wasser, das heraus spritzt oder heißer Dampf, der heraus geblasen wird – und überall stinkt es zum Himmel zur Hölle nach Schwefel. Eine infernalisch-höllische Schönheit!
Schauen Sie sich diesen Strom an. Erst ist er grau-gelb, dann verschwindet er unter einem Berg und kommt auf der anderen Seite in hellem Grau wieder heraus! Ein Wunder! Aber wenn man – mit dem Risiko von Verbrennungen – näher kommt, sieht man unter der Klippe einen „Boiler“, der den Strom noch anders färbt:
Also ganz klar: Der Mutnowvski ist fabelhaft. Allerdings nur an sonnigen Tagen – und die sind hier selten. Aber wenn man so wie wir Glück hat, bekommt man ein dämonisch unvergessliches Touristenspektakel. 🙂
Wenn Sie jemals zum Mutnowski kommen sollten, empfehle ich, zur entfernten Ecke des alten Kraters zu gehen, denn von dort können Sie einige kleinere, jüngere Krater sehen. Einer davon ist mit einem blauen See gefüllt, mitten in Eis und Schnee; ein anderer, noch recht neuer Krater hat einen aktiven Trichter, seit er rund um das Jahr 2000 ausgebrochen ist.
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Vom Hauptkrater des Vulkans fließt ein Fluß ab, dessen Wasser nach etwa einem Kilometer als Wasserfall 80 Meter in den „Kanyon Opasniy“ (Gefährliche Schlucht) fällt. Ein atemberaubender Anblick! Und rundherumg gibt es alle Arten von vielfarbigem Vulkanismus, Schnee und noch mehr herabstürzendes Wasser (das Ende des Wasserfalls ist nicht sichtbar, da es unter dem Schnee verborgen ist). Hier kann man schnell ein oder zwei Stunden verbringen, um das alles einsaugen zu können.
Einen Kilometer weiter unten gibt es einen zweiten Wasserfall, den wir aber leider nicht sehen konnten. Sein Wasserstrom hat eine enge, tiefe Schlucht in den Fels geschnitten, so dass man von der Seite kaum etwas sehen kann. Und die Reiseführer sagten, es gebe keine Stelle, von der man mehr sehen könnte.
Der Gorely ist der zweite Muss-man-gesehen-haben-Vulkan. Er hat zwei riesige Krater, die eine gigantische „8“ formen. Der See im ersten Krater ist dunkelblau, der See im zweiten dagegen türkis! Leider stößt der zweite bereits seit fünf Jahren Gas aus, so dass der See praktisch ausgetrocknet ist. Es sieht so aus, als wäre die Lava ziemlich nahe an die Oberfläche gekommen und als stünde die nächste Eruption des Vulkans bevor. Ich hatte das Glück, den Vulkan über mehrere Jahre immer wieder zu besuchen – und er sieht jedesmal anders aus. Wie wird es das nächste Mal sein? Wer kann das schon sagen?
Das sind die Reste des zweiten Sees:
Der gleiche Krater in den Jahren 2008, 2010 und 2012:
2008:
2010 (heißes Gas kommt durch die Risse im zweiten Krater (man kann auch sehen, dass die Steine von der Hitze rot gefärbt sind) und der See ist bereits seicht):
2012 (wir haben nur einen kleinen Blick vom ersten Krater erhascht; der zweite war hinter einer Wolke verborgen):
Der Gorely bietet auch Lavahöhlen. Vor Tausenden oder Zehntausenden Jahren floss dort Lava hindurch, kühlte an den Kanten ab und bildete unterirdische unter-Lava-Tunnel. Als die restliche Lava dann verflossen war, blieben die Tunnel übrig. Heute haben die Tunnel unterschiedliche Durchmesser – von höhlenartigen, riesigen Hallen bis zu undurchdringlichen Rissen. BTW, solche Tunnel sind generell im Rahmen von Vulkanismus zu finden. Auf Hawaii gehen solche Tunnel sogar unter das Meer und sind nur von erfahrenen Tauchern besuchbar.
Es ist nicht leicht, zum Gorely zu gelangen – man braucht einige Ladungen einer speziellen, strapazierfähigen Ausrüstung. In extrem schneereichen Sommern (wie in diesem Jahr), ist es am besten, immer auch einen Ersatz-Gelände-Truck dabei zu haben! Unserer blieb im Schnee stecken und wir mussten Hilfe anfordern, um ihn freizubekommen.
Eine große Höhle:
Tunnel:
Das war’s für heute vom Gorely und vom Mutnowski. Unsere weitere Reise wird uns zu den heißen Quellen des Oberen Opalski und zum Vulkan Khodutka führen.
PS: Noch ein paar Fotos von unserem feurigen Marsch:
Diese „Steine“ wurden von einem Bären hinterlassen – als wollte er darauf hinweisen, dass wir uns bald treffen würden:
Als hätte ich es in einer Kristallkugel gesehen…
Die restlichen Fotos gibt’s hier.