Das Tal der neun Dörfer.

Nächster Halt auf unserer Reise durch das versteckte China – das Tal der neun Dörfer, aka Jiuzhaigou (九寨沟) Nationalpark: Eine WEITERE absurd atemberaubende, chinesische Naturschönheit!

Kaskaden aus Seen und Wasserfällen, kristallklares – wenngleich fluoreszierend-türkises! – Wasser in den Seen und ein sonderbarer Wald horizontal wachsender Bäume unter dem sonderbaren, gefärbten Wasser. Und all das in einer absolut malerischen Berglandschaft. Und im Herbst gibt’s noch einen Bonus: die Rot-, Gelb- und Orange-Töne des Herbstlaubs. Oh, mein Gigabyte.

jiuzhaigou-china-1Kein Filter – nein, ehrlich nicht!

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Jiuzhaigou liegt nicht weit von dem Ort, von dem ich in meinem letzten Beitrag erzählt habe, Huanglong. Etwa 2-3 Stunden Fahrtzeit mit dem Auto oder 90 Minuten vom dortigen Flughafen.

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Wie Sie sehen können, ist das Wasser hier H2-Oh-so-klar, dass man alles genau sehen kann, was darin vor sich geht. Die türkise Färbung kommt übrigens vom besonderen Mineralgehalt des Wassers.

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Wenn kein Wind weht, fügen die Bäume der Umgebung (zumindest im Oktober) dem Farbenfest im Wasser noch ihre Reflexionen hinzu. Oh, mein Guangzhou. Einer der Seen heißt sogar Spiegelsee.

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Das Wasser hier scheint im ganzen Tal zu fließen – nicht nur in eine Richtung, wie man es erwarten könnte. Es bedeckt jede freie Fläche und fließt von See zu See.

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Zwischen den Seen gibt es fünf oder sechs Wasserfälle.

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Jetzt ein paar Details: Das was man hier ansehen sollte

Der Nationalpark ist in drei Bereiche des Bergtals eingeteilt, das sich von Norden nach Süden erstreckt. So sieht das Ganze auf Google Maps aus:

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Die einzelnen Täler kommen zusammen, um ein großes, auf dem Kopf stehendes „Y“ zu bilden, wenn man das Ganze auf Satellitenfotos ansieht. Hier sieht man es auf der Karte, die ganz logisch den Norden unten und den Süden oben zeigt. 🙂

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Das „Bein“ des Y ist für einen Spaziergang von der „Kreuzung“ in der Mitte aus (wo BTW auch die Touristeninformation ist) sehr zu empfehlen. Wie weit? So weit Ihre Beine sie tragen! Kaskaden von Seen und Wasserfällen, Unterwasserbäume, ein buddhistischer Tempel, Bergpanoramen – das alles auf einer 10 Kilometer langen Wanderung. Sie können bis zum Ende gehen (dafür hatten wir keine Zeit) oder bis zur Bushaltestelle in dessen Nähe.

Der (obere) linke „Arm“ des Y ist optional. Sehr schöne, „alpine“ Seen, aber die sind ein bisschen weit weg, so dass Sie den Bus nehmen sollten. Zudem gibt es insgesamt nur zwei Seen.

Der rechte „Arm“ des Y muss angesehen werden! Atemberaubende und fotografische Extase. Wobei Sie nicht bis zu dessen Ende gehen müssen, denn dort gibt es nur einen ganz normalen Pinienwald. Nicht, dass das nicht toll wäre, aber es ist ja nicht so, dass es solche Wälder nur in China geben würde – die wachsen in aller Welt. Außerdem LIEBEN die Einheimischen Pinienwälder, so dass dort immer Massen chinesischer Touristen zu finden sind. Aber mehr dazu weiter unten…

Also empfehle ich folgende Route:

1) Gehen Sie in den Park (je früher, desto besser, dann müssen Sie nicht in Schlangen anstehen)

2) Fahren Sie mit dem Bus zum rechten Arm des Y (Urzeitlicher Wald), aber steigen Sie am Grassee aus (so dass Sie nicht bis zum Pinienwald kommen)

3) Gehen Sie nun auf den Wegen zurück in Richtung des Parkeingangs. Das sind wahrscheinlich 25 Kilometer, aber es geht immer auf guten Holzpfaden nach unten und gibt atemberaubende Anblicke ringsum

Optional können Sie vor dem Muss-Teil auch einen Blick auf die Seen am Ende des linken Y-Arms werfen. Aber das müssen Sie zu einer total verrückten Uhrzeit am Morgen machen, so dass Sie den Nachmittag für den Muss-Teil haben. Nehmen Sie den Bus, sehen Sie sich den Langen See und den farbenfrohen Teich an, dann geht’s zurück zur Kreuzung (man kann sich kaum verlaufen) und in einen anderen Bus, um ans Ende des rechten Arms zu fahren und den oben beschriebenen Hauptteil zu starten.

Und es ist auch toll, früh genug zurückzukommen, um den vielfarbigen See und den Spiegelsee beim Sonnenuntergang zu erwischen (die Seen liegen im Tal, wo sich schon recht früh lange Schatten bilden – also sollten Sie im Oktober so um 16-17 Uhr dort sein).

Die Entfernungen sind hier nicht unerheblich – vom Eingang zu den entferntesten Punkten des Parks (die „Hände“ der Arme des Y) sind es wahrscheinlich mindestens 30 Kilometer. Aber die Busse fahren häufig und die Wege sind überall sehr zivilisiert. Überall stehen Schilder (manchmal mit dem ein oder anderen Fehler oder Ungenauigkeiten, aber das ist keine große Sache) und es gibt eine Menge Imbissbuden und Toiletten. Sauerstoff wird nicht angeboten, aber man ist hier auch nicht so hoch oben – der Park liegt zwischen 2.000 und 3.000 Metern Höhe.

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Wir sind so entlang spaziert, als die Umgebung plötzlich von chinesischer Exotik zu… Birken und Nadelbäumen wechselte. Als wäre man zu Hause!

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Und es gab auch plötzlich Massen chinesischer Touristen, die herbeiströmten, um diesen Nadelwald zu sehen. Ich dachte, „was ist schon groß dran?“ Aber dann wurde es mir klar: In den meisten Teilen Chinas gibt es zwar Unmengen von Bambus, aber überhaupt keine Pinien. Pinien sind in China eine Rarität und im ganzen Land findet man sie nur hier. Deshalb sind sie so beliebt. Und für mich waren sie natürlich nichts Neues – ich habe schon in meiner Kindheit in solchen Wäldern Pilze gesammelt!

Das Wasser der Bergflüsse und -seen ist das klarste und sauberste, das man sich vorstellen kann. Und für Chinesen ist das ein bisschen schockierend und atemberaubend. Nicht nur wegen der Umweltverschmutzung. Das Wasser in Seen und Flüssen in China tendiert dazu, viel Erde und andere natürliche Substanzen zu enthalten, die es trüb und undurchsichtig machen. So ist zum Beispiel der Gelbe Fluss genau das: gelb, mit dem ganzen Zeug im Wasser.

Wo also kristallklares Wasser und Pinienwälder aufeinandertreffen, findet man täglich auch Tausende und Abertausende Chinesen. Das ist wie ein grüner Rasen für Beduinen. Oder eine Sanddüne für einen Russen! Man sieht zwar auch immer wieder einen nicht-chinesischen Touristen, aber sehr selten. Die Menge der chinesischen Touristen machte mich neugierig, also habe ich ein bisschen gerechnet…

Der Park öffnet um sieben Uhr morgens. Wir sind so um neun Uhr angekommen. Nach einer halben Stunde in der Schlange sind wir durch das Drehkreuz gegangen. Dort sahen wir eine digitale Anzeige, die 3.100 anzeigte – die Zahl der Touristen, die bereits durchgegangen waren. Und das war nur eines von acht Drehkreuzen. In zweieinhalb Stunden sind also ungefähr 20-25.000 Touristen in den Park gegangen. Wenn die Menschen bis Mittag oder sogar 13 Uhr mit diesem Tempo durch die Drehkreuze gehen, macht das 50.000 Menschen am Tag. Das sind etwa 18 Millionen pro Jahr (+/- eine oder zwei Millionen)!! Und da sind noch nicht einmal die verrückten Feiertage inbegriffen, die den heimischen Tourismus in China noch mehr anfeuern; und auch nicht, dass es jetzt die Nebensaison ist, was bedeutet, dass die 18 Millionen eine sehr konservative Schätzung sind!

BTW, die Daten auf Wikipedia zum Park scheinen prähistorisch zu sein – älter als von 2004! Und man kann klar sehen, dass ein großer Teil der Infrastruktur seitdem erstellt wurde, um mit einer höheren Anzahl von Touristen umgehen zu können.

Die Schlangen hier sind recht brutal. Ellbogenarbeit ist ein Muss, oder man hat keine Chance. Überleben des Stärkeren Unhöflichsten.

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Rund um manche der Naturschönheiten (aber nicht alle) ist ein ziemlicher Massentumult. Aber Chinesen gehen nicht gerne zu Fuß – sie bevorzugen Busse. Das bedeutet, dass man darauf wetten kann, dass die Wege von und zu einer Sehenswürdigkeit praktisch leer sind, selbst wenn dort viele Menschen zu finden sind (wie man auf einigen der Fotos oben sehen kann)!

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Wenn man es durch das Drehkreuz geschafft hat, steht man vor dem nächsten Problem – die Wahl des Busses. Denn es gibt ein Menge Busse, die alle pünktlich wie die schweizer Bahn fahren. Aber sogar die Chinesen haben Probleme dabei, den richtigen auszuwählen. Stellen Sie sich vor, wie das für uns war!

Was sonst noch? Ah ja. Die Übernachtung…

Es gibt viele Hotels, sogar ein schickes Intercontinental mit riesiger Glaslobby mit Minipark, Enten und Restaurants, plus einem tollen Spa mit verschieden, warmen und kalten Pools. Aber! Die Klimaanlage im Zimmer rumpelt wie eine Kaffeemaschine! Ich habe sie abgeschaltet, doch das Fenster und die Balkontür lassen sich nicht öffnen – vorsorglicher Schutz vor Moskitos. Und das Schloss der Balkontür war sowieso gebrochen.

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Das war’s nun von einem weiteren erstaunlichen Ort, den ich im verstecken China entdeckt habe. Manche sagen, dieser Park sei die Naturattraktion in China. Und nachdem ich dort war und sie gesehen habe, denke ich, dass ich da zustimmen muss…

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Alle Fotos aus Jiuzhaigou gibt’s hier.

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