Minoisches Misterium in Santorin

Die Insel Santorin ist nicht nur für seine sensationellen Panoramablicke, seine beeindruckenden Sonnenuntergänge und seine bunten Strände (weiß, rot und schwarz) berühmt. Sie ist vor allem für seine antike Geschichte bekannt. Im Süden der Insel wurden Teile einer antiken Siedlung ausgegraben, die unter der Vulkanasche gut konserviert wurden. Dreistöckige Häuser, Abwasserleitungen und Kanäle (!), und ein einzigartiges antikes Aussehen. Oh mein griechischer Gott!

Die Siedlung machte ihren Weg von Pompeii rund 1.500 Jahre… vor Christus!! Dass heißt, dass all diese Mauern, Straßen, Töpfe und Pfannen mehr als 3.500 Jahre alt sind!

Die archäologischen Ausgrabungen werden hier schon seit 50 Jahren durchgeführt. Ich ist das, was bis jetzt schon ausgegraben wurde:

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Die ausgehobenen Küchengeräte, die Überreste von Möbeln, die Fresken, Linearschrift A (nach fast 5 Jahrtausenden noch immer nicht entschlüsselt!) und andere Werkzeuge der minoischen Gesellschaft – es deutet alles darauf hin, dass dies einst ein zentralisierter (oder föderativer) Handelsstaat war.

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Aber die Anzahl der Mysterien, die uns unerschlossen sind, überwiegen im Vergleich zu denen, die uns bereits über diesen Ort bekannt sind.

Also, wer waren die Minoer? Wie war ihre Sprache? Wohin verschwanden sie nach dem Vulkanausbruch, der alles vernichtete?

Es gibt keine eindeutigen Antworten. Selbst die Bezeichnung „minoische Zivilisation“ ist fiktiv: seine Wurzel – Minos – kommt von einer antiken Legende. Aber wie sie sich selbst und ihre Siedlung nannten, das weiß niemand. Sie sollten sie die mystische Zivilisation nennen :). Oder Mi-No-Nicht-Zivilisation!

Was man  jedoch  über die minoische Zivilisation weiß, ist gelinde gesagt knapp…

Es ist z. B. klar, dass es eine seefahrende Inselgesellschaft war. Und „Gesellschaft“ ist genau angemessen – da die Welt, die sie umgab, deutlich weniger entwickelt war als sie. Es gab die dreistöckige Siedlung (drei Stockwerke damals waren wie Manhattan heute), es gab die Schriftsysteme (zwei Alphabete: Linearschrift A gefolgt von Linearschrift B) und es gab die Diskos von Phaistos (auf dem heutigen Kreta entdeckt). Und nach den Fresken zu urteilen, sieht es so aus, als wenn ihre Segelflotte sehr fortschrittlich für ihre Zeit gewesen wäre. Noch etwas anderes: Fenster! Fensterrahmen in Häuserwänden wurden ausgegraben – wahrscheinlich die, die auf der Welt am frühsten entdeckt wurden. In anderen Worten, es könnte sein, dass das Fenster eine minoische Erfindung war! Vielmehr santorinisch.

Übrigens sagen die Archäologen hier, dass „Tür“ auf Altgriechisch wie „Paar“-irgendwas (den zweiten Teil bekomm ich nicht raus) übersetzt werden kann, was „neben einem Fenster“ heißt. Und hier in der ausgegrabene Siedlung ist neben jeder Tür ein Fenster – wahrscheinlich, damit die Eingänge stets mit Sonnenschein durchflutet waren.

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Was ist noch interessant?

Es stellt sich heraus, dass die ausgegrabenen minoischen Dörfer und Städte keine Wehrmauern hatten. Dies muss eine der beiden folgenden Dinge bedeuten: Entweder waren die Zeiten vollständig friedvoll (was ich irgendwie bezweifle), oder die minoische Seemacht war so riesig, dass kein Außenstehender es wagen würde, sich zu nähern, geschweige denn einzudringen, o. ä. Barbareien.

Aber leider Gottes brach vor rund 3.500 Jahren der Vulkan der Insel aus. Zunächst gab es ein Erdbeben (oder mehrere Erdbeben), das teilweise die Siedlung (oder die Siedlungen) zerstörte (wofür es archäologische und vulkanische Nachweise gibt), und danach wurde alles mit meterhoher Vulkanasche bedeckt. (Das Gute an der dieser Katastrophe war, dass die Asche die Siedlung, das Geschirr, Möbel und Fresken konservierte) Danach kam ein pyroklastischer Strom, der einen gewaltigen Tsunami auslöste (auf Nachbarinseln wurden Spuren in 200 bis 300 Metern über dem Meeresspiegel gefunden).

Sie glauben es nicht? Dann lesen Sie sich mal das Alte Testament durch. Es sagt, dass Ägypten drei Tage lang in Dunkelheit gehüllt war. Der Zeitpunkt scheint übereinzustimmen…

Und das war es. Eine große Zivilisation wurde wortwörtlich ausgelöscht: durch ein Erdbeben zerstört, von Asche begraben und dann von einem Tsunami davongespült. Verschwunden. Ausgelöscht. Als wenn es niemals dagewesen wäre. Extrem. Sonderlich. Traurig.

// Lyrischer Modus an.

Ich denke, dass die Bedeutung der Existenz der gesamten Menschheit (d. h. Homo Sapiens) ist,… eine Prüfung zu bestehen. Genau, eine Prüfung. Welche Prüfung genau, weiß ich nicht. Aber haben ihre Prüfung nicht bestanden. Die Minoer haben ihre nicht bestanden. Und deshalb brauchen wir, Homo Sapiens, Physik, Mathematik, Astrophysik, Quantenphysik und alles andere: um vorauszusehen, um bereit zu sein, um uns anzupassen, zu reflektieren und zu überleben. Jemand dagegen?

// Lyrischer Modus aus.

Für die unter Ihnen, die großes Interesse am geschichtlichen Teil haben, sind hier ein paar Wiki-Links:

Akrotiri
Minoische Zivilisation
Knossos, Kreta
Vulkan auf Santorin

Aber um meinen Wissensdurst zu stillen, ging ich ins Museum von Santorin. Wenn Sie einmal hier sind, denken Sie daran, dass das Museum um 15:00 schließt…

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Aber hallo. Das ist doch was. Das Prähistorische Museum von Thera ist vollgestopft mit Dingen aus der Epoche von Akrotini und später (es gab recht viele Epochen dort), die auf Santorin ausgegraben wurden. Das ist ein Must für die Reise, ganz einfach.

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Die Akrotiri-Ausgrabungen sehen nur auf den Fotos grandios aus. Aber tatsächlich haben sie nur ein Viertel des Gebiets umgegraben (mit einem Dach abgedeckt). Die anderen Dreiviertel sind noch immer unter meterdicker Asche verschüttet. Dennoch ist das, was bis jetzt ausgegraben wurde, atemberaubend, dafür, dass es 3.500 Jahre alt ist – aus der Bronzezeit. Schauen Sie sich einige der Ausstellungsstücke an:

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– „Aus welcher Epoche ist dieser Stuhl? Aus der von Ludwig XV?“
– „Tatsächlich…“ 🙂

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Prähistorischer Grill:

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Aber hauptsächlich Fresken. Sie stellen Personen, Gesichter, Kleidung und die sie umgebende Welt dar. Man bekommt einen guten Eindruck davon, wie das Leben der Minoer gewesen sein könnte…

Wie war das Klima, die Flora und Fauna auf Santorin? Heutzutage ist es ein ausgedörrtes, von der Sonne versengtes Gebiet, aber damals gab es Flüsse, Tiere und selbst Palmen – alles auf Fresken dargestellt. Auch gehörnte Säugetiere, die umgebende Landschaft und noch mehr Leute. Von vor 3.500 Jahren!

Nun etwas für unsere negative Seite…

Die archäologischen Ausgrabungen von Akrotini und die Untersuchungen zur antiken Ära wurden in den frühen 2000ern unterbrochen, ganz einfach, weil das Geld ausging; zumindest war das der Hauptgrund. Ausgrabungen und Studien wurden weitergeführt, aber auf einem geringfügigeren Niveau. Es ist nicht so, dass massive Summen nötig wären, aber es benötigte ein wenig Geld, doch es gab überhaupt keins.

Eine traurige Geschichte. Aber es wird besser. Demnächst finden Sie mehr dazu in Posts heraus…

Alle Fotos von Santorin finden sie hier.

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