5 Jul 2016
Starmus – Tag 2: Die erstaunlichen Ringe des Saturns und das erstaunliche Gedächtnis von Ratten
Starmus ist eine stellare Quantumkonferenz! Ich kann mich an keine Konferenz erinnern, bei der ich, von Anfang bis Ende, zu jedem Vortrag gegangen wäre, aber hier war das der Fall (nun, fast). Durchgehend interessant, lebhaft, fesselnd, stimulierend. Kurz und knapp: nicht von dieser Welt – wie die meisten Themen, die behandelt wurden.
Nun gut. Hier ist meine kurze Zusammenfassung von allen Vorträgen des zweiten Tages:
Der amerikanische/australische Astrophysiker. Nobelpreis für Physik im Jahr 2011. Ein nachdenklich stimmender Vortrag zur Dunklen Materie, aus der, wie er schätzt, ein Großteil des Universums besteht, aber die wir weder mit bloßem, noch mit trainiertem Auge, noch mit Unterstützung eines Mikro-/Teleskops sehen können. Er erzählte uns auch von Dunkler Energie (hört sich wie eine Untergattung von Techno an 😀 ), die, obwohl sie komplett unbekannt und ungesehen ist, „theoretisch das ganze Universum durchdringt“! (- Wiki).
Galaxien rotieren, Universen dehnen sich aus: es scheint, als würde schwarze (unbekannte) Materie mit schwarzer Energie spielen. Obwohl wir sie nicht sehen können, macht sie dennoch… 95% unseres Universums aus! Anders gesagt, macht das, was wir um uns herum sehen, nur 5% der Materie und Energie des Universums aus. EH?!?!!
Der britische (wenigstens ein Nicht-Nordamerikaner!) Physiker, Mathematiker und Wissenschaftsphilosoph. Sein Vortrag war sehr old school: er verwendete einen alten Overheadprojektor mit Folien!! Wie urig! Auch ein toller Inhalt, der handschriftlich mit einem Filzstift hinzugefügt wurde…
Er stellte Vermutungen zu dem auf, was im Moment des Urknalls passierte, und was vor ihm los war. Können wir, was diese Mysterien betrifft, mithilfe von Signalen und Wellen, die im Universum zurückbleiben, Licht ins Dunkel bringen? Gab es Leben vor dem Urknall? Wenn das der Fall ist, was für eine Art von Leben? Eine Theorie, die zum Nachdenken anregt. So faszinierend, dass ich mir das Thema im Hinterkopf behielt und später drüber nachdachte.
Der amerikanische Astrophysiker. Eine beispielhafte Labertasche und ein Spaßvogel. Er erzählte uns davon, was Wissenschaftler über potentielle Begegnung der Dritten Art denken. Natürlich ist die Reise zu den Sternen – wofür man Geschwindigkeiten wie der Hyperantrieb des Millennium Falkens braucht, ein weit entfernter Traum. Es wurde jedoch viel darüber nachgedacht, nicht nur von Science-Fiction-Autoren, sondern auch von Wissenschaftlern. Wissenschaftler gehen davon aus, dass andere Lebensformen in ferner Zukunft nicht von uns wissen oder keine Notiz von uns nehmen werden – so wie wir keine Notiz von, sagen wir mal, Würmern nehmen – also werden sie uns niedlich finden, so wie wir Miezekatzen niedlich finden. Was sie nicht tun werden, so sagte er uns, ist uns Leid zufügen. Ich fragte mich: „Ist der Typ ein außerirdischer Agent?“. „Er kommt hier her, um uns die Angst vor einer Alien-Invasion zu nehmen, wir werden unvorsichtiger und boom – hier kommt der Marsianer?!“
Ich!
Ich war nicht nur hier, um die Vorträge vom Publikum aus zu sehen (obwohl das auch nett gewesen wäre); ich musste selbst einen Vortrag über, wie ich es nenne, die „dunkle Zeit der Cyberkriminalität“ halten. Er handelte grundsätzlich davon, wie wir Cyberkriminalität vor sich selbst schützen müssen, indem wir unsere Denkweise ändern. Mir wurde gesagt, dass es gut gelaufen war und, dass er breitflächig genossen wurde. Puh; kein Druck 😀
Braucht kaum Worte 😀
Der norwegische Psychologe und Neurowissenschaftler. Nobelpreis in Psychologie oder Medizin, 2014. Sein Vortrag handelte vom Gehirn und wie irre entwickelt es ist.
Es stellt sich heraus, dass das Gehirn von Ratten sehr entwickelt ist! Es gelang ihnen, sehr feine Sensoren in ihr Hirn einzuführen, wodurch sie in der Lage waren, Änderungen des Neuronenniveaus zu messen! Dann ließen sie sie wie gewöhnlich durch ihre Käfige rennen, etc. und hielten die Ergebnisse fest.
Das erste Neuron (oder Neuronenbereich), das aufgenommen werden sollte, schlug jedes Mal aus, wenn sich die Ratten an einem bestimmten Ort befanden. Dann wurde eine Karte von diesen Orten erstellt, und das Ergebnis war eine Art Netz.
Anders gesagt, war das Gehirn einer Ratte in der Lage, den Ort einer bestimmten Ratte zu bestimmen. Und als sie weiterforschten, fanden sie andere Zonen des Hirns, die ebenfalls auf Standorte reagierte, jedoch auf einer anderen Skala.
Sie forschten weiter und weiter (siehe Foto), und selbst die Darstellung 1.42 wurde abgeleitet, die Messskala für einen Abstand im Gehirn einer Ratte.
Dann gelang es ihnen, Bereiche des neuralen Netzwerks einer Ratte zu analysieren, und waren in der Lage, die Bewegungsrichtung, Geschwindigkeit der Bewegung, und Kontakt mit bereits bekannten Objekten (Wänden) zu bestimmen.
Anders gesagt, haben Ratten ein in ihrem Gehirn erstelltes GPS! Wenn eine Ratte einmal eine Straße hinabläuft, wird sie sie das nächste Mal erkennen. Experimentell bestätigt! Ach du lieber Nager!
Und es sind nicht nur Ratten, die ein GPS in ihrem Hirn verkabelt haben; eine ähnliche Struktur wurde bei Fledermäusen, Affen und selbst – verzeih mir, Darwin – Menschen festgestellt!
Zufällig gab es diesbezüglich einige typische 1950er-Experimente mit Menschen. Lesen Sie über eins auf dem Foto:
Später gab es noch eine andere, genauere Studie. Kurz gesagt, sind unsere Gehirne Zellen fürs Gedächtnis, die mit tausenden von anderen Zellen verbunden sind. In 2D sieht das so aus:
Möchten Sie mehr Details? Dann lernen Sie etwas über Wissenschaft! Es wird gegen Ihre chronische Unzufriedenheit mit dem Leben helfen und gegen fanatische Abgrenzung und dümmlichen Wahn (wenn es das ist, woran Sie leiden). Zu spät? (Obwohl ich denke, dass es niemals zu spät ist.) Dann sorgen Sie wenigstens dafür, dass Ihre Kinder oder Enkel Wissenschaft lernen!
Der amerikanische Planetenforscher und Leiter des Teams der bildgebenden Wissenschaft auf der Cassini-Mission, die sich kürzlich in der Umlaufbahn des Saturns befand.
Ihre Fotos sind… [lange Pause, keine Worte]. Sehen Sie selbst.
Die Ringe des Saturns sind riesige, kilometerweite Flächen, weich und glänzend. Und an ihrem Rand befinden sich drei oder vier Kilometer lange Eisschichten (warum, weiß keiner). Es wurde von dort praktisch alles fotografiert – selbst das kleine Astro-Objekt mit dem Namen Erde. Diese Fotos sind nicht die besten Aufnahmen, aber es handelt sich ganz klar um unseren Planeten.
Als nächstes: Podiumsdiskussion mit den Astronauten Alexei Leonov, Rusty Schweickart, Claude Nicollier, Sergey Volkov, Garrett Reisman, Roman Romanenko. Moderator: Chris Hadfield (Googlen Sie sie alle; alle herausragende Erfolgsmenschen). Es wurde viel Interessantes über vergangene Missionen erzählt, aber leider Gottes nicht so viel über die Zukunft.
Und so endete Tag zwei. Aber nicht Abend zwei! Wir wurden in Busse gepackt und dann ging’s auf eine psychodelische Feier bei ITER – dem Institut für erneuerbare Energie.
Leute, morgen bin ich mit dem dritten und letzten Bericht von Starmus zurück…
Alle Fotos von Teneriffa finden Sie hier.