Industriell, optisch, theoretisch, ausgestellt.

Hier haben wir ein sehr gutes Fernglas für den alltäglichen Gebrauch. Man weiß ja schließlich nie, wann man einen näheren Blick auf ein mysteriöses Objekt am Horizont werfen muss oder herausfinden muss, was da am Eingang Ihres Hochhauses los ist, oder wann man sich auf einmal im Theater befindet…

Ich bin kein Fernglasexperte. Aber ich muss auch keiner sein, um eins zu benutzen. Aber dieses Fernglas muss gut sein. Es kann nicht sein, dass man eins hat, das man schwer anpassen kann, ein unscharfes Bild gibt und sich nicht gut an die Augenhöhlen anpasst. Aber bei diesem Fernglas war nichts der Falls. Scharf, große Bilder, wenn man durchschaut – man könnte denken, die Szene wäre zum Greifen nah! Wenn etwas in 10 Metern Entfernung zu sehen ist, ist es so, als wäre es direkt vor einem. Ein wunderbares Fernglas:

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// Ich frage mich, wo man eins kaufen kann und wie viel es kostet?

Ich habe noch keine Antwort auf diese zwei Fragen, da ich in Lytkarino in der Region von Moskau ein Fernglas geschenkt bekam – nämlich von der städtischen Spezialglasfabrik, in der die Linsen für solche Ferngläser hergestellt werden. Hier:

Ja, das ist Lenin :DJa, das ist Lenin 😀

Eine einzigartige Produktion!

Die Fabrik wurde in den späten 1930ern zur Herstellung von Spiegelreflektoren für Projektoren gebaut. Später gab es den Wahn, alles an die deutsche Technologie anzupassen, so auch die Innovationen und Fieberglasproduktion der Fabrik bis in die Sechziger. Hier wurden die Spiegel produziert, die im Bjurakan-Observatorium in Armenien verwendet wurden – auch in den Sechzigern (ich war dort vor kurzem), plus dem sechs Meter großem Spiegel des BTA-6-Teleskops (mehr dazu später).

Heute produziert die Fabrik von Lytkarino Spezialglas für verschiedene gewerbliche Zwecke, einschließlich Teleskope, Mikroskope, Fotografie und Videogeräte, Medizinoptik, Militärausrüstung usw. Es gibt auch ein Museum, in dem man alle hergestellten Waren bestaunen kann.

Verschiedene Glasarten, verschiedene Glasformen, verschiedene Glasfarben:

Ein Bereich für Spezialglas für die Raumfahrt:

Dies sind echte Linsen, die im Weltraum benutzt wurden; eine von ihnen dreimal!

Da die Fabrik Einzelstücke herstellt, die niemand anderes auf der Welt herstellen kann, expandiert sie international. Das macht Sinn: all diese spezialisierte Herstellungsausrüstung: bereits hier; all die spezialisierten Herstellungsprozesse: bereits hier. So sind die Einsparungen beträchtlich.

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Verschiedene zivile Produktionen:

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Boah! Ferngläser! Wo ist denn meins?

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Hmmm, kein Firmengrün. Schade. Manchmal kommt es in getarnten Versionen daher – aber nicht dieses Mal.

Biologische und schädliche Viren und Bakterien und andere medizinische Zwecke – sie alle brauchen spezielle Optik…

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Die folgenden Fotos sind nicht aus dem Museum. Sie sind aus dem Showroom für Glas für Spezialanwendungen – wie Strahlenschutzglas!

Hier hörte ich zum ersten Mal den Namen „Shvabe“. Hier liegt eine lange und interessante Geschichte zu westlichen Immigranten im zaristischen Russland. Es kann gesagt werden, dass Russland dank dieser Immigranten industrialisiert wurde. Andere Emigranten gingen natürlich den entgegengesetzten Weg – in die USA. Aber ich schweife ab. Das ist eine andere Geschichte, eine, die hier nicht hereinpasst.

Es gibt hier auch einen speziellen Kinderraum, in dem alles aufs Detail genau erklärt wird – nicht nur das übliche “ Kinder, schaut euch das mal an“. Kindern wird etwas zu Formeln zur Wellenbrechung, Sehachse usw. erklärt.

Und während ich im Kinderraum war, machte meine Reisebegleitung, V.B., ein paar Schnappschüsse. Keine Formeln und Wellen und keine Optik, aber… von sich selbst (die Selfie-Generation? 😀 )– im Spiegelsaal. Keine schlechten Aufnahmen :).

Als nächstes machten wir einen Ausflug in die Fabrik. Drei Warnungen wurden uns zuvor eingebläut:

  1. Das Glas ist sehr scharf. SEHR scharf. Nicht anfassen! Oder zumindest Handschuhe anziehen, sollten Sie zu den Grapschern gehören.
  2. Das Glas kann sehr heiß sein. SEHR heiß. Sollten Sie etwas anfassen wollen – spucken Sie erstmal darauf! Sollte es zurückspucken – ja, dann ist es eine ganz schlechte Idee, es anfassen zu wollen. Wenn Sie aber nicht widerstehen können – tragen Sie spezielle hitzebeständige Handschuhe (nicht nötig, danke 😀 ).
  3. Das ist eine Non-Stop-Produktionslinie. Denken Sie daran, wenn Sie sich den beweglichen Teilen nähern: das Glas wird nicht besser aussehen, wenn Sie Teil des Glases werden :).

Hier haben wir unseren Guide:

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Sehr professionell, interessant und sicher: Ich empfehle einen Abstecher, sollten Sie jemals in der Region von Moskau sein :). Er trug einen Lautsprecher, damit man ihn trotz des unüberraschenderweise lauten Arbeitsprozess hören konnte. Ich fand nicht heraus, warum er unbedingt einen Anzug tragen musste. Es wirkt so unangebracht. Aber vielleicht sehe ich das auch nur so…

Ich komme hier für heute zu einem Ende. Ich behalte mir den Bericht über die Produktionslinie für den nächsten Post vor.

 

Schönes Wochenende!…

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