Wie viel Stahl?

Nun, wie viele von Ihnen waren schon einmal in einer Anlage zur Stahlherstellung? Bitte jetzt die Hand heben…

Nun, ich war auch noch in keinem gewesen, aber träumte schon seit langem davon. Ich wollte einen Blick auf den gesamten Prozess werfen, sei es auch aus der Ferne. Sehen, wie sie Erz und Koks in den Hochofen laden, hören, wie es zischt und schmilzt, und sehen, wie das flüssige Metall gegossen wird und sich dann zu roten Metallplatten bei Temperaturen um die tausend Grad formt und dann mit der Walze ausgerollt wird. Ich kannte ein wenig der Theorie und Terminologie, aber ich hatte noch nie die Magie selbst erleben dürfen.

Und jetzt raten Sie mal… endlich…war es soweit! Unser geschätzter Firmenkunde Novolipetsk Steel lud uns nach Lipezk auf einen Rundgang ein!

Unsere Mitfahrgelegenheit:

lipetsk-heavy-metal-8

Und hier haben wir das Bürogebäude auf der Anlage:

Die Anlage Der weitläufige Industriekomplex ist riesig. Ich meine, unglaublich riesig. Er liegt 440 km südlich von Moskau, ist ca. 5-6 km lang und 3-4 km breit (ich denke, es sind um die 25 km²). Er ist beinahe so groß wie der Rest von Lipezk, wo er liegt – eine Stadt mit einer halben Millionen Einwohner. Hier haben wir ihn (den Komplex), eingekreist in Rot:

lipetsk-heavy-metal-11

Überwältigt von der Größe des Ortes, war meine erste Frage an das freundliche Management: „Aus wie vielen unabhängigen Werken besteht der ganze Komplex?“ Daraufhin dachten Sie ein Weilchen nach und machten ein paar Berechnungen, aber konnten mir keine genaue Antwort geben. Und dennoch: es ist klar, dass es viele Werke gibt; es wird viel hergestellt, verladen und verschifft; und viel wird verbraucht und…gereinigt. Bezüglich letzterem – ich meine, hier gibt es eine ganze Anlage, nur um das in den Produktionsprozessen verwendete Wasser zu reinigen. Der Komplex hat sogar seinen eigenen internationalen Flughafen!

Hier ist ein Diagramm, das den Grundriss der Hauptproduktionsanlagen zeigt. Es ist auf Russisch, aber Sie sehen insgesamt 11 separate Anlagen!

lipetsk-heavy-metal-12

Elf!

Das Eisenerz kommt von der Kursker Magnetanomalie, ein Gebiet mit Magnetismus, der so extrem anomal ist, dass von Blitzen berichtet wird – die parallel zur Erde verlaufen! Ich meine – statt eines Blitzes, der in ein Objekt am Boden, wie einen Turm, einschlägt, schießt der Blitz seitlich aus einer Wolke! Boah. Von denen muss ich unbedingt einen sehen :).

Das Erz (eigentlich das angereicherte Erz), wird zusammen mit dem Kosks  agglomeriert. Nein, nicht der Koks, und auch keine andere Art von Coke. Sie haben zu viel Narcos gesehen.

Jedenfalls ist das Erz angereichert und agglomeriert, und von der anderen Seite wird mit einer speziellne Methode (ohne Sauerstoff) Kohle gefeuert, ein paar chemische Hexereien werden dem Zaubertrank hinzugefügt und es wird alles kontinuierlich in den Hochofen gegeben, aus dem Gusseisen strömt, aus dem Schaum abgeschöpft wird, und so weiter und so fort…

Das Eisen wird dann durch verschiedene Methoden zu Stahl, der dann ausgerollt wird und an andere Anlagen auf dem Komplex gesendet – oder verkauft – wird. Nichts geht verloren – selbst der Schaum kann verkauft werden; besonders, wenn Straßen ausgebessert werden müssen. Und wenn keine Straßen gebaut werden, denken Sie an neue Anwendungen… z. B…. ein Skigebiet!

Die Anlage schmilzt jährlich ca. 15 Millionen Tonnen Stahl. Hört sich nach viel an – und ist viel. Immer noch schwer, 15 Millionen Tonnen abzuschätzen. Wie viel Kilogramm Eisen verbraucht eine Familie im Jahr? Wie viel ist in Ihrem Auto, in Messern und Pfannen, Waschmaschinen und Kinderwagen? Wie viel werfen wir jährlich weg? Vergessen wir nicht Bremsscheiben, Reifen (Stahl im Innern)…

Und die Liste geht weiter. Rechnen wir einmal zusammen: wie viel verwenden Sie in Ihrem Haus/Ihrer Wohnung (die Armierung der Wände oder die Kabel im Aufzug nicht mit eingeschlossen, aber, ich denke,… das könnte auch mit eingeschlossen werden)? Und wie viel werfen Sie jährlich weg und recyceln?

Wichtig: Verwechseln Sie Eisen nicht mit Stahl, oder Aluminium mit Titan oder Kupfer!

Dann lassen Sie mal hören: Auf wie viel kommen Sie?

Kommentare lesen 0
Hinterlassen Sie eine Nachricht.