Tolbachik – schärfer als Tolbasco.

Hier nun der zweite Bericht vom Tolbachik – den ersten finden Sie hier.

Heute geht es um natürliche Verbrennung; denn es stellte sich heraus, dass der größte Spaß, den wir auf unserer Tour zum Tolbasco-chik haben können, ist, verschiedene Dinge in die fließende Lava zu schmeissen und ihnen beim Verbrennen zuzusehen!

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Wie uns mehrere Vulkanisten sagten, hat die Lava hier eine Temperatur von etwa 700 Grad, wenn sie abkühlt (schwarz) und bis zu 1.000 Grad oder mehr (wo sie rot und heiß ist). Das reicht, so ziemlich alle Dinge – egal aus was sie bestehen – in Flammen aufgehen zu lassen und sie zu Asche zu reduzieren. Und das wortwörtlich Blitz-schnell!

tolbachik-eruption-volcano-lava-kamchatka07Der Ballantine’s fließt wieder

Das Ganze fing mit ein wenig Neugier an – mit einem Stein und dem Gedanken „schauen wir mal, was passiert „. Zu unserer Überraschung ist der Stein nicht in der Lava versunken, sondern erzeugte beim Aufprall auf der Lava-Oberfläche, die eigentlich flüssig aussah, einen klopfenden Klang. Nach dem Stein wurde das Experiment mit einem Taschentuch fortgesetzt. Es flammte sofort auf und brannte für einige Zeit.

Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis alle möglichen Dinge, die wir nicht mehr brauchten (oder zumindest alles, das nicht zu teuer oder unersetzlich war), dem Weg des Steins und des Taschentuchs in die Lava folgten (schade, dass wir keine Scheren dabei hatten, der Ordentlichkeit wegen 🙂 ). Also flogen nach und nach Plastikflaschen, Glasflaschen und zwei Champagnerkorken (hier wurde auch ein Geburtstag gefeiert) hinein…

Bevor wir aber einfach alles Mögliche in die Lava warfen, haben wir uns von den Vulkanisten die Erlaubnis dazu geben lassen. Die Experten haben uns erklärt, dass unser Müll absolut keinen Schaden anrichten würde. Mit diesem Freifahrtschein haben wir am nächsten Tag eine Tasche mit allen möglichen und unmöglichen Gegenständen für das Lava-Ritual mitgebracht. Also wurden hier auch noch feierlich ein Domino-Set, ein Regenschirm und – zu aller Letzt – eine Klopapierrolle (als alles andere weg war) eingeäschert.

Am besten gebrannt haben die Holzscheite (wir hatten einige Taschen mit Feuerholz dabei, um die Zelte aufzuwärmen (wir hatten einen tragbaren Holzofen)). Glasflaschen waren auch nicht schlecht (wer geht schon zu einem Vulkanausbruch bei extrem schlechtem Wetter ohne genug Schnaps?). Auf den Rat der Vulkanisten hin, haben wir Nachrichten in die Flaschen gesteckt, aber auch Visitenkarten und sogar einen 100-Rubel-Schein (der vorhin angesprochene Schnaps hat da wohl schon gut gewirkt, denke ich).

Als die Flaschen in der Luft waren, bemerkten wir, dass die Lava in zwei Richtugen floß – nach Osten und nach Westen. Also haben wir uns gefragt, wo sie wohl hinkommen werden? Ins Ochotskische Meer oder in den Pazifik?

tolbachik-eruption-kamchatka2МЧС РОССИИ“ ist die Abkürzung für das Ministerium für Notfallsituationen in Russlan, kann aber auch direkt – wenn auch nicht ganz richtig – als… Extreme Situationen in Russland übersetzt werden. Ich denke, das beschreibt die Explosion des Tolbachik recht gut!

tolbachik-eruption-volcano-lava-kamchatka08„Scarpa“? – ist wahrscheinlich besser 🙂

tolbachik-eruption-volcano-lava-kamchatka09Der berühmt-berüchtigte Regenschirm – vor…

tolbachik-eruption-volcano-lava-kamchatka…während…

tolbachik-eruption-volcano-lava-kamchatka009…und nach seiner Einäscherung

Witzigerweise hatte die Lava fast keine Wirkung auf das Domino-Set! Es ging nicht in Flammen auf, kein bisschen! Deshalb der Tipp: Sie brauchen keine Dominos mitnehmen, wenn Sie auf eine Lava-Expedition gehen :).

Was gab es noch?…

Eine weitere unerwartete Begebenheit:

Den stärksten Eindruck auf der ganzen Reise hinterließen nicht die roten, heißen Lavaströme, oder das nächtliche Feuerwerk der Eruption. Am eindrucksvollsten war der Moment, als wir beim Vulkan gelandet sind. Taschen wurden ausgeladen, der Helikopter flog wieder ab und wir waren in der Schneewüste auf uns alleine gestellt, direkt neben einem donnernden Vulkan und seinen Lavaströmen, mit stürmischem Wind und Temperaturen um -20 Grad. Das werde ich nie vergessen.

Geschichten des Unerwarteten #2:

Während eines Schneesturms machten wir etwa 200 Meter von uns entfernt die Umrisse von zwei Menschen aus! Was? Wie ist das möglich? Woher kommen die denn jetzt? Warum sollte ausgerechnet hier jemand spazierengehen? Es stellte sich heraus, dass es sich um die russische Fotografin Irina Daletskaya und ihre Tochter handelte. Sie sind hergeflogen, um Fotos von der Eruption zu schießen, und sie waren plötzlich in einem Wirbelsturm. Deshalb wurden aus zwei Tagen Foto-Tour dann zwei Wochen Überlebenstraining unter extremsten Bedingungen – Frost, Wind, heiße herumfliegende Schlacke, die Zeltwände durchschneidet, und noch so einiges mehr. Aber alles ist gut ausgegangen. Das Wetter hat sich in den Griff bekommen, wir sind als Retter eingeflogen, und drei Tage später wurden wir alle von Kamtschatka evakuiert. Puh!

tolbachik-kamchatka-eruption-lava-photo01Ich frage mich – haben Laptops eine empfohlene Minimaltemperatur, unter der sie noch reibungslos funktionieren?

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Das ist alles für heute. Falls mir noch etwas Interessantes hierzu einfällt – werde ich es bald erzählen…

Den Rest der Fotos finden Sie hier.

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