DAS KLEINSTE GROSSE LAND DER WELT.

Hallo Leute!

Das ist der letzte Beitrag in meiner Miniserie zu St. Petersburg. Ich setze hier das Thema der „Sehenswürdigkeiten, die man besuchen sollte“ fort, aber mit einem kleinen Unterschied: Denn es geht zwar um so eine Art Museum, aber es ist eigentlich kein richtiges Museum. Oder vielleicht ist es das auch. Es bezeichnet sich selbst so… Hmmm, was immer es ist, es ist ungewöhnlich, einzigartig und ein Muss!

Es ist ein bisschen wie ein Museum oder eine Kunstgalerie, da es nicht erlaubt ist die… Ausstellungsstücke anzufassen – obwohl es gar keine richtigen Ausstellungsstücke sind. Verwirrend? Keine Angst…

Auf dem Schild steht: „Er hat ein Ausstellungsstück/Modell angefasst!“ Auf dem Hemd steht: „Ich werde bestraft“

Wir sind im Grand Maket RossiyaMaket ist ein russisches Wort mit zahlreichen, ähnlichen Bedeutungen, aber es ist schwer, bei der Übersetzung die richtige zu wählen. Deshalb haben die Macher des Maket es wahrscheinlich im Namen auf der englischen Webseite auch nicht übersetzt. Bei der Beschreibung nennen sie es dann „Layout“, also Grundriss. Damit meinen sie ein verkleinertes Modell der russischen Landschaft – eine Miniaturversion des Landes. Damit wird es zum kleinsten Maket des größten Landes der Welt. Zudem ist es auch das zweitgrößte Modell seiner Art hinter dem Miniatur Wunderland in Hamburg.

Es ist ein wirklich einzigartiger, überwältigender, absolut unterhaltsamer Ort. Von außen macht er nicht viel her – ein gar nicht so großes, anspruchsloses Gebäude; von innen – OMG. Das ist wie Dr. Whos TARDIS! Ein riesiges Miniatur(!)-Modell. Ein unglaublich großes Spielzeug für Kinder. Ein unglaublich großes Spielzeug für Erwachsene. Aber auch kein richtiges Spielzeug; denn was bringt ein Spielzeug, wenn man es nicht anfassen darf? 🙂

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Das Gebäude beherbergt einen einzigen Tisch. Dieser Tisch ist 800 Quadratmeter groß. Auf ihm findet sich ein verkleinertes Modell Russlands von Westen nach Osten (oder von Osten nach Westen, je nachdem, auf welcher Treppe man zum Modell geht) im Maßstab 1:87!

Das Modell besteht aus Eisenbahnen, Autobahnen, Städten, Ortschaften, Dörfern, Fabriken, Kraftwerken… einfach alles ist zu sehen! Es gibt all die guten, positiven Seiten, aber auch die schlechten, etwa Feuer, die gelöscht werden, Wilderer, Gefängnisse… wie gesagt: einfach alles! Und es gibt sogar verschiedene Jahreszeiten: Sommer und Strand; Winter und Skifahren, Eisschwimmen und das Fischen durch Löcher im Eis zugefrorener Seen. Es gibt Flughäfen und Flugzeuge; es gibt den Raumflughafen mit seinen Raketen; es gibt Wohngebiete mit ihren ewig nagenden Problemen; es gibt Bauernhöfe mit Schweinen und Kühen… Was auch immer – alles ist da. Schon verrückt! Die einzigen Dinge, die ich nicht gesehen habe, waren Kamtschatka und die Kurilen; der Rest ist vorhanden. Verrückt.

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Wir waren eineinhalb Stunden dort, aber die sind so schnell vergangen, dass es sich wie zehn Minuten angefühlt hat. Wenn man die angebotenen Brillen und Audio-Führer mietet, soll das Ganze sogar drei bis vier Stunden dauern.

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Wenn man von dem fast hypnotischen Reiz des Modells angezogen wird, merkt man schnell, dass es mehr bietet als nur eine statische Miniatur. Das Modell lebt! So fahren auf den meisten Schienen Züge und auf den meisten Straßen fahren Autos, Busse, Lastwägen…

Lassen Sie es mich noch einmal betonen: Dieses verkleinerte Modell lebt! Das Leben tobt darauf und darin, genau wie im echten Leben. Feuer? Hier kommt die Feuerwehr! Unfall? Hier kommt die Ambulanz. Und so weiter…

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Es gibt einen militärischen Bereich, eine Polarexpedition (die eine Wodkalieferung per Helikopter bekommt!). Es gibt Tausende Miniaturmenschen, ein 2,5 Kilometer langes Schienennetz mit ungefähr 500 Weichen, 250 Lokomotiven und 2.500 Waggons, sowie Hunderte von Orten, Themen und Szenen…

Marktstände bei der Eisenbahn, Waggons, die entladen werden… Und es gibt nicht nur diese eine, obere Ebene. Darunter gibt es mehr Interessantes: Einen Betriebsbahnhof, von und zu dem die Züge am Anfang und Ende ihrer Schichten fahren. Dadurch lebt das Modell nicht nur, sondern verändert sich auch laufend!

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Und es ist nicht spießig, will keine Agenda bewerben oder PR für die Bahn machen – dafür hat das Ganze Humor: selbstkritisch und ironisch. So holen sich zum Beispiel ein paar zwielichtige unternehmerische Typen das Metall eines Schiffs, um es zu verhökern :).

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Alle 13 Minuten geht der Tag in die Nacht über und das Modell wird von 800.000 LEDs beleuchtet:

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Unfall:

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Industrie:

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Jäger machen Pause:

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Weitere alltägliche Szenen: Bäume werden gefällt, schwere Arbeit wird verrichtet:

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Es gibt sogar eine archäologische Ausgrabung, die gerade einen Dinosaurier freilegt!

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Ein Feuer wird gelöscht, Kohle wird abgebaut…

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Die Züge mit der Kohle sind in Bewegung. Manchmal hängt sich ein Waggon von der Lokomotive ab. Dann kommt eine andere Lok, nimmt den Waggon auf und fährt damit in die entgegengesetzte Richtung davon! SCADA in der Praxis… :).

Es gibt sogar ein Gefängnis: Tägliche Runden im Gefängnishof, Treffen mit den Frauen nach langer Zeit, in der es nur den Gefängnisfraß gab. Es passiert sogar ein Ausbruch (nicht erfolgreich, wie es scheint).

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Alles in Allem ein atemberaubender Ort – sowohl für Kinder als auch für erwachsene Kinder. Aber passen Sie auf die Kinder auf – es ist nämlich schwer, der Versuchung zu wiederstehen und das Modell anzufassen. Und wenn man sich gar nicht zurückhalten kann, gibt es nur eine Möglichkeit: Sich anstellen zu lassen und dort zu arbeiten! Anderenfalls geht es einem wie dem Jungen im ersten Foto und man muss in der Ecke stehen.

Ich habe unserem Büro in St. Petersburg bereits gesagt, dass eine KL-Werbung auf den Plakatwänden des Modells toll wäre. Wenn man auf manchen der Fotos genau hinsieht, kann man erkennen, dass das auf den Schildern sogar angeboten wird.

Und auch die Sotschi-Abteilung braucht noch etwas: den Formel-1 Grand Prix, natürlich mit Ferrari als Gewinner :).

Weitere Fotos vom Grand Maket gibt’s hier.

Leb Wohl St. Petersburg!…

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