TEMPEL IN PEKING.

Bisher machte ich den Fehler, zu glauben, dass es in Peking und seiner Umgebung nur zwei richtige Sehenswürdigkeiten gibt, die es wert sind, besucht zu werden: die Verbotene Stadt und die Chinesische Mauer.

Ich hätte nicht falscher liegen können. Letzte Woche stellte sich heraus, dass es eine Menge Orte hier gibt, die man gesehen haben sollte. Und ich empfehle allen Lesern, das einmal selbst zu tun. Ich hatte Glück – bei meinem aktuellen Besuch der Hauptstadt hatte ich ein bisschen freie Zeit zwischen den Geschäftsterminen und schaffte es, fünf atemberaubende Attraktionen zu besuchen. Darunter drei Tempel und der Sommerpalast, über die ich jetzt berichten und ein Menge hochauflösender Fotos zeigen werde…

Tempel Nr. 1 – Beijing Dongyue.

Einer der ältesten Tempel Pekings und auch einer, bei dem kaum Touristen unterwegs sind. Paradoxerweise macht ihn das für Touristen (wie mich) anziehender. Sehr zu empfehlen. Wenn Sie jemals in Peking sein sollten – dort müssen Sie hin.

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Perfekt für einen kleinen Spaziergang…

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Der Tempel wurde während der Kulturrevolution fast zerstört, später aber restauriert. Jetzt ist es wieder einer der voll funktionsfähigen Tempel, nachdem er erst kürzlich für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Man muss nur aufpassen, denn man darf sich nicht zu lange nahe der 76 Abteilungen des taoistischen heiligen Offiziums (siehe unten) aufhalten.

Die „Generäle“ Heng und Ha beschützen den Eingang, wie bei vielen anderen Buddha- und Tao-Klostern und -Tempeln.

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Der Tempel ist über 800 Jahre alt!

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Das vielleicht Interessanteste an dem Tempel ist seine Vielzahl verschiedener „Abteilungen“. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Tempel überhaupt Abteilungen hätte, vielleicht abgesehen von der Küchen- und der Kultus-Abteilung. Aber nein: Dieser hier hat eine Tao-Abteilung für praktisch alles. Es ist wie ein verkleinertes Modell davon, wie der Himmel transzendental das Leben auf der Erde verwaltet. Insgesamt gibt es 76 Abteilungen! Warum es gerade 76 sind weiß ich allerdings nicht.

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Es gibt Abteilungen der Götter (Erd-, Fluss-, Waldgötter und so weiter…), eine Abteilung für die Geburt von Tieren (Vögeln, Fischen), eine Abteilung für die Kontrolle über Teufel und Dämonen (wenn ich es richtig verstanden habe), Abteilungen für Geister (inklusive einer allgemeinen Abteilung für Geister und einer Abteilung für Waldgeister), eine Abteilung für Leben und Tod, eine Abteilung für Signaturen, eine Abteilung der offiziellen Moral, eine Abteilung für die Kontrolle über Diebstahl und Raub, eine Abfertigungsabteilung und so weiter und so fort. Aus irgendeinem Grund gibt es keine Abteilung für die Kontrolle von Bestechung sowie Korruption und auch keine Abteilung für die Kontrolle über schlechten Journalismus.

Man kann in diesen Klosterhöfen ewig herumlaufen und all die Statuen des Managements der Götter und ihrer direkten Untergeordneten ansehen. Früher einmal gab es hier 3.000 Figuren; allerdings wurde deren Zahl durch eine unglückliche Wendung der Geschichte auf etwa 1.000 reduziert. Dennoch – eintausend Statuen, das sind immer noch ganz schön viele, wenn man alle ansehen will.

Hier ein paar Fotos, was für mich am interessantesten war:

Und hier eine Collage der verschiedenen Abteilungen!

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Tempel Nr. 2Yonghe Gong.

Dieser Tempel ist vor allem für seine riesige Buddha-Statue bekannt: 26 Meter hoch, wobei 18 Meter davon über der Erde und 8 Meter unter der Erde liegen (wahrscheinlich, damit die Statue nicht umfällt, würde ich annehmen).

Die Mittelsäule der Statue wurde aus einem einzigen Stamm eines Sandelholzbaums gefertigt. Mir wurde gesagt, dass die Statue dieses Jahrhundert nicht gesehen hätte, wenn nicht die russische Mission (heute die russische Botschaft) in der Nähe gewesen wäre. Anscheinend verhinderten die russischen Truppen die Plünderung des Tempels während der Unruhen Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Und während der Kulturrevolution Jahre später wurde der Tempel nur zum Teil beschädigt und nicht dem Erdboden gleichgemacht. Noch später wurde er renoviert und wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der einzige Nachteil dieses atemberaubenden Orts: Horden von Touristen. So viele, dass ich nicht ein Foto von dem großen Buddha machen konnte. Aber das auch nur, weil ich mich an die Anweisungen halte! Neben dem Buddha hängt nämlich ein großes Schild mit der Aufschrift „No Photography!“ Nicht dass das die Hunderten Chinesen abgehalten hätte, die wie Paparazzi fotografiert (direkt neben anderen, die versuchten, zu beten, die armen Kerle)!

Tempel Nr. 3 – der Tempel der azurblauen Wolken

Ich kann diesen Tempel nur empfehlen – nicht zuletzt, weil hier – wie beim ersten Tempel – nicht so viele Touristen herkommen.

Oh, diese Innenhöfe.

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Dieser Tempel ist für seine Statuen von Bodhisattvas (Arhats) bekannt. Insgesamt beherbergt der Tempel über 500 davon und keine zwei davon sehen sich ähnlich – alle sind einzigartig!

Der Tempel liegt in den nordwestlichen Gebirgsausläufern (den so genannten „Duftbergen“), ganz nahe bei Peking. Wir waren innerhalb von 20 Minuten dort, aber das auch nur, weil kein Verkehr auf den Straßen war – was nur sehr selten der Fall ist. Am besten fährt man recht früh dorthin, so dass man mehrere Stunden zur Verfügung hat, um zu sitzen, zu meditieren und sich mit dem Ewigen bekannt zu machen.

BTW, am folgenden Tag haben die Behörden die Wolken über Peking verjagt, genau rechtzeitig für die Parade, und es gab den blauesten Himmel, den man sich vorstellen kann! Auch die Autos wurden verjagt. Paraden werden hier sehr ernst genommen. Nicht, dass wir uns beschwert hätten: Klarer Himmel und freie Straßen – yeah!

Und das war’s zu den Tempeln in Peking. Wir reisen weiter nach…

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…ach, das verrate ich beim nächsten Mal!

Die restlichen Fotos gibt’s hier.

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