Day 3. Geothermische Energie.
Endlich! Jetzt kommen wir zu den interessanten Teilen von Neuseeland (zumindest für mich!) – und davon gibt es viele.
Unsere Route hatten wir so geplant: vom weniger Interessanten über das einigermaßen Interessante zum Überwältigenden. Entlang Hunderter Meilen Straße, die auf beiden Seiten von luxuriösen Landschaften und dem Unvermeidlichen – einer Menge Schafe – eingerahmt wird.
Unser dritter Tag in Neuseeland hat uns zu unserer touristischen Freude folgendes geboten: Geysire, heiße Quellen, Kessel, Teerlöcher, Fumarolen und andere vulkanische und geothermische Phänomene – sie gehören alle zum Pflichtprogramm und sollten genauer untersucht werden.
Ein einziger Tag (wie wir es geplant hatten) ist allerdings viel zu wenig, um das ganze unterirdische Gebrodel zu erkunden. An einem Tag bekommt man nur einen ersten Eindruck der natürlichen Prozesse, die hier ablaufen. Zwei Tage reichen auch nicht aus. Wir haben nur geschafft, die allerinteressantesten Bereiche zu sehen – viele seltsame Dinge links und rechts der Route blieben unerklärt. Gerettet hat uns allerdings der Umstand, dass man die besten geothermischen Orte mit dem Auto innerhalb von 20 Minuten erreicht.
Deshalb lassen Sie mich Ihnen kurz beschrieben, was Sie auf jeden Fall gesehen haben sollten, falls Sie einmal hierherkommen.
- Te Puia – ein thermisches Tal, kochende Schlammlöcher und anderes unterirdisches Zischen. Die Hauptattraktion: Der Pohotu-Geysir, der jede Stunde ausbricht und heißes Wasser in 40 Meter Höhe spritzt. Für alle, die sich für die Ethnologie interessieren, bietet das Tal viel Wissenswertes über die Maori, ihre Lebensweise und Folklore.
Zu spät haben wir herausgefunden, dass man die Geysire und Schlammlöcher auch vom Balkon eines nahen Hotels beobachten kann! // Beim nächsten Mal werden wir dort übernachten :).
- Waimangu – ein vulkanisches Tal mit mehreren atemberaubenden Kratern mit vielfarbigen Seen, Flüssen und unterirdischen Quellen. Das Aussehen des Tals wurde vor allem durch einen Vulkanausbruch im Jahr 1886 gestaltet. Dann explodierte in den Jahren 1900-1904 ein gigantischer Geysir und spritzte kochendes Wasser bis über 400 Meter (!) in die Höhe (das entspricht etwa einem 100-stöckigen Wolkenkratzer – ein Empire State Building aus kochendem Wasser und Dampf!). Schade nur, dass der Geysir schon vor 100 Jahren in Pension gegangen ist.
Der Höhepunkt hier sind die Echo- und Inferno-Krater (die zweit- und drittgrößten). Im ersteren findet sich ein heißer See – Frying Pan Lake, der Pfannen-See – eine der größten heißen Quellen der Welt (allerdings nicht die größte, wie die örtlichen touristischen Büchlein (und Wikipedia!) schreiben). Es heißt, die Wassertemperatur des Sees liege bei 55 Grad Celsius (130 Grad Fahrenheit) (also etwas zu warm für ein Bad), und dass jede Minute 110 Liter (30 Gallonen) kochendes Wasser aus dem Untergrund in den See strömen. Ganz schön extrem, diese Zahlen.
Sowohl der Inferno-Krater als auch der Inferno-See sind einzigarte Wunder – Ich habe so etwas noch nie gesehen! Ich kenne die Gründe dafür nicht, doch der Wasserstand des Sees ändert sich regelmäßig um etwa 10 Meter (zumindest steht das in den gedruckten Informationen), und ein solcher Zyklus dauert etwa 38 Tage. Es wird auch gesagt, dass das Wasser im See ziemlich sauer ist, und sehr heiß – fast kochend.
Allerdings sind wir nicht bis ans Ende des Tals gekommen – dadurch haben wir den Haupt-See nicht gesehen, auf dem Bote segeln. Das müssen wir dann beim nächsten Mal nachholen…
- Wai-O-Tapu (oder einfach Waiotapu) – ein weiteres geothermisches Tal mit siedendem Wasser in verschiedenen Farben, blubberndem Schlamm und einem brodelndem Fluss – all das mit schönen, hell gefärbten Wäldern. Ein weiterer Grund für noch mehr Entzücken! Wichtig: Der Park ist nur bis 17 Uhr geöffnet. Wenn Sie also planen alle hier genannten geothermischen Orte zu besuchen, sollten Sie an dem Tag früh aufstehen – man braucht mindestens drei Stunden für Waiotapu; aber wie bei all den Orten – nimmt man sich am besten länger dafür Zeit.
Es gibt hier also einiges zu sehen…
Ein Sonnen-Halo war das perfekte Finale für einen großartigen Tag:
Hallo Halo
Damit habe ich zum zweiten Mal einen Sonnen-Halo gesehen. Das erste Mal war in der Antarktis.
Was war noch?… Ah ja – Merkwürdiges: Die ganze vulkanisch-thermische Gegend ist komplett zivilisiert. Mit genug Parkplätzen, schicken Souvenirläden, praktischen Hinweis- und Warnschildern. Alles ist frisch bemalt, geschnitten, getrimmt, eingezäunt und/oder geteert. Um zu einer der Sehenswürdigkeiten zu gelangen, muss man Eintritt zahlen, und abends schließt das Ganze. Die Fumarolen und Geysire von Neuseeland – haben in der Nacht frei! Stellen Sie sich das mal vor?!
Und mit diesen kleinen Merkwürdigkeiten bringen wir das Kapitel über unterirdisches Kochwasser und Schlamm zum Ende. Morgen steht richtiger (!) Vulkanismus auf der Karte. Hurra!
Tag 4. Vulkanismus.
Die Vulkane Neuseelands – davon gibt es viele, in allen Größen, verteilt über beide Inseln. Aber den echten Vulkanismus – das Epizentrum aus Feuer und Schwefel – findet man auf der Nordinsel, und dort direkt im Zentrum.
Der ultimative Vulkan, höher als alle anderen, ist der Mount Tongariro. Wenn ich doch nur drei oder vier Tage hierbleiben könnte, oder am besten eine ganze Woche, oder zwei! All die zugänglichen Gipfel erklimmen zu können, und die Krater und Täler mit den türkisfarbenen (!) Seen zu bewundern… und einfach nur hier zu sitzen und das Stillleben zu genießen, wie es sicher auch Peter Jackson getan hat :).
Leider waren einige Teile gesperrt – ein Krater hat mehrmals genießt, Lava und Felsen ausgestoßen, und noch mehr vulkanischen Unfug getrieben. Dadurch wurden alle Wege und Pfade in seiner Nähe sofort gesperrt – um das Leben dummer Touristen zu retten, die vielleicht eine Eruption aus nächster Nähe erleben möchten. Was empfehle ich also als Kur, wenn man dumm genug ist, eine Eruption aus nächster Nähe sehen zu wollen? Eine Reise nach Kamtschatka!
Nun zu den Wanderwegen beim Tongariro…
Durch das vulkanische Rowdytum, gibt es derzeit nicht so viele Fußwege; im Grunde nur zwei. Der erste führt von der Bushaltestelle in Mangatepopo zu den Emerald Lakes (die rote gepunktete Linie unten). Man kann aber auch die kompliziertere zweite Route nehmen – mit dem Bus von Whakapapa (die Straße vom Highway 47 nach Mangatepopo war für private Fahrzeuge gesperrt, so dass man nur mit autorisierten (kostenpflichtigen) Fahrzeugen dorthin kommt) und dann den Fußweg (die gelbe gepunktete Linie).
Die Busse auf der Strecke Mangatepopo-Whakapapa-Mangatepopo (ein richtiger Zungenbrecher) fahren nach einem bestimmten Fahrplan. Der letzte Bus am Morgen startet um 10 Uhr (man sollte nicht zu spät dran sein) und fährt um 17 Uhr wieder zurück (hier ist eine Verspätung nicht ausgeschlossen – für eine kleines Entgelt, fährt der Bus später ab, so dass niemand die Nacht in Mordor verbringen muss 🙂 ). Die sieben Stunden dazwischen reichen, um die rote Route ohne athletische Anstrengungen zu schaffen (sie ist nur etwa 15 Kilometer lang, der Höhenunterschied beträgt etwa 900 Meter), die schönsten Orte in Ruhe bewundern zu können, ein paar Erfrischungspausen einzulegen und mit weit aufgerissenen Augen auf die Seen zu starren. Normalerweise kommen Sie auch zum Blue Lake, allerdings war der Pfad für uns aufgrund einer aktuellen Eruption geschlossen.
Wie schon am Tag davor, waren auch hier alle Wege gut ausgeschildert. Es gibt auch schöne Kieswege und/oder hölzerne/metallische Pfade und Stufen, Toilettenhäuschen… kurz – alles, was man auch in europäischen Touristengegenden findet! Dieses Phänomen hat mich zum Nachdenken gebracht: Was ist besser – die wilde, unberührte sibirische Taiga – oder die europäisch-blitzblanken, zivilisierten Wege? Ich denke, das ist Geschmackssache… Ich bin nicht sicher, was ich persönlich bevorzuge – ich glaube, ein bisschen was von beidem wäre perfekt :).
Ein Band der Zivilisation
Aber! Trotz des komplett zivilisierten Touristenkomforts, ist es hier dennoch wichtig, gut ausgestattet auf eine Wanderung zu gehen. Am wichtigsten sind passende Schuhe, Socken (atmungsaktiv!) und Anti-Blasen-Ausrüstung. Sie werden mehrere Stunden gehen, hoch und runter wie ein Yo-Yo. Oh, und vergessen Sie nicht die Kleidung. Ganz oben ist es sehr windig, kalt und feucht. Alles was unten als zu warm und unnötig angesehen wird, ist auf den Gipfeln dann wirklich nützlich.
Tag 5. Norden und Süden.
Die Definition für Gier: In 17 Tagen beide Inseln von Neuseeland erkunden zu wollen. Man braucht eigentlich drei Wochen – auf jeder Insel! Oder besser noch – einen Monat. Ich glaube, am besten wäre ein Jahr, um all die großartige Natur hier zu erkunden. Für uns heißt es aber nach vier Tagen auf der Nordinsel, die Wellington-Picton-Fähre zur Nachbarinsel zu nehmen.
Die Fähre zwischen den Inseln ist etwa drei Stunden unterwegs, die erste Fahrt startet etwa um 8 Uhr. Wenn Sie mit dem Mietwagen unterwegs sind, müssen Sie diesen auf der ersten Insel zurücklassen und auf der anderen Insel einen neuen nehmen. Das klingt sehr nervig? Ja, das ist es auch – und zeitraubend obendrein. Nach dem ganzen Gedöns über die Papiere, dem Boarding, dem Aussteigen usw., beginnt die Rundreise auf der Südinsel erst nach dem Mittagessen. Deshalb sollten Sie auch nicht allzu viele Kilometer oder viel Sightseeing für diesen Tag einplanen. Am besten, Sie erkunden die Buchten an der Küste oder die Inseln nördlich von Picton. Unser mega-ehrgeiziger Reiseplan hat das allerdings nicht erlaubt. Der Plan war, die Südinsel gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden, um die fast schon absurde Vielfalt der wunderschönen Natur zu sehen – und daran haben wir uns auch gehalten.
Zunächst ging es auf den State Highway 6. Eine schöne Straße! Auf dem Weg gibt es einen ganzen Haufen Dinge, die man nur fotografieren muss; zum Beispiel die Seelöwen und andere Kreaturen bei Westport, aber auch fantastische Landschaften – und in diesen Landschaften wiederum weitere noch malerischere Landschaften, bei denen sich der Kameraauslöser von selbst drückt. Die vielen Impressionen bringen den Kopf ganz schön zum Qualmen.
Die wichtigste Sehenswürdigkeit auf dieser Strecke ist Punakaiki. Hier steht eine außergewöhnliche Felsformation – Pancake Rocks, die Pfannkuchen-Felsen – geformt aus prähistorisch zusammengepresster Flora und Fauna des Meeres, durch eine Laune der Natur aus dem Wasser herausgedrückt und über die Jahrhunderte vom Wind ausgehöhlt. Wir sind dort erst in der Abenddämmerung angekommen, aber das war völlig in Ordnung – die Felsen wurden von der untergehenden Sonne in ein warmes Orange-Rot getaucht, das wirklich etwas hermachte.
Faszinierend ist, dass die Nord- und die Südinsel sehr unterschiedlich sind. Der Norden ist – wie schon erwähnt – voller Vulkane; der Süden ist lange nicht so heiß. Da die Südinsel aber mit dem Vulkanismus der Nordinsel verbunden ist, gibt es hier an der Westküste überall atemberaubend schöne Hügel. „Gefaltet“ sagen die Experten dazu („alte Falten, 150-250 Millionen Jahre alt“).
Das Rote ist Vulkanismus 🙂
Mir scheint, dass die Südinsel etwas wilder ist als die Nordinsel – nicht so geschwungen, herausgeputzt oder mit Photoshop bearbeitet wie der Norden. Schroffer, natürlich-durcheinander und chaotischer. Sie ist auch weniger besiedelt; eine Anzeige am Flughafen von Christchurch behauptet, dass der Süden besser ist als der Norden, da er „33 Prozent mehr Land und 75 Prozent weniger Bevölkerung“ bietet. Klingt überzeugend… Gesunder Wettbewerb zwischen den Inseln, wie es aussieht.
Den Rest der Fotos von diesen drei Tagen finden Sie hier.
Die vorhergehenden Blog-Einträge zur Neuseeland-Reise: