Tag 3-5: Stars + Musik = Starmus

Die Reise des Starmus-Schiffs Enterprise ging weiter – zum dritten, vierten und fünften Tag! Ja, fünf volle Tage für eine einzige Konferenz – und ich bin bei (fast) jedem Vortrag (der ersten drei Tage) dabei: das erste Mal für mich.

Ich habe die letzten drei Tage in einem Post zusammengefasst, da fünf Posts zu einer Konferenz ein bisschen zu viel des Guten wären… so oder so waren die letzten drei Tage ein bisschen weniger umwerfend intergalaktisch als die ersten zwei Tage. Sie waren aber trotzdem nicht schlecht, einschließlich der Starmus-„Star“-Momente, wie diesem hier:

Stephen Hawking

Dieser clevere Bursche braucht kaum vorgestellt zu werden. Er begann mit einer  kurzen Geschichte zu seinem Leben. Natürlich kann man alles über ihn in Wikipedia nachlesen, aber es ist natürlich viel besser, das aus seinem eigenen Mund zu hören. Eigentlich nicht wirklich aus seinem eigenen Mund, sondern von einer Software, die seine Augen scannt und die entsprechenden Wörter auswählt, die dann einen Satz ergeben. Das und die synthetisierten Wörter über das Soundsystem waren wirklich beeindruckend. Was für ein Typ! Ein beeindruckender Charakter. Großen Respekt.

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Sobald Mr. Hawking auftauchte, tobte natürlich jeder um ihn herum, um ein Foto vom prominenten Wissenschaftler zu bekommen. Nun, ich habe bereits meine Einstellung zu solchen menschlichen Neigungen gezeigt. Also machte ich, anstatt beim Tumult mitzumischen, ein paar Fotos von den Fotografen (und Respekt für die zwei älteren Herrschaften, dass sie da nicht mitmachten. Mit dem Alter kommt der Sinn, die Weisheit, Würde, Prestige…:)

Guess who!Wen haben wir denn da?

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Hawking: der Inbegriff eines bekannten Namens. Weltweit praktisch von jedem respektiert, ganz egal, wie wenig sie über die Grundlagen der Physik wissen – selbst Rapper, die ein ganzes Album aufgenommen haben, und die auf Starmus mit einer Premiere ihres neuesten Songs „Fear of a Black Planet Hole“ erschienen! Fundamental und astrophysisch. Der „Songtext“ ist – Sie ahnen es schon – mit einem Vocoder bearbeitet worden, um Hawkings künstliche Sprache nachzuahmen. Recht unterhaltsam…eigentlich nicht schlecht; und das kommt von mir – dem beinahe größten Hip-Hop-Fan.

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Nach Hawking war alles, wie man erwarten konnte, ein wenig wie eine langgezogene Antiklimax. Es gab ein paar gute Vorträge, aber sie waren nur gut, nicht klasse:

Martin Rees

Der britische Kosmologe und Astrophysiker. Er erzählte dem Publikum recht unkomplizierte Binsenweisheiten, aber aus einem anderen – sehr überzeugenden und unterhaltsamen – Blickwinkel: die Uhr tickt; das Leben auf der Erde begann vor sehr langer Zeit, und hat bereits die Hälfte seines „Lebens“ hinter sich. In zwei Milliarden Jahren wird sie für Proteinbasiertes Leben ungeeignet sein.

Bis dahin läuft natürlich noch viel Wasser den Rhein hinab, aber es wird nichtsdestotrotz passieren. Deshalb denke ich, dass es sehr wichtig ist, die Grundlagenwissenschaft weiterzuentwickeln; sie gibt uns nicht nur Antworten auf Fragen, wie zum Aufbau unseres Universums, sondern sagt uns auch, wie wir, der Homo Sapiens, am längsten überleben können. Vielleicht werden wir in der Zukunft kein Homo Sapiens mehr sein. Vielleicht werden wir vom Sapiens ersetzt– ohne den Homo-Teil. Traurig. Ein wenig. Aber ganz egal: Wir müssen mit den Wissenschaftsforschungen voranschreiten!

Also, was können wir auf dem Weg des menschlichen Fortschritts in absehbarer Zeit erwarten? Nun, alle Arten von globalen Problemen werden auftauchen, gegen die die heute scheinbar grauenhaften geopolitischen Probleme wie ein Kindergeburtstag aussehen werden.

Ok. Also lassen Sie uns mal nachdenken…

Was müsste passieren, um die Menschheit wirklich böse zu treffen? Ideen? Nun, hier sind die ersten fünf, die mir in den Kopf kommen:

    1. Ein schädliches, natürliches, biologisches Riesending, das so enorm ist, dass es uns alle vollständig und geschwind ausradiert
    2. Ein Vulkanausbruch, der so massiv ist, dass er die Sonne für Jahre verdeckt und uns alle langsam und schmerzvoll ausradiert
    3. Ein Geschenk aus dem Weltall, das so riesig ist und… mach’s gut, Erde;
    4. Langsamer Massenselbstmord des Homo Sapiens durch fortschreitende Zerstörung des Klimas
    5. Die klügsten Sapiens erfinden vielleicht AI, die sich dann dazu entschließt, den Sapiens auszulöschen

Wollen Sie dem noch etwas hinzufügen? Sind Sie mit einem Punkt einverstanden? Lassen Sie es mich in einem Kommentar wissen!

Ok – zurück zu Starmus. Hier, mein Punkt 3 wurde besprochen – genauer gesagt am 30. Juni: Asteroid Day! Tag des Asteroids? Was kommt als nächstes? Tag des Erbebens? Tag des Vulkanausbruchs? Tag des Tsunamis? Tag des Urknalls? Aber ich schweife ab…

Also, warum der 30. Juni? Wurde das Datum aus dem Weltall, ähm… aus der Luft gegriffen? Eigentlich nicht. Damals, am 30. Juni 1908, schlug ein kolossaler Meteorit auf der Erde ein, der später Tunguska-Asteorid genannt wurde. Die Explosion, die er auslöste, betrug zwischen 10 und 50 Megatonnen, aber – zum Glück für die Erde – nicht auf der Erdoberfläche, sondern einige 5 bis 10 Kilometer über ihr. Dieses kosmische Feuerwerk wurde in Tausenden von Kilometern Entfernung gehört, und – wortwörtlich – auf der ganzen Welt gefühlt. Zweimal! Aber ich frage mich, was auf der anderen Seite des Planeten geschah? Die Druckwelle löste bestimmt einen akustischen Tsunami aus, der lauter als 100 The-Who-Konzerte zusammen war, oder nicht?

Vielleicht haben Sie nicht Bill Bryson gelesen. Für den Fall, dass Sie nicht wissen, dass es eine große Menge an Weltraummüll gibt – d. h.  Meteoriten/Asteroiden – die durch unser Weltall fliegen: Jeder einzelne von ihnen kann der Erde und all dem Leben auf ihr katastrophalen Schaden zufügen. Und der Knall, den er auslöste… wäre mit Sicherheit nicht nur laut, er würde den Untergang der Menschheit auslösen, wie den der Dinosaurier.

Solche gruseligen Dinge wurden uns im Vortrag erzählt:

Russell (Rusty) Schweickart

Der amerikanische Astronaut und erste Mondlandepilot auf der Apollo-9-Mission: furchteinflößend – für ihn. Nun flößt er anderen mit Geschichten von unerwarteteten Asteroidattacken auf die Erde Furcht ein.

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Da schaut ihr! Diese Geschichte jagt jetzt wirklich Angst ein. Nicht, dass die Russen (oder eigentlich jeder auf der Welt, der einen Fernseher oder Internet hat) wirklich noch mehr davon überzeugt werden müsste, dass Meteoriten, die auf der Erde einschlagen, real sind :). Dennoch waren seine Erläuterungen interessant: scheinbar kennen Astronomen nur ungefähr 70% der Objekte mit einem größeren Durchmesser als einem Kilometer, die sich in der Nähe der Erde befinden!

Ok, also was müssen wir tun, um uns vor Asteroidkollisionen zu schützen?

  • Sie voraussagen
  • Ihren Orbit bestimmen
  • Die Bevölkerung vom erwarteten „Ziel“ evakuieren (wenn das Ziel nicht gerade die ganze Welt ist)
  • Die Umlaufbahn stoppen oder ändern (das wäre nur möglich, wenn wir eine gute Antwort auf Frage Nr. 1 haben)
  • Versuchen, den bedrohenden Asteroid zu sprengen (seine Stückchen sind immer noch besser als die gesamte Mutti)

Kurz gesagt, ist es irgendwie deprimierend, den Astronauten und Physikern beim Reden über die Zukunft zuzuhören…

Aber wenn die Stimmung bis zur Verzweiflung abgesackt ist, gibt es nur eins, was man tun kann: Rock ’n‘ Roll hören!…

Brian May

Der britische Professor für Astrophysik hat scheinbar auch in einer Rockband gespielt :). Er erzählte uns über ein 3D-Projekt zur Beobachtung der Planeten unseres Universums. Und es gibt schon wirklich ein paar Fotos von den Planeten aus verschiedenen Winkeln – damit terrestrische Leute extraterrestrische 3D-Illusionen aus ihrem terrestrischen Heim sehen können. Sehr beeindruckend.

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In der Zwischenzeit war ein anderer Star aus der Welt der Musik, Brian Eno, beim Abendessen nicht in seiner besten Lage, und nicht aufgrund einer Asteriodenangst…

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Am nächsten Morgen wurden wir alle in ein Flugzeug geladen und zur Nachbarinsel La Palma gebracht. Wow. Ich bin noch nie mit so vielen Preisträgern und Astronauten im gleichen Flugzeug geflogen :).

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Und aus dem Fenster sieht man… den Teide. Leider war das Fenster schmutzig und der Propeller im Weg.

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Ich war hier auf La Palma vor ein paar Monaten. Seitdem sind an der Seite des Vulkans gelbe Blumen gewachsen. Sieht so viel besser aus!

All das Gelb versprühte einen unglaublichen Duft – überall. Aber genug davon, an gelben Blümchen zu schnüffeln; Zeit, wieder zu arbeiten – in einer Sternwarte…

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Zeit für ein Selfie – natürlich über den Teleskopspiegel:

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Wir waren hier für ein Gespräch am ovalen Tisch. Es war alles erneut ein bisschen niederschmetternd: (Astro-)Physiker, Astronauten und selbst Jo Stiglitz (unter anderen Nobelpreisträgern). Wir redeten und redeten und redeten. Das stimmte mich sehr nachdenklich; eine Expertendiskussion, die die Welt verändern wird.

Nach dem ovalen Tisch war es Zeit für eine Verschnaufpause in den Bergen – yeah! Das einzige Problem war, dass ich meine Büroschuhe und einen Anzug trug. Fehler. Wir legten viel Weg zurück und die Sonne brannte.

Schauen Sie sich diesen Ausblick an!

Zurück im Hotel ging ich raus, um den Sonnenuntergang einzufangen. Bevor ich es merkte, kam die ganze Gruppe raus und leistete mir Gesellschaft…

Und raten Sie, was nach dem Sonnenuntergang kam? Nacht. Auf einem sehr hohen Vulkan. Das ist die Idee: noch näher heran zu kommen!:

Ach du meine Galaxie! Ich muss das nächste Mal mein Stativ mitbringen. Aber selbst ohne, schauen Sie sich an, was ich auf die Linse bekam!

Der weiße Fleck in der Mitte ist kein Schmutzfleck auf der Linse; es ist die Milchstraße!

Stunden später waren wir wieder den Sternen ganz nah, aber diesmal im Flugzeug, mit dem wir La Palma verließen. Mach’s gut, I’ll be back!…

Leider Gottes musste ich woanders hin, also musste ich die letzten Tage von Starmus verpassen. Jedoch blieben meine Reisebegleitungen V.B. und I.S. länger, also konnte ich ihre Stichpunkte benutzen, um eine Zusammenfassung zu schreiben:

—>8—

Das musikalische Event von Starmus fand an einem Schauplatz statt, der vollkommen angemessen war: eine moderne Halle mit unüblicher Architektur, aber fantastischer Akustik. Nun, wir kennen weltklasse Live-Konzerte, und wir erwarteten von diesem, dass es so lala werde. Jedoch waren wir beide angenehm überrascht: es war FANTASTISCH!

Die erste auf der Bühne war keine andere als Sarah Brightman mit einem großen Symphonieorchester (von Teneriffa). Sie hat noch immer diese beeindruckende Stimme und einzigartige Bühnenpräsenz. Zu ihrem Repertoire gehörten ein paar unumgängliche Lieder aus dem Phantom der Oper.

Als nächstes: Rick Wakeman. Sein Set umfasste einen Song, den er speziell für Starmus geschrieben hatte. Der Astronaut Chris Hadfield sang ein Cover eines passenden kosmischen Songs, und er erzählte uns auch über das Alltagsleben auf der internationalen Raumstation. Am Ende zeigte Hans Zimmer eine hervorragende Darbietung: ein Symphonieorchester, Synthesizer und eine Video-Show, die nicht von dieser Welt schien. Es gab auch einen Live-Video-Feed von Sting und Bono. Leider zeigte sich Brian May lediglich zweimal auf der Bühne, und nur einmal mit einem Gitarrensolo, für das er so berühmt ist.

Die ganze Show hindurch gab es massive Visuals hinter den Musikern – ein verrücktes psychodelisches Festmahl für die Augen. Zusammen mit der Musik war die ganze Sache hypnotisch, besonders das Zimmer-Finale. Wirklich kosmisch.

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Es gab auch eine Konferenz über Skype mit Tim Peake, dem britischen Astronauten, der vor kurzem, nach einer Arbeitsperiode auf der ISS, zur Erde zurückkehrte. Er trat der Rockband Anathema bei– und gesellte sich auch zu Stephen Hawking! – für eine unerwartete Lesung zu Gravitationswellen und auch zur Überreichung der Stephen-Hawking-Medaille.

Ein kurioses Detail: das Portrait von Stephen Hawking auf der Medaille wurde von Alexei Leonow, gezeichnet, der erste Mensch, der im Weltall spazieren ging. Er sagte auch, dass er für die Medaille des nächsten Jahres plant, Garik Israelian, zu zeichnen, den Gründer von Starmus, der übrigens eine Standing Ovations vom ganzen Publikum bekam.

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—8<—

…In der Zwischenzeit bin ich schon weit weg in…

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…das erraten Sie nie!

Alle Fotos von Starmus finden Sie hier.

Bis dann, Leute. Bald bin ich zurück…

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