Cybersicherheit: Wie alles begann – Teil 2: 1991-1992

Mit diesem Beitrag setze ich meine Reihe der Cyber-Old-School-Geschichten fort. Der erste Teil – über den Fang meines ersten Fisches Virus, über unser erstes Antivirenprogramm und meine Entscheidung, einen Berufsweg einzuschlagen, den es damals so noch gar nicht wirklich gab (als freiberuflicher Antiviren-Analyst) – ist bereits auf meinem Blog online.

Nach ein paar Wochen als Freiberufler – in denen ich im Grunde genommen überhaupt nichts zu tun hatte, da ich keine Kunden finden konnte – entschied ich mich, wieder einen „normalen“ Job bei einem Unternehmen auszuüben. Die Wahl stand zwischen drei privaten Unternehmen, die mir Arbeit angeboten hatten.

Eines von ihnen (KAMI) verdient einen eigenen Beitrag, deshalb möchte ich mich hier nur auf die Hauptfunktionen des Unternehmens konzentrieren. KAMI war ein ziemlich großes und sehr facettenreiches Import-Export-Unternehmen – Teil der Firma war auch eine Computerabteilung, die langsam aber sicher anfing, sich von KAMI abzuzweigen, um auf eigenen Beinen zu stehen. Chef des Unternehmens war Alexey Remizov, ein großartiger Kerl, der an mich glaubte und mir viele Jahre lang helfend zur Seite stand.

Aber zurück zu den Stellenangeboten. Zwei der Unternehmen sagten mir etwas wie: „Sicher, kommen Sie einfach nächste Woche vorbei, um genauer über das Angebot zu sprechen“, während Alexey mir vorschlug, direkt am nächsten Morgen in sein Büro zu kommen. Am Tag darauf zeigte er mir bereits wo sich mein Schreibtisch und Computer befanden, gab mir einen kleinen Geldvorschuss, suchte nach einem Namen für meine „Abteilung“ – die „Anti-Virus-Abteilung“ (oder so ähnlich) und stellte mir zwei Angestellte zur Verfügung.

Meine erste Aufgabe – diese beiden Mitarbeiter zu entlassen! Es hat einfach nicht gepasst. Und ehrlich gesagt habe ich diese erste Aufgabe wirklich gut gemeistert – ohne Hysterie und ohne Konflikte.

Die Computerabteilung von KAMI bestand aus rund zwei Dutzend Leuten. Aber es gab buchstäblich kein Geld für Computer! Das Startkapital stammte daher aus dem Verkauf von aus Indien importierten Schuhen, Schokoladenkeksen, der Herstellung eines Autoalarmsystems und Systemen zur Codierung von TV-Signalen (für Pay-TV). Die einzigen tatsächlichen ComputerIT-Projekte waren meine Antivirenabteilung sowie eine Transputerabteilung; damals die beiden erfolgreichsten Abteilungen von KAMI.

Woran kann ich mich noch erinnern?

Eigentlich nicht an wirklich viel, da ich täglich rund 12 bis 14 Stunden mit der Arbeit beschäftigt war: Ich hatte keine Zeit, mich um andere Dinge zu kümmern (auch nicht um politische). Lassen Sie mich trotzdem kurz nachdenken …

Wir mieteten unser erstes Büro in … einem Kindergarten (!) in Strogino, einem nordwestlichen Moskauer Vorort. Später bezogen wir einige der Räumlichkeiten des Polytechnischen Museums, dann wechselten wir an die staatliche Universität Moskaus, dann zogen wir in ein Forschungsinstitut usw. Wir haben immer damit gescherzt, dass das Unternehmen alle Bildungsebenen durchlaufen hat – nur die Sekundärstufe hat gefehlt.

Unser erstes "Büro" in StroginoUnser erstes „Büro“ in Strogino

Übrigens: Warum all diese seltsamen Veranstaltungsorte als unsere Büroräume? Nun, damals war es nicht ganz einfach, an „Büroflächen“ zu kommen – es gab kaum „gewerbliche Büroflächen“, wie wir sie heute kennen (bedenken Sie, dass „gewerblich“ ein sehr neues Konzept in den letzten Monaten der UdSSR war. Die verfügbaren Büroflächen, waren vieeeeel zu teuer und wurden meist von der Öl- und Gasindustrie und großen multinationalen Unternehmen, die sich in Russland ansammelten, beansprucht. Also mussten wir uns für andere Alternativen entscheiden – Schulen, Universitäten, Forschungsinstitute; Letztere verwandelten sich damals bereits langsam in „Business Center“, wie wir sie heute kennen.

Ich erinnere mich an mein erstes Auto – ein alter Saporoshez, für den ich ungefähr genauso viel bezahlt habe wie für die eigentliche Fahrzeuganmeldung.

Ich erinnere mich … an eine Wette zwischen Alexey (meinem Chef) und seinem Stellvertreter – der Gewinn? Ein US-Dollar. Sein Stellvertreter hatte darauf gewettet, dass es meine Antivirenabteilung zu nichts bringen würde; Alexey hingegen stand immer hinter mir!

In der Zwischenzeit machten wir unsere ersten richtigen Schritte in Richtung Erfolg: Die nächste Version unseres Dienstprogramms „-V“ wurde kompiliert und auf den Markt gebracht (ohne jegliche Tests!). Und eines Abends – genauer gesagt am 19. August 1991 – stiegen wir in die U-Bahn und fuhren zu den Demonstrationen am Weißen Haus.

Einige Monate später, im Oktober 1991, stieß Alexey De Mont De Rique als „Spezialist für eine breite Palette von Fragen zu Computern“ in mein Team :). Alexey und ich kannten uns bereits seit unserem gemeinsamen Studium an der Kolmogorov School of Physics and Mathematics, dem heutigen Advanced Educational Scientific Center – Kolmogorovs Internat der Staatlichen Moskauer Universität. Oh, ich habe übrigens ein Bild von damals gefunden: Alexey und ich an unserer Abschlussfeier.

Ich glaube, es war im Frühjahr des folgenden Jahres – April 1992 -, als auch Vadim Bogdanov zu uns stieß, den ich kurz zuvor über einen gemeinsamen Bekannten kennengelernt hatte. Auch er arbeitete an der Lösung von Problemen, die durch Computerviren verursacht wurden. Vadim hatte zu dieser Zeit sein eigenes Antivirenprojekt – Anti-Ape – aber wir waren uns einig, in einem Team zusammenzuarbeiten. Vadim gab Anti-Ape schlussendlich auf.

Und so kamen die Dinge langsam ins Rollen: Ich habe wie wild nach Viren gesucht, Alexey hat an Aspekten der Benutzeroberfläche gearbeitet (wofür er ein großes Talent hat), und Vadim – der „Jedi of Assembler“ – hat sich mit der Entwicklung der Dienstprogramme und Verhaltensanalyse-Technologie beschäftigt. Selbstverständlich gab es von diesem Punkt an kein „Ich“ mehr, sondern nur noch ein „Wir“ und „Uns“.

Spulen wir ein paar Monate zurück (ungefähr bis Januar/Februar 1992): Zu dieser Zeit hatten Alexey und ich ein Meeting von historischem Ausmaß (wir möchten hier keine falsche Bescheidenheit an den Tag legen!). Ich glaube, ich habe Ihnen kürzlich in einem Beitrag davon erzählt, aber ich werde es noch einmal wiederholen: Wir standen an einer Straßenbahnhaltestelle und Alexey hat mich gefragt, was meiner Meinung nach unser Ziel oder unsere Mission als Unternehmen sein sollte, woraufhin ich antwortete: „Das beste AV-Programm der Welt zu entwickeln!“ Alexey lachte übrigens nur, der kleine Schlingel! 😊

Es dauerte nicht lange, bis eine neue, überarbeitete Version unseres Antivirenprogramms das Licht der Welt erblickte – Antiviral Toolkit Pro – die allererste Version des Produkts, die später die Grundlage des Unternehmens bildete. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir lediglich Dienstprogramme veröffentlicht – bloße Prototypen dieser vollwertigen Version.

AVP 1.0 war wirklich innovativ. Neben der mehrstufigen Benutzeroberfläche und dem Hilfesystem mit Demonstrationen der Auswirkungen von Viren (nur bei der MS-DOS-Version) und dem „kugelsicheren“ Überwachungsmechanismus zum schnellen Abfangen von Viren, verfügte es zudem über die weltweit erste externe Antiviren-Datenbank, die die Aktualisierung von AVP ermöglichte, ohne den Betrieb zu unterbrechen und das Produkt neu zu installieren (zuvor befand sich eine Datenbank im „Kernteil“ des Produkts). Darüber hinaus befanden sich in den Antiviren-Datenbanken neben den statischen Signaturen auch Mikroverfahren zur Erkennung von Viren und zur Bereinigung infizierter Dateien, die das Produkt sehr flexibel und anpassbar machten, um praktisch jeder neuen Art von Bedrohung zu begegnen.

Übrigens: Eine sehr ähnliche Technologie in Dr. Solomons Antivirus wurde 1993 mit dem Queen’s Award for Technological Achievement ausgezeichnet – eine ziemlich prestigeträchtige Auszeichnung.

Updates wurden über FidoNet verteilt (es gab damals noch kein Internet!). Darüber hinaus wurde in das Produkt ein Antiviren-Datenbankeditor integriert, mit dem andere Sicherheitsexperten selbst Antivirensignaturen hinzufügen konnten. Leider blieb diese einzigartige Funktion größtenteils unbemerkt – praktisch niemand half uns bei der Ergänzung unserer Updates. Das Produkt war das erste in der Antivirenbranche, das polymorphe Viren mithilfe der Maschinencode-Emulationstechnologie erkennen konnte.

Abschließend (zumindest für heute) meldeten andere (meist US-amerikanische) Unternehmen für viele der oben genannten Technologien dutzende Patente an. Damals waren wir leider nicht in der Lage, uns auf die gesamte Patentsache einzulassen: Wir hatten weder die Ressourcen noch das Know-how für die Anmeldung von Patenten, und wir hatten nicht einmal eine Ahnung, dass sie uns dabei helfen würden unser Business zu schützen. (Wie sich die Zeiten ändern.)

Das war’s für heute! Seid gespannt auf weitere Beiträge!

Sicherheitsanalysten aus der ganzen Welt miteinander vereint!

Die Welt scheint nach und nach zur Normalität zurückzukehren – auch, wenn das Tempo dabei von Land zu Land unterschiedlich ist. Tatsächlich öffnen einige Länder aber bereits ihre Grenzen. Wer hätte das gedacht?

Selbstverständlich werden einige Branchen deutlich mehr Zeit benötigen als andere – dazu zählen auch großangelegte Offline-Events, -Konzerte und -Konferenzen. Auch unsere Konferenzen wurden stark durch das Virus beeinflusst und haben einen Übergang von offline zu online erfahren – auch unser Megaprojekt Security Analyst Summit (SAS).

Die diesjährige SAS sollte im April in einer unserer beliebtesten (für andere K-Events) Gastgeberstädte, Barcelona, stattfinden. Jedes Jahr – abgesehen von diesem – findet unsere Konferenz an einem anderen tollen Ort statt (normalerweise dort, wo es ziemlich heiß ist :); 2019 fand die SAS beispielsweise in Singapur und 2018 in Cancún, Mexiko, statt. Barcelona wäre dieses Jahr das erste Mal unsere Wahl gewesen, da wir bisher immer dachten, dass es dort vielleicht nicht „lustig“ oder „exotisch“ genug wäre. Aber angesichts der Tatsache, dass unzählige Leute immer wieder die Hauptstadt Kataloniens als Veranstaltungsort vorgeschlagen haben, gaben wir den vielen Bitten schlussendlich nach. Heute, im Mai 2020, hat unsere SAS in Barcelona aus offensichtlichen Gründen noch nicht stattgefunden; jedenfalls nicht, wie geplant, offline. Dennoch haben wir im April unsere völlig neuartige Online-SAS abgehalten! Außergewöhnliche Zeiten erfordern nun mal außergewöhnliche Maßnahmen.

Und obwohl die Online-Konferenz ein voller Erfolg war, befinden wir uns noch immer inmitten der Planung für unsere Offline-SAS in Barcelona – natürlich nicht in allzu naher Zukunft, aber besser spät als nie.

Übrigens hat sich herausgestellt, dass eine Online-Konferenz extrem viele Vorteile hat. Sie müssen nirgendwo hinfliegen und können beliebige Vorträge und Podiumsdiskussionen vom Bett aus mitverfolgen (wenn Sie das wirklich wollen würden)! Und auch die Zeit- und Geldersparnis ist enorm. Ich selbst habe die gesamte SAS von einem ruhigen Eckchen in meiner Wohnung aus verfolgt (selbstverständlich mit meinem Event-T-Shirt, um mich in SAS-Stimmung zu bringen). Es gab allerdings auch Skeptiker: Ein wichtiges Element jeder Konferenz – insbesondere einer solchen wie SAS – ist die Live-Interaktion zwischen den Teilnehmern, die niemals durch Videokonferenzen ersetzt werden kann.

Ich war wirklich sehr begeistert von dem Verlauf der Konferenz. Zum Auftakt verzeichneten wir mehr als 3000 registrierte Teilnehmer, von denen pro Tag mehr als tausend Leute live zuschalteten – manchmal waren es sogar über 2000. Auch die neu eingeführten Schulungen waren mit rund 700 Besuchern gut besucht – definitiv ein Zeichen dafür, dass die Zuschauer es interessant fanden.

Zudem wurde für unsere SAS@Home ein Spezialprogramm vorbereitet – und das alles in nur zwei Wochen! Warum? Nun, das Herzstück unserer Konferenz ist hartgesottenes, freakiges technisches Zeug: sehr detaillierte Untersuchungen und Berichte der weltweit führenden Cybersicherheitsexperten. Für die SAS@Home wollten wir jedoch ein deutlich breiteres Publikumsprofil ansprechen – nicht nur Tech-Vernarrte. Also haben wir experimentiert – wir haben einen Schwerpunkt auf ein Lernprogramm gelegt, nicht anstelle der detaillierten Untersuchungen und Berichte, sondern zusätzlich zu diesen.

Und es scheint, als hätten wir genau die richtige Balance gefunden. Zum einen gab es da die Geschichte des Android-Trojaners PhantomLance in Google Play, der mehrere Jahre lang vietnamesische Android-Nutzer angriff. Es gab Präsentationen zur Netzwerksicherheit und zu Zero-Day-Schwachstellen. Am zweiten Tag fand dann der außerordentlich interessante Vortrag unseres GReAT-Chefs Costin Raiu über die YARA-Regeln statt.

Nicht zu vergessen der Vortrag von Denis Makrushkin, in dem es um Bug-Hunting und Web-Anwendungen ging. Am dritten Tag wurde es dann ziemlich außergewöhnlich – denn nicht bei jeder Cybersicherheitskonferenz erfahren Sie Genaueres über die menschliche Körpersprache; aber unsere SAS ist nun mal etwas ganz Besonderes.

An dieser Stelle möchte ich erneut ein großes Dankeschön an alle, die an der Durchführung der Show mitgewirkt haben, aussprechen: Danke an alle Redner, Organisatoren, Partner von SecurityWeek, Zuschauer, Online-Chatter und Twitterer. Und vergessen wir nicht den Flashmob, den wir während der SAS gestartet und all denjenigen gewidmet haben, die während der Ausgangssperre völlig neue Welten für sich entdeckt haben.

Ja, alles in allem war die SAS@Home ein großer Erfolg. Zugegebenermaßen ein eher unerwartetes Format, aber eines, das funktioniert hat. Und noch eine weitere Sache: Wir hatten ein Meeting und ich habe beschlossen (!), dass dieses Online-Format auch nach Covid erhalten bleibt!

Und zum Abschluss noch ein bisschen mehr Positivismus (das letzte Mal, versprochen :)). Wie unsere Experten David Jacoby und Maria Namestnikova während des letzten Vortrags betonten, gibt es viele positive Dinge, die sich aus der Quarantäne zu Hause ergeben haben: Immer mehr Menschen finden die Zeit, um mithilfe von Home Workouts fit zu bleiben. Allgemein wird deutlich mehr Wert auf die körperliche Gesundheit gelegt (weniger Stress, Sandwiches und Imbissbuden). Auch die Solidarität der Menschen hat sich positiv entwickelt; ebenso wie die Kreativität. (In der Tat habe ich all diese Dinge auch bei mir selbst feststellen können.)

Für heute war es das erst einmal von mir und von unserer SAS (bis wir endlich ins sonnige Barcelona reisen können). Ach, und vergessen Sie nicht unsere SAS@Home 2021 bereits in Ihrem Kalender zu markieren.

PS: Abonnieren Sie unbedingt unseren YouTube-Kanal und aktivieren Sie die Glocke, um über Benachrichtigungen informiert zu werden! Dort laden wir nach und nach die Aufzeichnungen aller Sitzungen hoch. Gestern wurde die erste bereits veröffentlicht!

Cybersicherheit: Wie alles begann – Teil 1: 1989-1991

Nachdem ich kürzlich einen Beitrag darüber geschrieben habe, dass wir in unabhängigen Tests seit jeher die Top-3 anführen, überkamen mich plötzlich nostalgische Gefühle. Zufällig viel auch der 20. Jahrestag des ILOVEYOU-Virus-Wurms in diese Zeitspanne: noch mehr Nostalgie und ein weiterer Beitrag! „Warum hier aufhören“, dachte ich mir. In diesem Beitrag folgt also noch mehr K-Nostalgie …

Zunächst drücken wir den Knopf „Zurückspulen“ (auf dem Kassettenrekorder der 80er Jahre) und machen Halt in den späten 1980er Jahren, als Kaspersky lediglich mein Nachname war.

Teil 1 – 1989-1991

Oktober 1989: Für mich das Datum, an dem ich meinen ersten „großen“ Schritt in meiner beruflichen Laufbahn gewagt habe. Datum, an dem ich den Cascade-Virus (Cascade.1704) auf einem Olivetti M24 (CGA, 20M HDD) in ausführbaren Dateien gefunden habe und neutralisieren konnte.

In Erzählungen wird normalerweise die Tatsache vertuscht, dass der zweite Virus nicht von mir, sondern von Alexander Ivakhin entdeckt wurde. Danach haben wir allerdings damit angefangen, Virensignaturen mit unserem Antiviren-Dienstprogramm (man konnte und kann es nicht wirklich als „Produkt“ bezeichnen) regelmäßig zu „zerlegen“. Viren traten immer häufiger auf (mehrere im Monat!): ich zerlegte, analysierte und klassifizierte sie und gab die Daten dann in das Antivirus-Programm ein.

Aber die Viren kamen immer wieder – neue Viren, die Computer gnadenlos zerstörten. Sie mussten beschützt werden! All das passierte ungefähr in Zeiten von Glasnost, Perestroika, Demokratisierung, Genossenschaften, VHS-Videorecordern, Walkmans, komischen Frisuren und der ersten Heimcomputer. Und wie es das Schicksal so wollte, war ein Freund von mir der Leiter einer der ersten Computergenossenschaften, und er lud mich ein, Viren auszurotten. Ich sagte zu …

Mein erstes „Gehalt“ war eine Schachtel 5″-Disketten, da ich damals moralisch einfach nicht dazu bereit war, Geld für meine Dienste zu nehmen. Kurz danach, Ende der 1990er Jahre oder Anfang 1991, konnte die Genossenschaft jedoch zwei tolle Verträge an Land ziehen – und auch ich verdiente daran eine (damals) ordentliche Summe Geld.

Bei dem ersten Vertrag ging es um die Installation von Antivirensoftware auf Computern, die von einer in Kiew ansässigen Genossenschaft aus Bulgarien in die UdSSR importiert wurden. Die bulgarischen Computer waren damals von Viren geplagt, die die Daten auf den Festplatten richtig durcheinanderbrachten; die Viren waren übrigens auch bulgarisch.

Der zweite Vertrag betraf die Lizenzierung von Antivirentechnologien in einem bestimmten MS-DOS-basierten System (das damalige Äquivalent zu MS Office).

Möchten Sie wissen, wofür ich mein erstes „richtiges“ Gehalt ausgegeben habe? Ich glaube, es war ein Videorecorder; übrigens eine totale Geldverschwendung. Ich hatte nie die Zeit, Filme zu schauen, geschweige denn Dinge aufzunehmen. Und auch meine Familie war kein besonderer Fan von Videos. Leider. (Übrigens: Ein guter Videorecorder kostete damals das gleiche wie ein anständiger gebrauchter Lada!)

Meine damals zweite Errungenschaft hat sich damals viel mehr gelohnt – mehrere Tonnen Papier für die Veröffentlichung meines ersten Buches über Computerviren. Übrigens: Kurz nach diesem Kauf kam es übrigens zur Pavlov-Reform, also war es gar nicht mal so schlecht gewesen, dass ich alle meine Rubel ausgegeben hatte – Tage später wären viele meiner 50- und 100-Rubel-Noten wertlos gewesen! Glück gehabt!

Mein Buch wurde im Frühjahr 1991 veröffentlicht. Leider ließen die Verkaufszahlen zu wünschen übrig – die meisten Exemplare verstaubten tatsächlich in einer Lagerhalle. Dennoch habe ich seitdem nirgendwo eine weitere Kopie gefunden, und selbst im K-Archiv gibt es nur eine einzige Kopie (wenn also jemand eines dieser wertvollen Exemplare besitzt – lassen Sie es mich wissen). Übrigens: Mir wurde damals von einer gewissen Natalya Kasperskaya bei der Vorbereitung des Buches immens geholfen. Sie überarbeitete  das Buch immer und immer wieder und kümmerte sich gleichzeitig um ihre zwei kleinen Kinder.

Das ist das Bild meiner zweiten Veröffentlichung. Die einzige Kopie des ersten Buches befindet sich, wie bereits erwähnt, in unserem K-Archiv – und da wir die momentane Lage sehr ernst nehmen, kann ich Ihnen leider kein Foto meines ersten Werks zeigen.

Neben Büchern habe ich übrigens auch damit begonnen, Artikel für Computermagazine zu schreiben und gelegentlich Reden gehalten. Einer der Clubs, in denen ich einen meiner Vorträge hielt, verschickte Shareware auf Disketten per Post. Auf solchen Disketten erschienen übrigens auch die frühen Versionen unseres Antivirenprogramms „-V by doctor E. Kasperski“ (später als „Kaspersky“ bekannt :)) (zuvor waren Freunde und Bekannte die einzigen Benutzer des Antivirenprogramms).

Die Hauptunterschiede zwischen meinem Antivirus-Dienstprogramm und den Dienstprogrammen anderer (man kann diese leider nicht als „Produkte“ bezeichnen) waren folgende: Es hatte eine angemessene Benutzeroberfläche – im Pseudo-Grafikmodus von MS-DOS – der sogar (!) die Verwendung einer Maus unterstützte. Darüber hinaus enthielt es „Resident Guard“ und Dienstprogramme für die Analyse des Systemspeichers, um nach bisher unbekannten MS-DOS-Viren zu suchen (das war lange Zeit vor Windows).

Die älteste gespeicherte Version dieses Antivirus ist die -V34 vom 12. September 1990. Die Zahl „34“ ergibt sich aus der Anzahl der gefundenen Viren! Übrigens: Wenn jemand eine frühere Version hat – bitte lassen Sie mich auch das wissen!

Damals existierte der Antivirenmarkt in Russland noch nicht; es sei denn, Sie zählen Dmitry Lozinskys AV „Aidstest“ auf einer Diskette für drei Rubel dazu. Wir haben versucht, Verkäufe über verschiedene Computergenossenschaften oder Joint Ventures zu organisieren, allerdings waren wir nie wirklich erfolgreich.

Also musste ich in den Jahren 1990 und 1991 meine Rolle als eigenständiger Antivirus Analyst festigen; obwohl damals noch niemand von einer solchen Berufung gehört hatte. Meine Familie war ehrlich gesagt nicht gerade begeistert von der Idee, zumal die CCCP zu diesem Zeitpunkt gerade zusammenbrach und das Geld knapp war. Ja, es waren schwere Zeiten damals; aber umso interessanter!

Fortsetzung folgt.

Security Analyst Summit – Beginn heute Abend (bequem von der Couch)!

Wie viele von Ihnen wissen, organisieren wir jährlich die Sicherheitskonferenz Security Analyst Summit – die übrigens jedes Jahr an einem anderen interessanten (sonnigen und oftmals sandigen) Ort stattfindet. Die Veranstaltung bringt frischen Wind in die Branche – sie ist abwechslungsreich, niemals langweilig, und alles andere als formatverfolgend. Wir bringen namhafte Redner und Gäste in einem exklusiven Format zusammen, um die neuesten Cybersicherheitsnews, Untersuchungen, Geschichten, Kuriositäten usw. zu diskutieren. Keine Politik! Lediglich professionelle Diskussionen über Cybersicherheit – aber in einer entspannten, freundlichen und einfach großartigen Atmosphäre! Und wissen Sie was? Wir machen unsere Arbeit so gut, dass sich SAS nach und nach zu einer der wichtigsten Konferenzen der Branche entwickelt. Hier ist zum Beispiel mein Bericht über die Veranstaltung im letzten Jahr – in Singapur.

Die diesjährige Veranstaltung – übrigens unsere 12. – hätte heute, am 28. April, im sonnigen Barcelona eröffnen sollen. Aber natürlich ist dies aus offensichtlichen Gründen derzeit nicht möglich.

Dennoch hatten wir das Gefühl, dass eine bloße Absage der diesjährigen Konferenz ein Zeichen der Schwäche gewesen wäre. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die SAS 2020 ganz einfach online abzuhalten – und nicht nur das! Sie ist darüber hinaus für jedermann zugänglich! Unsere SAS@Home wird heute offiziell eröffnet (11.00 Uhr EST; 8.00 Uhr PST, 16.00 Uhr London, 18.00 Uhr Moskau). Also, beeilen Sie sich und registrieren Sie sich! Mehr als tausend Leute haben sich bereits registriert. Es sieht also so aus, als würde auch unser neues Onlineformat die Leute nicht abschrecken. Wir sind gespannt darauf, wie diese erste Online-SAS-Format funktioniert. Und wer weiß? Vielleicht laufen in Zukunft zwei parallel – online und offline!

Hier ein kleiner Einblick in die Agenda:

Am ersten Tag – also heute – plaudern unsere Top-Forscher aus dem Nähkästchen und erzählen einige sensationelle und spannende Geschichten, beispielsweise über Spyware im Google Play Store, deren Aktivität bis ins Jahr 2015 zurückverfolgt werden konnte! Thomas Rid, Professor an der John Hopkins University, wird über neue Details berichten, die sich aus der Veröffentlichung zuvor klassifizierter Dokumente zur Spionagekampagne aus der Zeit des Kalten Krieges ergeben haben, die unter dem Namen Operation Neptun bekannt ist. Und Ryan Naraine von Intel wird einen Vortrag über Cybersicherheit nach dem Coronavirus berichten.

Morgen – am 29. April – empfehle ich Ihnen, einen Blick auf die Vorträge unserer Top-Experten Costin Raiu – mit seiner Präsentation über Yara-Tools halten wird – und David Jacoby – der einen Vortrag mit dem Titel „Die Geschichte der Hacker: Wie Hacker die Welt verändert haben“ halten wird, zu werfen.

Am 30. April wird das GReAT-Team (unsere Elite-Cyber-Ninja-Abteilung :)) seinen Quartalsbericht über APT-Aktivitäten veröffentlichen. Alex Frappier, zertifizierter nonverbaler Kommunikationstrainer der CanCyber Foundation, wird uns Gesichts- und Körpergesten vorstellen, die selbst bei Online-Videokonferenzen studiert werden können. Und zum Nachtisch – eine Keynote von… Überraschung! Ich weiß es nämlich selber noch nicht ;)! Aber ich mir sicher, dass sie/er Sie nicht enttäuschen wird.

Wie Sie sehen, sprühen die nächsten Tage nur so vor interessanten Themen. Bereiten Sie das Popcorn vor, machen Sie es sich auf dem Sofa bequem und genießen Sie SAS-2020-Online!
Denken Sie daran sich zu beeilen: die Konferenz beginnt heute Abend um 18:00 Uhr (Moskauer Zeit). Hier können Sie sich registrieren.

PS: Ich habe immer noch die Hoffnung, dass wir unsere traditionell analoge SAS-Konferenz diesen November in Barcelona wiederholen können. Und nein! Es wird sich dabei nicht um eine Wiederholung der gesamten Agenda, sondern um ein vollkommen neues Programm handeln!

 

Wir führen die Top3 an: transparent und für jeden sichtbar!

Man könnte meinen, dass wir damals das Glück hatten, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein, um uns einige Jahre später in einen der weltweit führenden Cybersicherheitsanbieter zu verwandeln. Doch diese Annahme ist vollkommen falsch! Lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen …

Tatsächlich habe ich haben wir uns als Unternehmen zu Beginn unserer AV-Arbeit ein Ziel gesetzt. Und zwar ein sehr ehrgeiziges Ziel.

Ich erinnere mich noch daran, als wäre es gestern gewesen. Mein langjähriger Freund Alexey De Mont De Rique und ich warteten 1992 an der Straßenbahnhaltestelle auf die Straßenbahn Nummer 6, nicht weit von der Metrostation Sokol in Moskau entfernt – damals, als wir 12 bis 14 Stunden am Tag arbeiteten, schlug ich Alexey vor, uns selbst ein Ziel zu setzen. Seine Antwort darauf? „Okay, welches Ziel genau? Und glaubst du wirklich, dass wir uns ein Ziel setzen sollten?“

„Wir sollten das beste Antivirenprogramm der Welt entwickeln“, war dann meine Antwort. Alexey schluckte zwar kurz, aber lehnte nicht ab. Stattdessen fingen wir an, den Weg zu unserem Ziel langsam zu ebnen und zu gestalten – wir arbeiteten noch härter und verloren dabei nie unser Ziel aus den Augen. Und es hat funktioniert!

Wie genau?

Durch harte Arbeit, Ideenreichtum und den starken Willen, in der damals sehr schwierigen Zeit in Russland zu überleben und zu gedeihen [Russland Anfang der 90er Jahre: Der Zusammenbruch der Sowjetunion und ihrer Kommandowirtschaft; der Kampf, „sofort“ auf eine Marktwirtschaft umzusteigen, Inflation, Arbeitslosigkeit, Gesetzlosigkeit…]. Wir arbeiteten ununterbrochen. Ich entdeckte neue Viren, während Alexey die neue Benutzeroberfläche codierte und Vadim Bogdanov, Editor der AV-Datenbanken, all seine Kräfte aufwandte, um die verschiedenen Computertools für meine Arbeit zusammenzubasteln. Ja, in den 90er Jahren bestand das Unternehmen lediglich aus uns Dreien! Dann 4, dann 5, dann … den Rest kennen Sie!

Erinnern Sie sich noch daran, wie ich Ihnen zu Beginn des Beitrags gesagt habe, dass es bei unserem Erfolg nicht darum ging, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein? Nun, ein wenig Glück war vielleicht doch im Spiel: denn 1994 fanden die weltweit ersten „Olympischen Antivirus-Spiele“ statt. An der Uni Hamburg wurde Sicherheitssoftware erstmals unabhängigen Tests unterzogen. Natürlich hatten wir Glück, dass diese unabhängigen Tests damals stattgefunden haben. Es war allerdings kein Glück, dass wir gewonnen haben.

 

Oh ja! Wir haben damals die Goldmedaille geholt (ein Trend, der übrigens noch heute zur Tradition gehört). Wir haben also quasi von Anfang an bereits die höchsten Ergebnisse erzielt. Und auch in anderen unabhängigen Tests, die zu dieser Zeit durchgeführt wurden, erhielten wir immer wieder Gold. Hurra!

Hier ein Foto, als wir übrigens bereits zu viert waren. Das Foto muss Vadim geschossen haben. Von links nach rechts: Alexey De Mont De Rique, Andrey Krukov (bis heute Teil der K-Familie), und meine Wenigkeit.

Tatsächlich fanden unabhängige Antiviren-Tests auch früher statt, aber so etwas „Olympisches“ wie in Hamburg gab es bis dato nicht; darüber hinaus wurden meist begrenzte Szenarien verwendet: Wie dieses und jenes AV die bösartigsten Cyberbakterien erkennt. Zum Beispiel testete ICARO (die italienische Computer-Antivirus-Forschungsorganisation!) Einen Monat vor dem Hamburger Uni-Test, wie gut AV nur ein Paar super-mutierender Viren erkannt hat. Natürlich lag unsere Erkennungsrate bei 100%. Übrigens: Beide Viren waren MS-DOS-basiert – 16-Bit; heutzutage kaum mehr relevant.

Sie können sich bereits ein Bild machen: Von Anfang an – und bis heute – haben wir uns immer das ehrgeizige Ziel gesetzt, die besten Technologien der Welt zu entwickeln. Aber Benutzer haben Anbieter diesbezüglich nie beim Wort genommen, warum sollten sie auch? Dementsprechend ist parallel zur Entwicklung der Cybersicherheitsbranche selbst auch eine Branche unabhängiger Testlabors entstanden.

Nachdem wir jedoch begonnen hatten, an allen Tests teilzunehmen, stießen wir plötzlich auf eine kleine Schwierigkeit …

Es ist kein Geheimnis, dass verschiedene Testlabors unterschiedliche Testmethoden einsetzen, und auch ihre Bewertungssysteme können unterschiedlich sein. Dies macht einen Vergleich jedoch kaum möglich. Darüber hinaus ergeben bestimmte Testergebnisse immer ein vollständigeres Bild, wenn alle AV-Marktteilnehmer vertreten sind. Beispiel: eine Erkennungsrate von 99%: wird es immer ein vollständigeres Bild davon geben, was passiert, Für sich allein ist das bedeutungslos. Denn wenn alle anderen Mitbewerber eine Erkennungsrate von 100% haben, sind 99% ein schlechtes Ergebnis. Aber wenn alle oder die meisten Wettbewerber viel niedrigere Prozentsätze erreichen, wie zum Beispiel 90%, 80% oder weniger, sind 99% Gold wert.

Aus genau diesem Grund fingen wir intern damit an, eine aggregierte Metrik namens Top3 zu verwenden, die sowohl absolute als auch relative Ergebnisse in allen Tests für alle Anbieter zusammenfasste.

Wie gesagt – die Metrik wurde lediglich intern verwendet. Sie wurde als interner Benchmark (Vergleichsmaßstab) verwendet und half unseren F&E-Jungs und -Mädels, besser, schneller und stärker zu werden. Erst viel später, im Jahr 2013, realisierten wir schließlich, dass die Top3 veröffentlicht werden sollten! Ich meine – warum nicht?

Wie wir an die in Statistiken der Top3 gelangen?

Zunächst berücksichtigen wir alle maßgeblichen Testlabors, die im angegebenen Kalenderjahr Anti-Malware-Tests durchgeführt haben.

Darüber hinaus berücksichtigen wir das gesamte Spektrum der Tests dieser Labore und aller teilnehmenden Anbieter.

Drittens vergleichen wir Folgendes zusammenstellend: (i) die Anzahl der Tests, an denen ein Anbieter teilgenommen hat; (ii) den Prozentsatz der absoluten Gesamtsiege; und (iii) den Prozentsatz der Siege (Top-3-Plätze). Wir haben uns dazu entschlossen, die Metrik in 3D zu erstellen, um alle drei Variablen in einem Diagramm darzustellen.

Im Anschluss die wichtigsten Auswahlkriterien für unsere Tests:

1) Die Tests müssen von weltweit anerkannten und erfahrenen Laboratorien durchgeführt werden (kurzlebige Labore, die in kürzester Zeit kommen und gehen, nehmen nicht teil);
2) Tests müssen über eine transparente Methodologie verfügen;
3) Die Transparenz der Ergebnisse muss gewährleistet sein – Anbieter müssen die Möglichkeit haben, schlechte Testergebnisse einsehen zu können;
4) Sowohl unabhängige als auch von Anbietern oder anderen Drittanbietern in Auftrag gegebene Tests dürfen in die Metrik aufgenommen werden;
5) Tests, an denen K-Produkte teilgenommen haben und nicht teilgenommen haben, sind enthalten. So werden die Transparenz und Objektivität der Metrik gewährleistet und es wird ausgeschlossen, dass keine Tests berücksichtigt werden, bei denen unsere Ergebnisse möglicherweise nicht sehr gut waren. Alle technischen Eigenschaften und alle transparenten Prüfungen sind enthalten.
6) Alle Testergebnisberichte müssen auf Englisch veröffentlicht werden.

Die Berechnungsmethodik wurde seit der Einführung der Metrik kaum verändert; es wurden lediglich kleine Verbesserungen vorgenommen, um die Genauigkeit zu steigern und gleichzeitig die Ergebnisse der Teilnehmer unparteiisch zu halten.

Eine interaktive Version der Top3-Ergebnisse der letzten Jahre finden Sie hier. Und ja, diese riesige grüne Kugel in der oberen rechten Ecke – das sind wir!

Wir sitzen alle im selben Boot!

Hallo Leute!

Sie wissen, dass ich auf diesem Blog meist über humorvolle Dinge berichte, aber heute denke ich, ist es an der Zeit, ein Geschäftsthema anzusprechen. Das nicht zu tun wäre wie … einen riesigen (grünen) Elefanten im Raum nicht zu bemerken. Und das wollen wir wirklich nicht …

Ich meine damit,

dass das Unternehmen, das zufällig meinen Nachnamen trägt, mittlerweile fast vollständig aus dem Homeoffice arbeitet. Nicht, dass dies negative Auswirkungen hätte: Alle Prozesse funktionieren wie gewohnt einwandfrei und wir verfolgen und fangen Cyber-Halunken nach wie vor. Unsere Produkte, die von Heimnutzern und Unternehmen weltweit genutzt werden, bieten – wie immer – rund um die Uhr Schutz und auch Updates werden mit derselben Regelmäßigkeit verschickt. Mit anderen Worten – es läuft wie immer, nur… mit einem kleinen Unterschied.

Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Dinge so reibungslos laufen wie bisher. Ich war angenehm überrascht von der Tatsache, dass unsere über 4000 K-Leute auf der ganzen Welt schnell und schmerzlos von der Arbeit aus dem Büro zur Arbeit aus dem Homeoffice wechseln und all ihre Aufgaben – ohne Produktivitätsverlust mit gesteigerter Produktivität – erledigen konnten. Also, an alle unsere K-Mitarbeiter – vor allem aber an unsere IT-, F&E- und HR-Mitarbeiter – ein großes Lob, Applaus und Standing Ovations!

Natürlich gab und gibt es hier und da ein paar kleine Schwierigkeiten, die größtenteils psychologischer Natur sind: Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gewöhnen sich daran, aus dem Homeoffice zu arbeiten. Und nicht jeder konnte problemlos auf diese ungewöhnliche Arbeitsweise umsteigen. Jeden Tag von zu Hause aus zu arbeiten (wenn das zuvor noch nie, oder eher selten, der Fall war) bedeutet auch, völlig neue tägliche Routinen und Abläufe zu schaffen, die eine gewisse Akklimatisierungszeit erfordern – insbesondere dann, wenn man Kinder / oder Haustiere zu Hause hat (auch jeden Tag alleine zu Hause zu sein stelle ich mir schwierig vor). Angesichts dieser Schwierigkeiten haben wir auf unseren Blogs Erfahrungen und Lifehacks gesammelt, in denen wir uns darüber austauschen, wie wir angesichts der neuen Realität besser mit der gesamten Situation umgehen können.

Sie fragen sich vielleicht, wie ich mit diesem „neuen“ Homeoffice-Ding zurechtkomme.

Ehrlich gesagt ist all das eigentlich nichts Neues für mich. Ich arbeite seit 15 Jahren fast genauso viel aus dem „Homeoffice“ wie aus dem Büro, da ich fast die Hälfte meines Arbeitsjahres auf Geschäftsreisen verbringe. Was für mich tatsächlich neu ist, ist diese gesamte technische Zauberei, die Telearbeit viel bequemer und interessanter macht. Zum Beispiel – Videokonferenzen. Ich habe mich noch nie darum gekümmert, da es immer die Möglichkeit gab, Kunden, Partner, Journalisten, Minister, Rockstars usw. persönlich zu treffen. In dieser Situation habe ich allerdings damit begonnen, an den wöchentlichen Live-Online-Übertragungen unserer Geschäftsleitung teilzunehmen, in denen wir alle K-Leute über die sich entwickelnde Situation auf dem Laufenden halten und ihre Fragen beantworten. Erst letzte Woche habe ich an zwei solchen Online-Meetings teilgenommen:

Aber, ja: Alles in allem ist alles in Ordnung. Der Übergang zur neuen täglichen Realität wurde erfolgreich abgeschlossen. Toll gemacht alle zusammen!

Ich wünsche Ihnen viel Gesundheit und, dass Sie angesichts der derzeit außergewöhnlichen, beispiellosen Situation weiterhin klug handeln und Ihre Zeit isoliert zu Hause so gut wie möglich nutzen.

PS: Dieser Beitrag ist Teil des Krypto-Rätsels auf meinen Social-Media-Kanälen. Mehr werde ich dazu nicht sagen. Ok, vielleicht doch – aber wirklich nur zwei Worte: Shamir’s Secret.

 

Großartige Arbeit, die patentwürdig ist!

Der letzte Monat war ein so großartiger Monat für geistiges Eigentum von K. Es ist so schön, gute Nachrichten zu erhalten, insbesondere um die trüben, nassen und trostlosen Märztage aufzuhellen.

Aber wir hatten in letzter Zeit auch andere großartige Monate in Bezug auf Patente: Im September letzten Jahres wurden wir zum zweiten Mal in Folge in die Liste der Top 100 Global Innovators von Derwent aufgenommen. Damit sind wir das erste und einzige russische Unternehmen, das es auf diese sorgfältig recherchierte Liste der 100 innovativsten Unternehmen der Welt geschafft hat! Hurra!

Ein paar Details zu diesen Top-100: Jedes Jahr wählt das unabhängige US-Unternehmen Clarivate Analytics die innovativsten Unternehmen der Welt anhand der Qualität seiner Patentportfolios aus.

Insbesondere anhand folgender vier Kriterien wählt Clarivate seine Top-100 aus:

  1. Wie erfolgreich ein Unternehmen mit seinen Patentanmeldungen ist, gemessen an den tatsächlich erhaltenen Patenten.
  2. Wie global die Innovationen eines Unternehmens sind.
  3. Wie oft die Patente eines Unternehmens zitiert (z. B. in Anmeldungen anderer IT-Unternehmen) wird.
  4. Die Gesamtzahl der Patente eines Unternehmens.

In diesem Jahr haben es acht IT-Global Player es in die Liste geschafft: Amazon, Facebook, Google, Microsoft, Oracle, Symantec, Tencent und wir! Schön, dass wir auf der Augenhöhe bekannter Zeitgenossen sind!

Nun zu einem Update der Zahlen unseres Patent-Teams, das immer wieder mit harten Arbeit und den damit verbundenen erfolgreichen Ergebnissen überrascht: Unsere Patentpraxis wurde bereits 2005 gegründet: Seitdem ist unser Patentportfolio von 0 auf über 930 Patente in Russland, den USA, Europa, China und Japan gewachsen! Außerdem sind mehr als 500 Patente bei der Zulassung angemeldet. Wir haben neun Gerichtsverfahren gewonnen, zwei sind noch nicht abgeschlossen, und wir haben keines verloren!

Kurz gesagt, wir kämpfen und besiegen weiterhin Patenttrolle. Passt auf, Trolle!

Das ist alles für heute!

Wir sehen uns morgen wieder!…

 

Weitere gute Nachrichten im Kampf um das geistige Eigentum!

Ich konnte nicht anders, als die Begeisterung zu teilen, die uns unsere neuesten Patentnachrichten über den erstaunlichen Sieg unserer Patentanwälte bescheren :). Darüberhinaus freue ich mich auch, heute über den nur wenige Tage später erlangten Bombensieg zu erzählen…

Wir haben mal wieder bei in einer sehr wichtigen Patentklage gesiegt! Diesmal gegen Uniloc (ja genau, das gleiche Uniloc, das es geschafft hat, 388 Millionen Dollar von Microsoft zu ergattern). Sie sollten wissen, dass sie uns 2018 wegen des gleichen Patents verklagt haben, aber wir haben uns durchgesetzt.

Während des Verhandlungsprozesses einer weiteren von Uniloc eingereichten Patentverletzungsklage erhielten wir kürzlich eine Nachricht von den Vertretern des Unternehmens, dass sie des Kampfes müde und bereit sind, dies zu beenden. Das heißt: Sie sind bereit, den Anklage fallen zu lassen, wenn wir bereit dazu wären. Natürlich waren wir bereit (innerhalb einer Stunde und ohne den ganzen Amtsschimmel)! Vor Ort haben wir eine gemeinsame Stellungnahme verfasst, die die Anklagepunkte rechtskräftig abweist. Dies ist ein endgültiges Urteil, d. h., dass dieser Fall nicht wieder aufgerollt werden kann.

Laut Uniloc hat die in unserem My Kaspersky-Lizenzmanager verwendete Softwarelizenz- und Einstellungsverwaltungssoftware anderen Patenten „auf die Füße getreten“. My Kaspersky ist ein Webdienst, mit dem man Abonnements aus der Ferne erneuern, Scans starten, Produktberichte abrufen und alle möglichen anderen nützlichen Aufgaben ausführen können.

Unten finden Sie eine Liste der Patente mit Beschreibungen der konfigurierbaren Einstellungen für autorisierte Benutzer. Die Grundidee ist folgende: Wenn ein Benutzer mit mehreren Geräten das Produkt auf einem Gerät konfiguriert, speichern sich diese Einstellungen auf allen anderen Geräten. Alle diese Patente (mit einem Prioritätsdatum von 1998) wurden von IBM erworben. 31 wurden angeklagt, darunter: AkamaiSAP (vertreten durch die Tochtergesellschaft Concur Technologies), Oracle (vertreten durch die Tochtergesellschaft Netsuite), UbisoftTencent (vertreten durch die Tochtergesellschaft Riot Games) und Zendesk.

US6324578
US7069293
US6510466
US6728766

Die Expertenanalysen haben unseren potenziellen Schaden auf 7 Millionen US-Dollar geschätzt, unter der Annahme eines Schadensbetrags von 90 Millionen US-Dollar.

Dies war ein langwieriger Fall, der bereits 2016 begann, aber vorübergehend ausgesetzt wurde, da die Patente in einem der voherigen Verfahren für ungültig erklärt wurden. Ein Jahr später bestätigte das United States District Court of Texas (dt. Bundesbezirkgericht von Texas) die Entkräftung von zwei Patenten: 766 und 466, bestätigte jedoch 578 und 293. Unabhängig davon war dies immer noch ein Gewinn für uns, auch wenn wir nur indirekt beteiligt waren. Eines sollte man im Auge behalten: Wenn Patente das Berufungsgericht „überleben“, fangen Trolle an, die Anzeigen gegenüber den Angeklagten zu verdoppeln. Uniloc hat jedoch seine Ansprüche gegen uns zurückgezogen und gleichzeitig Rechtsstreitigkeiten gegen andere Unternehmen fortgesetzt. Diese Entscheidung des Berufungsgerichts war einer von drei wichtigen Punkten auf unserem Weg zum Sieg. Wir haben auch anderen angeklagten Unternehmen beim Verfassen der Klageabweisung geholfen, da die Urteile auch Folgen für uns haben.

Der zweite wichtige Punkt war unser Fall, den Uniloc bereits gut kannte. Wir mussten es eisern aushalten, um all ihrem Druck standzuhalten.

Und drittens war eine achtstündige, persönliche Schlichtung mit dem Uniloc-Team.

Beachten Sie, dass Uniloc seine Ansprüche genau eine Woche nach Abschluss des Verfahrens gegen GBAS widerrief. Das zeigt nur, dass unser Ruf als kompromissloser Zerstörer zweifelhafter Patentpraxis uns weiterbringt. Und ich könnte nicht glücklicher sein!

Übrigens war dies nur eine von drei Klagen Unilocs gegen uns, die alle zu unseren Gunsten endeten. Spielstand: 3: 0.

Unser Gesamtspielstand für Patentklagen beträgt 9: 0 (ohne vorgerichtliche abgelehnte Ansprüche).

1: 0 IPAT gegen Kaspersky
2: 0 IPAT gegen Digital River (Entschädigung) 3: 0 Lodsys   gegen Kaspersky
4: 0 Gerätesicherheit gegen Kaspersky
5: 0 Wetro   Lan gegen Kaspersky
6: 0 Uniloc   (1) gegen Kaspersky
7: 0 GBAS gegen Kaspersky
8: 0 Uniloc (3) gegen Kaspersky 9: 0 Uniloc (2) gegen Kaspersky (die Klage, über die ich hier schreibe).

Das war’s also.

Verschwendet keine Zeit oder Geld damit!

I-Antivertrauen: Es ist Zeit, Ihr Entscheidungsrecht zurückzuerlangen

Seit jeher kämpfen wir bei Kaspersky gegen Ungerechtigkeit – und werden dies auch in Zukunft weiter tun. Und dazu gehört auch der Kampf gegen Ungerechtigkeit im großen Ausmaß.

So konnten wir beispielsweise 2017 eine Vereinbarung mit Microsoft erzielen, die das Unternehmen ermutigte, seinem eigenen Antivirenprodukt keine unfairen Vorteile mehr zu gewähren. Sicher, Microsoft ist ein moderner Goliath. Aber wir sind ein moderner David! Und das müssen wir auch sein. Denn irgendjemand muss ja den Giganten ab und zu die Stirn bieten, wenn diese anfangen, ihr Gewicht auf unfaire Weise in die Waagschale zu werfen.

Im letzten Jahr mussten wir für einen weiteren Kampf erneut die Boxhandschuhe aus dem Schrank holen, (wieder in einer Kartellangelegenheit), aber dieses Mal mit einem anderen Goliath: Apple.

Aber zunächst ein kurzer Rückblick:

Die glorreichen Tage…

Im Jahr 2008 eröffnete Apple nach den außergewöhnlichen Erfolgen des iPhones seinen App Store. Und um dessen „Regale“ zu füllen, lud das Unternehmen unabhängige Entwickler dazu ein, diesen als Plattform für den Verkauf ihrer iOS-Software zu nutzen. Diese unabhängigen Entwickler sprangen sofort auf dieses Angebot an und brachten Tausende von Apps im Schlepptau mit sich (im Schnelldurchlauf: 12 Jahre sind vergangen und es gibt jetzt buchstäblich Millionen). Benutzer auf der ganzen Welt waren mit dieser Wahl zufrieden, sowohl Apple als auch die unabhängigen Entwickler machten ordentliche Gewinne, alles war gut, es herrschte Frieden und Harmonie, und es sah aus, als würden alle glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben.

Allerdings ist Business nunmal Business.. Letztendlich existieren Apple sowie alle kommerziellen Unternehmen in erster Linie, um Gewinn zu machen. Apple begann deshalb mit der Ausweitung seiner Produkte. Das Unternehmen schuf weitere i-Gadgets, alle Arten von Dienstleistungen und vieles mehr. Trotzdem sehnte sich Apple nach mehr. Damals richtete Apple den Blick auf die Märkte der iOS-Anwendungen, die von unabhängigen Entwicklern im eigenen App Store erstellt wurden.

Zurück ins Jahr 2020

Ich habe großen Respekt vor Apple. Das Unternehmen hat ein erfolgreiches Geschäftsmodell geschaffen, das von vielen beneidet und nachgeahmt wird. Ich beneide es weder, noch ahme ich es nach, und ich stimme mit vielen Richtlinien Apples (in erster Linie in Sachen Cybersicherheit) nicht ganz überein, aber das bedeutet nicht, dass ich es weniger respektiere (auch wenn ich persönlich keine Apple-Produkte verwende). Wir arbeiten seit vielen Jahren in verschiedenen Bereichen mit Apple zusammen und bis vor kurzem war dies eine Partnerschaft auf Augenhöhe.

Wie Zehntausende andere unabhängige Entwickler erstellen wir nützliche iOS-Apps, die die Attraktivität der Plattform insgesamt erhöhen. Zusammen mit Apple hatten wir ein gewinnbringendes Geschäft, doch am Ende des Tages waren es immer noch die Benutzer, die am meisten davon profitierten (da sie mit immer nützlicheren Apps versorgt wurden). Allen ging es gut. Doch dann wurde auf einmal alles anders. Ende 2018, kündigte Apple mit der Veröffentlichung von „Screen Time“ seinen Kreuzzug gegen unabhängige Entwickler an.

Wettbewerb ist gut, denn Wettbewerb funktioniert zum Wohle des Nutzers. In diesem Fall: mehr Apps, bessere Apps, abwechslungsreichere Apps, mehr Auswahl (und keine Entwickler, die sich nicht auf der Spitze der App-Store Charts ausruhen können)! Aber damit Wettbewerb existieren kann, muss es auch gleiche Wettbewerbsbedingungen geben, d.h. faire Regeln und zwar für alle. Doch diese Chancengleichheit und dazugehörige Wettbewerb wurde von Apple zerstört. Lassen Sie mich Ihnen erzählen, wie genau es dazu gekommen ist.

Die iStory, die schwer zu glauben ist

Screen Time ist in einen reifen Markt eingestiegen, in dem bereits Dutzende von unabhängigen Entwicklern tätig waren. Der App Store bot eine große Anzahl von Apps an, die Kindersicherung, Zeitmanagement und andere damit zusammenhängende Aufgaben ermöglichten. Und genau hier beginnt der Wahnsinn.

Apple monopolisierte unerwartet eine breite Palette kritischer Funktionen, indem es sie für andere Entwickler einfach abschaltete!

Wie soll beispielsweise eine Kindersicherungsapp ohne konfigurierbare Profile, ohne die Möglichkeit, URL-Adressen zu filtern, ohne Anwendungskontrolle und ohne vollwertige Geolokalisierung auskommen? Das stimmt: Das kann sie nicht! Aber wenn es sich um eine Kindersicherungsapp von Apple handelt, dann geht’s, denn keine dieser kritischen Funktionen wurde in Apples nativen Anwendungen eingeschränkt! Apples Apps spielen also nach eigenen Regeln, während andere Apps striktere Regeln befolgen müssen..

Natürlich wurde dieser mutige, seltsame Schritt unter dem Deckmantel der „Privatsphäre- und Sicherheitsbedenken“ unternommen, aber („war ja klar“), dass diese Bedenken sehr schnell erkannt und der Schwindel aufgedeckt wurde.

Als Nächstes begann Apple, Entwickler aus dem App Store zu verbannen, die Genehmigung neuer Software-Builds zu verzögern und neue inakzeptable Anforderungen und Bedingungen einzuführen. Einige Apps wurden abgeschaltet, während andere in ihrer Funktionalität eingeschränkt wurden und sie deshalb unbrauchbar machte. Einige unabhängige Entwickler beschlossen aber, sich zu wehren. Einschließlich uns. Die Entwickler schlossen sich zu einer Vereinigung zusammen, um gemeinsam mit Apple faire Regeln für alle zu erreichen, während einige von ihnen bei den regionalen Kartellbehörden Beschwerden einreichten und eine öffentliche Kampagne in der Presse und in den sozialen Medien starteten.

Dann, im Juni 2019, sah es so aus, als ob Apple auf die Bremse getreten und sogar den Rückwärtsgang eingelegt hätte. Tatsächlich aber war es ein rein taktisches Manöver, um einen Ausdruck des guten Willens vorzutäuschen und das in keiner Weise dazu beigetragen hat, das Problem der Gleichberechtigung aller, einschließlich Apple selbst, zu lösen.

Dann wurde iOS 13 veröffentlicht… mit weiteren Einschränkungen, um das Ökosystem noch stärker zu treffen!

Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel dafür geben, wie sich diese „Innovationen“ von iOS auf unsere Kindersicherungsapp „Kaspersky Safe Kids“ auswirkten.

Erstens: Apple lädt und aktiviert die App „Bildschirmzeit“ automatisch auf den Geräten bei der Installation der neuen Version von iOS,  auch wenn der Benutzer bereits eine ähnliche Anwendung an Bord hat. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber das klingt für mich nicht gerade nach „freier Wettbewerb“. Es sieht eher nach dem Gegenteil aus: Eindringen in Märkte, auch bekannt als „Marktverdrängung“ oder „Markteinverleibung“, auch bekannt als „die Party crashen“, d.h. – ungebeten.

Zweitens erlauben es die neuen Funktionen von iOS 13 jetzt, dass ein Kind die Safe Kids App einfach löschen kann (d.h. eine vollständige Aufhebung der Bedeutung von „Kindersicherung“) und auch Websites über Safari ansehen kann (es ist unmöglich geworden, den Browser zu verstecken), anstatt über den eingebauten sicheren Browser, der das Filtern unerwünschter Inhalte erlaubt. Unglaublich aber wahr!

Drittens haben die Änderungen des Zugriffs auf die Geolokalisierung eines Geräts den Eltern die Möglichkeit genommen, den Standort ihres Kindes zu verfolgen! (Nein. Ich denke mir das nicht gerade aus!. Und Apple hat das alles im Namen der Sicherheit gemacht, Sie erinnern sich noch, ja?!)

Aber warten Sie – jetzt kommt sprichwörtlich die Crème de la Crème! Sind Sie bereit?

Alle Funktionen, die unabhängigen Entwicklern verboten wurden, bleiben völlig in Ordnung und zugänglich für… TADA, SIEHE DA, Apple!

iFrechheit in dieser Größenordnung konnte einfach nicht unbemerkt bleiben

Ermutigend ist jedoch, dass das Problem nicht unbemerkt geblieben ist. Es hat auf den allerhöchsten judikativen Ebenen der ganzen Welt Widerhall gefunden. Im US-Senat wurde vorgeschlagen, Apple und anderen großen Unternehmen zu verbieten, ihre eigenen Apps auf ihren eigenen Marktplätzen zu platzieren, da sie standardmäßig Präferenzen für ihre eigenen Produkte schaffen werden.

In Russland wurde ein Kartellverfahren eingeleitet. In der EU befindet man sich noch in der Voruntersuchungsphase. In der Tat kommen langsam aber sicher die negativen Folgen dieses Wettbewerbsrückgangs an die Oberfläche. „Bildschirmzeit“ steht sogar wegen seiner Funktionsmängel (selbst mit seiner funktionalen Überlegenheit, da die Funktionalität aller Konkurrenten eingeschränkt wurde!) bei den Verbrauchern in der Kritik. Um das Problem zu umgehen und um Kinder zu schützen, sehen einige unabhängige Entwickler zurzeit die einzige Möglichkeit für Verbraucher darin, auf Android umzusteigen.

Und nun zu diesen angekündigten Nachrichten, die ich Ihnen versprochen habe…

Ich bin mir noch nicht sicher, ob das eine gute Nachricht ist oder nicht, aber zumindest etwas Bewegung muss eine gute Sache sein. Wir haben versucht, für die Chancengleichheit aller zu kämpfen. In diesem Frühjahr wird der Föderale Antimonopoldienst Russlands sein Urteil über unsere Behauptung bezüglich des Missbrauchs der marktbeherrschenden Stellung von Apple und der Schaffung unrechtmäßiger Wettbewerbsvorteile für „Bildschirmzeit“ erlassen. Fast alle Argumente und Beweise in dem Verfahren sind bereits vorgelegt worden. Für uns war es ein sehr langer, komplexer Prozess (Details finden Sie hier), der sehr viel Zeit, Mühe und Geld Kraft gekostet hat. Aber wir haben unsere Position gut erklärt, und ich habe die Hoffnung, dass die Entscheidung zu unseren Gunsten ausfallen wird. Drücken Sie uns die Daumen…

Als Jobs das Sagen hatte, gab es so etwas nicht

Wissen Sie, was mich bei diesem Kreuzzug von Apple gegen seine unabhängige Entwickler zum Nachdenken bringt? Ein Kampf des iOS-Ökosystems gegen das App Store-Ökosystem! Apple absorbiert nach und nach die saftigsten, profitabelsten Märkte der unabhängigen Entwickler. Und es sieht um so unappetitlicher aus, da die iOS-Plattform dank des App Store zur Geschäftsgrundlage des Unternehmens geworden ist. Ohne den App Store hätte Apple nur ein weiteres gescheitertes Projekt gehabt, und zwar die Art von Projekten, von denen es in der Geschichte des IT-Geschäfts viele gegeben hat.

Das alles erinnert mich ein wenig an den berüchtigten Brief von Steve Jobs, der den „heiligen Krieg“ gegen Google ankündigte; insbesondere an diesen Satz darin: „Bündeln Sie alle unsere Produkte, damit wir die Kunden noch mehr in unser Ökosystem einbinden können“.

Wahrscheinlich weiß nur Herr Jobs selbst genau, was er damit gemeint hat. Aber obwohl er ursprünglich gegen Apps von Drittanbietern für das iPhone war (er änderte später seine Meinung), habe ich keinen Zweifel daran, dass zu seinen größten Erwartungen die Erwartungen gehörten, die er an unabhängige Entwickler stellte: dass sie mit ihrer Inspiration und ihren Ressourcen dazu beitragen, das für Apple beste Ökosystem zu schaffen. Und eines ist sicher: Jobs hätte es Apple nicht erlaubt, sich in einen selbstverherrlichenden Diktator zu verwandeln und sich gegen genau die Entwickler zu wenden, die Apple geholfen haben und sie gänzlich zu diskriminieren.

Ich habe es schon einmal erwähnt, aber ich sage es noch einmal: Ich respektiere Apple. Und ich habe das Gefühl, dass es keine Probleme in unseren Beziehungen gibt, die wir nicht lösen können. Apple könnte sich für einen vernünftigen Kompromiss entscheiden und die ungerechten Spielregeln überdenken. Dies würde Apples Plattform noch stärker machen, indem es unabhängigen Entwicklern erlauben würde, vollwertige Anwendungen zur Verfügung zu stellen, um den Bedürfnisse der Millionen von Benutzern gerecht zu werden.

Bitte unterstützen Sie uns in diesem Kampf, auch um Ihretwillen. Sie haben nämlich ein Recht darauf, Ihre Rechte zu schützen, ein Recht darauf, sich zu entscheiden, was Sie haben wollen und was nicht und nicht das, was ein großes Unternehmen als beste Lösung für Sie entscheidet! Bleiben Sie auf dem laufenden. Bald bin wieder zurück und berichte Ihnen über das Urteil der russischen Kartellbehörde, sobald es vorliegt.